Drei Fragen an ... Daniel Gerlach
Nahost-Experte und Chefredakteur des Magazins Zenith
Nahost-Experte und Chefredakteur des Magazins Zenith
Israels wichtigste Wirtschaftsfaktoren von A bis Z.
Die Golf-Staaten bereiten sich auf das Ende des Erdöl-Zeitalters vor
Dass das Zeitalter fossiler Brennstoffe irgendwann enden wird, ist bekannt. Die arabischen Ölstaaten haben ihren Reichtum mit dem Export von Erdöl – und auch von Erdgas – geschaffen; jetzt geht es darum, andere Wohlstandsquellen zu erschließen. Für die Welt hängt viel davon ab, ob die Energie- und Gesellschaftswende in der Region gelingen kann.
Zwei Szenarien
Was wäre, wenn wir 20 Jahre vorausdächten und von dort einen Blick zurück auf die
heutigen Entwicklungen werfen würden? Dann könnten wir eine mittelmeerische Nachbarschaftspolitik würdigen, die stabile Staaten und Wohlstand hervorbrachte.
Was wäre, wenn die Bürgerkriege andauerten und sich ausweiteten? Wenn es
keinen Wechsel der europäischen Politik gäbe, die EU weder konsistent, noch strategisch handelte, keine Ressourcen zur Verfügung stellen wollte und sich lieber abschottete?
Riesige Offshore-Gasfelder, gigantische Ölfunde am Toten Meer und auf dem Golan: Die Zeiten, in denen Israels Ressourcenarmut geradezu sprichwörtlich war, sind seit ein paar Jahren vorbei. Doch zusammen mit den Chancen, die das dem Land eröffnet, kommen die in der Region unvermeidlichen Streitigkeiten darüber, wem eigentlich was gehört.
In Libyen drohen ein Bürgerkrieg und der Rückfall in vorkoloniale Zeiten
Weit entfernt von nationaler Einheit: Die von den Vereinten Nationen eingesetzte Regierung in Tripolis kann die zahlreichen Konflikte in Libyen nicht lösen. Im Gegenteil. Der Staat zerfällt, kriminelle Banden treiben grenzüberschreitenden Handel mit Waffen und Menschen, die aus Westafrika nach Europa gelangen wollen. Und die EU schaut nur zu.
Frankreich will viel in der Syrien-Krise, hat aber wenig Handlungsspielraum
Nicht nur wegen der islamistischen Attentate im November 2015 in Paris bleibt die Zukunft Syriens für Frankreich von zentraler Bedeutung. Große Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten hat die Regierung allerdings nicht, dazu ist die politische Gemengelage viel zu kompliziert. Und unter den Europäern steht Frankreich ziemlich allein da.
Interview mit dem Ökonom Eugene Kandel
Wenn eine Gesellschaft im Laufe ihrer Geschichte gelernt hat, sich an neue Entwicklungen anzupassen, dann ist es die israelische. Das ist auch nötig in einer Zeit, die ständig neue Herausforderungen von Klimawandel bis digitale Revolution bereithält. Wie Israels Wirtschaftsstrategie künftig aussehen wird, verrät der Regierungsberater Eugene Kandel im IP-Gespräch.
Israels Rüstungsindustrie, deren Güter zu 80 Prozent für den Export bestimmt sind, feiert auch weiterhin im Ausland Erfolge. Daheim jedoch gerät die Armee immer stärker unter Druck: Ihr Image ist angekratzt, im Offizierskorps steigt der Anteil der Religiösen – und das könnte in der Zukunft zu einer Zerreißprobe führen.
IP-Fora-Frage
Unterstützt die EU die Länder im Nahen Osten und in Afrika ausreichend? Sollte die EU die eigenen Märkte stärker für Produkte aus dem Nahen Osten und Afrika öffnen?
Wer den IS bekämpfen will, muss dessen Propaganda aushebeln
Bislang sind schon etwa 7000 Männer und Frauen aus Europa der Propaganda des Islamischen Staates gefolgt und in den Kampf gezogen. Wie aber können solche Rekrutierungsversuche erschwert werden? Dazu brauchen wir zielgerichtete Gegendarstellungen im Internet, auch von IS-Aussteigern, die die brutale Realität vor Ort beschreiben.
Trockenheit und Wassermangel setzen die iranische Regierung unter Druck
Die Zahlen sind dramatisch: Drei Viertel des Iran gelten als komplett trockene Regionen, 97 Prozent des Oberflächenwassers sind bereits versiegt. Landabsenkungen und Erdbeben belasten das Land zusätzlich. Auch die EU sollte nun helfen – denn Iraner, die ihr Land aufgrund der Dürre verlassen müssen, könnten gezwungen sein, nach Europa zu fliehen.
Brief aus ... Beirut
Trotz Schubladendenken kommen die Libanesen ganz gut miteinander klar