Liebe Leserin, lieber Leser,
der Hunger der Welt ist ein politisches Versagen erster Ordnung. Etwa 800 Millionen Menschen in fast 100 Ländern der Erde hungern. Das sind 200 Millionen Menschen mehr als vor zwei Jahren. Wir nehmen das hin, achselzuckend, tja.
Gründe für den Welthunger sind Logistikprobleme und Konflikte; Klimawandel und Verschwendung; Nachernteverluste, Fluchtbewegungen, Biosprit und vieles mehr. Neben Armut aber ist Hunger vor allem eine Frage der Macht. Und, schlicht und einfach, des politischen Willens. Selbst in einer (noch) wachsenden Weltbevölkerung wäre genug für alle da, eigentlich. Dafür müssten die etwas ändern, die das können.
Stattdessen aber ist dies die Lage: Jeder neunte Mensch weltweit hungert. Von ihnen sind die meisten nicht von akuten Katastrophen betroffen, sie hungern einfach immer. Wo es früher schon schlecht war, wurde es noch schlechter; seit 2014 hat sich die Hungersituation in 20 Ländern mit mäßigen, ernsten oder sehr ernsten Hungerwerten verschlimmert. Bis zum Jahr 2030 wollten die Vereinten Nationen den Hunger auf der Welt besiegt haben. Dieses Ziel zu erreichen, ist nicht mehr möglich, und das ist mehr als bitter.
Dieses gewaltige Scheitern nur zu bedauern, wäre zu wenig (siehe: Achselzucken). Wir haben ein Titelthema aufbereitet, das Zusammenhänge herstellt, Verantwortlichkeiten zuweist und Wege aus der Ernährungskrise aufzeigt. Und: Im Kampf gegen Autokratie und Despotie sind Nahrung und Agrarthemen eminent politisch. Es geht im Wettbewerb der Systeme nicht nur um ideologische Anziehungskraft, sondern schon auch ums Leben.
Es ist nicht so, dass Hunger gottgegeben ist oder eine Naturkatastrophe. Man hätte schon längst viel mehr tun können. Man müsste allerdings wirklich, wirklich wollen.