Notizen aus einem gespaltenen Land
Tradition oder Moderne? Religion oder Laizismus? Demokratie oder Diktatur? Regionalmacht oder Teil des Westens? Drei Standortbestimmungen zum Jahrestag der türkischen Republik.
Tradition oder Moderne? Religion oder Laizismus? Demokratie oder Diktatur? Regionalmacht oder Teil des Westens? Drei Standortbestimmungen zum Jahrestag der türkischen Republik.
Eine Absage der Europäischen Union an die Türkei wäre fatal – für beide Seiten
Der Beitrittsprozess braucht eine Rahmenvereinbarung
Am 3. Oktober 2005 werden die Europäische Union und die Türkei aller Voraussicht nach Verhandlungen aufnehmen, an deren Ende – zumindest offiziell – die Aufnahme der Türkei in die EU stehen soll. Doch der unvoreingenommene Betrachter merkt schnell: Diese Beitrittsverhandlungen unterscheiden sich fundamental von allen bisherigen. Während mit allen früheren Bewerbern darum gerungen wurde, wie der Beitritt sich vollziehen solle, geht es mit der Türkei um das „ob“.
Gefahren der Instrumentalisierung eines Begriffs
Was in der Debatte um einen Beitritt vergessen wird: die Geschichte des Christentums
Die Türkei muss den Völkermord an den Armneniern aufarbeiten
Der Völkermord an den christlichen Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs forderte mehr als eine Million Opfer. Trotz des internationalen Drucks bestreiten die türkischen Behörden bis heute eine systematische Verfolgung und Vernichtung. Nun verlangt auch der Deutsche Bundestag von Ankara eine Aufarbeitung der Geschichte und bekennt sich zur Mitverantwortung Deutschlands.
Über Rolf Hosfelds Buch „Operation Nemesis“ und die aufkeimende türkische Vergangenheitsdebatte
Die ideologischen und politischen Konstellationen während des Ersten Weltkriegs müssen zur Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern herangezogen werden: Er war nicht, wie Hosfeld suggeriert, das Ergebnis eines seit Jahrzehnten gehegten, vorsätzlichen Vernichtungswillens.
Aktuelle Demoskopie zum EU-Beitritt der Türkei
Die aktuelle Demoskopie zum EU-Beitritt der Türkei ergibt kein einheitliches Bild. Viel spricht jedoch für die Annahme, dass die Deutschen das Thema ganz nüchtern angehen
Eine amerikanische Sicht der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU
Die Entscheidung der EU, ob sie mit der Türkei Beitrittsverhandlungen aufnehmen wird oder
nicht, hat nicht nur für die Türkei, sondern auch für die EU und die USA strategische Bedeutung. F. Stephen Larrabee
von RAND plädiert entschieden dafür, der Türkei im Interesse des gesamten Westens und im Interesse
gedeihlicher Beziehungen zu der muslimischen Welt die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen
zur EU anzubieten.
Die Saga von den Beziehungen der Türkei zur EU
Die Beziehungen der Türkei zur Europäischen Union müssen im Zusammenhang mit dem Bemühen
des Landes um Modernisierung nach westlichem Vorbild gesehen werden. Für den an der
Bilgi Universität in Istanbul lehrenden Verfasser werden von der Fortsetzung des Integrationsprozesses
in hohem Maße Stabilität und Wohlstand der Türkei abhängen.
Die Türkei, die USA und der Nahe Osten
Seit die religiöse Partei AKP im Herbst 2002 die Wahlen gewonnen hat, befindet sich die Türkei in einem rasanten Wandlungsprozess, so der ehemalige türkische Ministerpräsident: Nicht nur die Benennung des Landes als EU-Beitrittskandidat und der dadurch ausgelöste innere Reformprozess, sondern auch die neuen außenpolitischen Konstellationen haben die Türkei verändert – die Macht der Militärs schwindet, die enge Freundschaft zu den USA ist vorerst dahin.
Die Bedeutung außenpolitischer Themen für die Deutschen
Das Vorurteil, die Deutschen interessierten sich nur wenig für Außenpolitik, wird von Manfred Güllner widerlegt: Nach den seit 1992 kontinuierlich durchgeführten Befragungen des Instituts spielen außenpolitische Ereignisse in der Wahrnehmung der Befragten eine konstant große Rolle. Einen Einfluss auf ihr Wahlverhalten hat dies allerdings nicht. Nur einmal, bei der Bundestagswahl 1972, bestimmte mit der Ostpolitik ein außenpolitisches Thema den Wahlkampf.
Die Türkei ist ein Teil des „Projekts Europa“
n diesem zweiten „Debatten“-Beitrag zum EU-Beitritt der Türkei (der erste erschien in Internationale Politik, 2/2003) begründet der ehemalige Ständige Vertreter bei der EU, weshalb die Türkei – nach dem Grundsatz „pacta sunt servanda“ – als vollberechtigtes Mitglied in die Europäische Union aufgenommen werden muss. Die Frage des Zeitpunkts sollte zwar weiterhin diskutiert werden; eine Zurückweisung der Türkei durch die EU wäre aber ein falsches Signal.
Die Türkei als treibende Kraft bei der Transformation
Die Kontrolle über die Energiereserven Zentralasiens, insbesondere im Kaspischen Meer, sowie die möglichen Transportwege vom eurasischen Kontinent sind zu zentralen Politikelementen der Großmächte nach dem Ende des Kalten Krieges geworden. Die Rolle der Türkei als stabilisierender Faktor in dieser Region, so die Hochschuldozentin aus Ankara, wird immer stärker.