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01. Nov. 2016

Kleines Wirtschaftslexikon Südkorea

Asien-Krise

Chaebol

e-Sucht

Fleiß und Arbeitswut

Hagwon

Innovation

Nachbar im Norden

Olympia

Schönheitsindustrie

Werften in der Krise

Zeitbombe Demografie

Asien-Krise

In Südkorea ist es nur die „IWF-Krise“: Der Wirtschaftseinbruch in Südostasien ab 1997 wird dem Internationalen Währungsfonds angelastet. Dass man die Krise rasch überwand, hat auch mit dem großen Patriotismus der Südkoreaner zu tun.

Die Südkoreaner sind Patrioten – manche Leute sagen: Chauvinisten. In den Jahrzehnten der Diktatur (1961–1987) waren es nicht nur die Repression und die Aussicht auf ein besseres Leben, die sie mehr schuften ließen als alle anderen Nationen. Die Propaganda bläute ihnen überdies ein, dass das auch gut so sei, weil sie alle zusammen im Dienste ihrer Nation arbeiteten – ihre Cousins im Norden hören das aus Pjöngjang bis heute.

In seinem Buch „To Build a Nation“ (1971) brüstete sich Präsident Park Chung-hee, von 1961 bis 1979 Südkoreas Militärdiktator, er habe seinen Landsleuten „Vertrauen und Mut gegeben, die nationalen Ziele im Geist der Einheit zu erreichen“. Zu diesen patriotischen Zielen gehörte auch der Wunsch, Nordkorea, das nach dem Korea-Krieg wirtschaftlich stärkere Land, zu überflügeln. In Wirklichkeit hatten die Südkoreaner gar keine Wahl – Park zwang sie einfach zur Arbeit.

Der Militärdiktator war es auch, der dem Land eine Art kulinarische „Fünf-Tage-Woche“ verordnete: An zwei Tagen pro Woche war es den Restaurants verboten, Reis zu servieren, die Grundlage der koreanischen Küche. An den übrigen Tagen sollten die Restaurants Gerste in den Reis mischen, um Reis zu sparen. Park wollte auf keinen Fall Devisen für Reisimporte aus dem Land fließen lassen.

Den Lohn für ihren Fleiß erhielten die Südkoreaner gewissermaßen indirekt, in Form von Neid aus dem Norden. Eine gern kolportierte ­Anekdote verdeutlicht das: Als die Rotkreuz-Vertretungen der beiden Koreas 1971 zum ersten Mal nach dem Korea-Krieg Gespräche führten, soll der nordkoreanische Delegationsleiter seinem südkoreanischen Gegenüber angesichts des schon damals brausenden Verkehrs in Seoul gesagt haben, so leicht sei er nicht reinzulegen – es sei doch wohl offensichtlich, dass Südkorea für den Besuch seiner Delegation alle Autos des Landes nach Seoul beordert habe. Lee Bum-suk, der spätere Außenminister Südkoreas, soll ihm entgegnet haben: „Da sind Sie uns auf die Schliche gekommen. Aber das war der leichte Teil. Viel schwieriger war es, all die neuen Häuser nach Seoul transportieren zu lassen.“

Wie patriotisch die Südkoreaner wirklich sein können, demonstrierten sie während der so genannten Asien-Krise 1997/98, als viele ihren Goldschmuck und ihre Eheringe dem Staat stifteten, um die knappen Gold­reserven der Notenbank zu vergrößern. In kurzer Zeit kamen mehrere Milliarden Euro zusammen. Und nicht zum ersten Mal: Schon im Jahre 1907 hatten die Koreaner einmal privates Gold gesammelt, um ihrem Staat dabei zu helfen, seine Schulden zurückzuzahlen.

Den Begriff „Asien-Krise“ lehnen die Südkoreaner ab. Sie nennen den Wirtschaftseinbruch 1997 die „IMF-Krise“, nach dem Internationalen Währungsfonds. Zu Beginn der neunziger Jahre waren Investitionen in so genannte Schwellenländer Mode geworden; Banker und Investoren pumpten Milliarden nach Thailand, Südkorea, Indonesien, Malaysia und die Philippinen.

Es bildeten sich Investitionsblasen, die Auslandsschulden dieser Länder stiegen, ihre Währungen wurden überbewertet. Bis die Rückgabe Hongkongs an China und der gleichzeitige Kollaps des thailändischen Bahts, gegen den westliche Spekulanten gewettet hatten, eine typische Anlegerpanik auslösten. Die Gelder aus dem Westen wurden abgezogen, Südostasiens Börsen und Währungen brachen ein.

Dabei wurden auch Staaten angesteckt, deren Wirtschaft eigentlich vergleichsweise gesund war: Südkorea zum Beispiel. Allerdings brachte die Krise die vielen Kreuzbeteiligungen der Chaebols ans Tageslicht. Einige dieser Familienkonzerne waren so hoch verschuldet, dass sie nicht mehr ordentlich entflochten werden konnten. Südkoreas Banken saßen auf faulen Krediten. So brachen auch der Won und die Börse von Seoul ein, und der Notenbank gingen die Reserven aus.

Der IMF eilte herbei, um zu helfen. Aber er kümmerte sich vor allem darum, dass die Guthaben der westlichen Banken und Spekulanten rasch und vollständig zurückgezahlt würden. Dazu zwang er die betroffenen Staaten zu brutalen Sparprogrammen, womit er die Krise noch verschärfte. Dabei wären diese Länder durchaus in der Lage gewesen, sich „gesund zu exportieren“. Das ist der Grund, weshalb die Südkoreaner von einer „IMF-Krise“ sprechen – sie werfen dem Westen und seinen Institutionen Neokolonialismus vor. Südkorea überwand die IMF-Krise bald, auch dank der Goldspenden. Nur einige überschuldete Chaebols blieben auf der Strecke, sie wurden in Einzelfirmen zerschlagen.

Chaebol

➞ Ohne sie wäre das „Wunder am Han“, Südkoreas rascher wirtschaftlicher Auf-schwung ab Mitte der sechziger Jahre, nie möglich gewesen: die Chaebols, die „reichen Sippen“. Doch heute sind die Familienkonzerne ausgesprochen umstritten.

 

Es sind rund zwei Dutzend der ­Chaebol genannten Familienunternehmen, die noch heute eine bedeutende Rolle im südkoreanischen Wirtschaftsleben spielen. Die Firmengruppen sind über Kreuzbeteiligungen miteinander vernetzt – wie genau, bleibt in der Regel im Dunkeln. Neben der mangelnden Transparenz ist es die schlichte Übermacht einiger von ihnen, die mittlerweile zu einem ernsthaften Problem geworden ist: Samsung allein generiert etwa 20 Prozent der südkoreanischen Wirtschaftsleistung.

Hinzu kommt, dass sich die Macht innerhalb dieser Gruppen auf wenige Personen konzentriert, die ihre Führungsrollen nicht dank ihrer Kompetenz und ihres Fleißes errungen haben, sondern weil sie die Kinder und Enkel der Gründer sind – und sich über den Gesetzen stehend wähnen. Lee Kun-hee, der inzwischen schwer kranke Chef von Samsung, und Chung Mong-koo, der CEO von Hyundai Motors, wurden in den 2000er Jahren wegen Steuerbetrugs, falscher Buchführung und Unterschlagung zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie saßen jedoch keinen einzigen Tag ihrer Strafen ab. Im Falle von Chung hieß es, er sei zu wichtig für die Wirtschaft Südkoreas, als dass man drei Jahre auf ihn verzichten könnte.

Im so genannten „Nuss-Skandal“ erlaubte es sich Cho Hyun-ha, eine Tochter der Familie, die Korean Air und die Reederei Hanjin beherrscht, in der ersten Klasse eines Fluges von New York nach Seoul einen Flugbegleiter unflätig zu beschimpfen, weil er ihr Macadamia-Nüsse falsch serviert hatte. Noch in New York ließ die damalige Vizepräsidentin von Korean Air die Boeing von der Rollbahn zum Gate zurückkehren und den Flugbegleiter von Bord werfen.

Viele Beobachter in Südkorea fürchten, die Chaebols könnten an der Inkompetenz dieser dritten Führungsgeneration zerbrechen. Selbst wenn nur ein Chaebol unterginge, könnte er, kraft seiner Größe, das ganze Land in eine Wirtschaftskrise stürzen. Die sogenannte Asien-Krise 1997/98 bot einen Vorgeschmack – etwa mit der Pleite von Daewoo.

Um hier gegenzusteuern, versuchten die Staatspräsidenten Kim Dae-jung und Roh Moo-hyun, die Chaebols in einzelne Firmen zu zerschlagen. Hyundai Motors ist seither ein eigenständiges Unternehmen, zu dem heute auch Kia gehört. Mit den Werften von Hyundai, dem Bauunternehmen und dem Reiseveranstalter Hyundai Asan ist der Autobauer nicht mehr vernetzt. Aber Präsident Lee Myung-bak (2008–2013), der selbst als Manager eines Chaebols Karriere gemacht hatte, mochte die Demontage der Familienunternehmen nicht weiterführen. Und Präsidentin Park Geung-hye, Tochter von Militärdiktator Park Chung-hee, schon gar nicht. Kein Wunder, denn Parks Vater ist quasi der Vater der Chaebols oder zumindest ihr Pate. Als der damals 43-jährige Ex-Offizier der japanischen Armee 1961 die Macht an sich riss, war Südkorea eines der ärmsten Länder der Welt. Das würde es auch lange bleiben, meinten die Experten der Weltbank und des IWF unisono. Südkorea hatte keine Ressourcen, die es hätte exportieren können, und keine industrielle Basis. Es war verarmt und vom Korea-Krieg völlig zerstört. Die USA finanzierten 75 Prozent seines Militär- und die Hälfte seines zivilen Staatsbudgets, um sich Südkorea als Bollwerk gegen den Kommunismus zu erhalten. Aber Washingtons Bereitschaft, das korrupte Regime von Rhee Syng-man zu stützen, sank ab Anfang der sechziger Jahre rapide. Und Park hatte als japanischer Offizier in der Mandschurei gesehen, wie die Japaner ein rückständiges Land entwickelten.

Er wollte die westlichen Experten widerlegen. Die Grundidee des japanischen Modells ist es, möglichst alle Importe zu substituieren und eine Exportindustrie aufzubauen. Dafür brauchte Park Partner. Die fand er in den Familien der Kriegsgewinnler, die während des Korea-Krieges und danach mit der Not ihrer Landsleute und als Dienstleister für die US-Armee Geschäfte machten: Chung Ju-yung etwa, der Gründer von Hyundai (siehe auch „Wer bewegt Südkoreas Wirtschaft“, S. 54). Als die US-Armee gleichsam über Nacht Quartier für 100 000 Mann brauchte, empfahl er den Offizieren seinen älteren Bruder als „Bauunternehmer“, obwohl dessen Firma damals aus nur fünf Leuten und einem Ochsenkarren bestand. Chung versprach, Unterkünfte zu organisieren. Er requirierte Schulhäuser, seine Leute desinfizierten sie und strichen sie neu. Die Soldaten zogen ein, die Offiziere waren zufrieden. Weitere Aufträge folgten, bald auch Bauvorhaben. Die Amerikaner hätten nie nach dem Preis gefragt, erinnerte sich Chung später. In seiner Garage baute er Army-Jeeps um, erledigte mit Kleinlastern bald auch Transporte für die Amerikaner – und holte seine fünf Brüder ins Geschäft. Nach Ende des Korea-Kriegs 1953 erhielt er Aufträge für den Wiederaufbau; die Amerikaner blieben seine besten Kunden.

Solche Leute scharte Park Chung-hee um sich. Männer, die improvisieren konnten, die wenig Skrupel hatten und viel wagten. Zusammen mit ihnen machte er neue Industriezweige ausfindig, in deren Aufbau er dann Staatsgelder investierte. Er garantierte den Unternehmern den Inlands­absatz, indem er die Grenzen schloss, und sorgte für billige Produktionsbedingungen. Dazu brachte er alle, die Arbeitnehmerrechte einforderten, zum Schweigen; Oppositionelle ließ er verfolgen.

Mit den Chaebols wuchs auch die südkoreanische Wirtschaft, und die Familienkonzerne entwickelten sich zu immer komplizierteren Konglomeraten, von denen niemand wusste, wie wirtschaftlich gesund sie waren. Solange Südkorea eine Diktatur war, durften die Chaebols praktisch tun, was sie wollten, wenn es nur dem Wachstum diente. Und weil Südkorea rasch wuchs, konnten die Chaebols immer wieder aus ihren finanziellen Problemen herauswachsen. In einer entwickelten Industriegesellschaft ist das heute kaum mehr möglich. Zumal die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren wenig Gelegenheit zur Expansion geboten hat und Südkoreas Exportkonzerne billigere Konkurrenten aus China abwehren müssen. Damit hat derzeit Hanjin zu kämpfen, der Chaebol des Cho-Clans, dem Korean Air und Hanjin Shipping gehört. Die siebtgrößte Reederei der Welt musste im September Konkurs anmelden; Cho Yang-ho, der Patriarch des Chaebols, war schon im Frühjahr von den Gläubigern seiner Funktionen enthoben worden.

Einige andere Chaebols, SK und LG etwa, scheinen ordentlich zu funktionieren, aber auch SK machte Negativschlagzeilen. So wurde SK-Boss Choi Tae-won 2013 wegen Unterschlagung verurteilt: Er sollte für vier Jahre ins Gefängnis, wurde aber von Staatspräsidentin Park begnadigt.

Samsung, der größte Chaebol, reitet derzeit mit seiner Elektroniksparte auf einer Welle des Erfolgs. Doch in Seoul zweifeln viele auch an der Führungskompetenz von Samsungs dritter Generation und fürchten, eine Samsung-Krise könnte das ganze Land in eine Rezession reißen.

Hyundai Motor, der viertgrößte Autobauer der Welt, versucht sich seit der Aufspaltung des Hyundai-Chaebols im Jahr 2000 von anderen Hyundai-Unternehmen und ihren Schwierigkeiten abzugrenzen und sich als modernes globales Unternehmen zu positionieren. Der Öffentlichkeit gilt jedoch auch Hyundai Motor weiterhin als Chaebol, zumal mit dem 78-jährigen Chung Mong-koo noch immer der Sohn des Chaebol-Gründers an der Spitze steht.

Einst galten die Familienkonzerne als geachtete, patriotische Institutionen. Heute möchten zwar noch immer viele junge Leute bei ihnen arbeiten, aber vor allem für die dritte Generation, die mit einem goldenen Löffel geboren wurde, wie die Südkoreaner sagen, haben viele nur noch Verachtung. Die Chaebol-Familien haben bis heute nicht verstanden, dass die Zeiten endgültig vorbei sind, in denen die Gesetze für sie nicht galten.

e-Sucht

➞ 10 Prozent der südkoreanischen Jugendlichen sind Internet-abhängig, weitere 20 Prozent sind gefährdet. Die Regierung hat die Epidemie erkannt, doch allzu sehr möchte sie die Computerindustrie nicht bremsen – E-Leben ist ein Exportfaktor.

 

Südkorea ist nicht nur das vernetzteste Land der Welt, es ist auch das Land mit der höchsten Smartphone-Dichte und das Mekka des E-Sports. So nennt man Computergame-Wettkämpfe, die Spiele wie „Starcraft II“ oder „Global Offensive“ bieten. Bereits seit 2003 gibt es hier eine E-Sport-Profiliga, ihre Teams werden von großen Konzernen gesponsort. Der E-Sport-Verband überwacht 25 Spielekategorien.

Manche Meisterschaftswettkämpfe finden auf Bühnen in Einkaufszentren statt. Die so genannten Cyberathleten sitzen an großen Desktop-Computern, sie tragen einheitliche Trainingsanzüge wie Sportler, erinnern sonst jedoch kaum an Athleten: Bleiche, oft schmächtige Jünglinge starren angespannt auf ihre Bildschirme und zucken nervös mit ihrer Computermaus oder tippen rasant auf ihrer Tastatur. Im spärlich besetzten Publikumsraum sitzen vor allem junge Mädchen. Die besten E-Sportler sind ihre Helden und die Sieger spritzen mit Champagner wie die Formel-1-Piloten. Hunderttausende junge Südkoreaner spielen zuhause am Computer oder im Internet­café ebenfalls um Punkte eines Rankingsystems.

Manche Südkoreaner sind ernsthaft der Ansicht, E-Sport sei eine Sportart der Zukunft, die dem physischen Sport gleichgestellt werden solle. Der E-Sport-Verband ist mit dem Olympischen Komitee verbandelt und wird vom Kulturministerium anerkannt. Es gibt Fernsehkanäle, die ausschließlich über E-Sport berichten.

Die Kritiker des E-Sports werfen der IT-Industrie vor, sie mache das ganze Volk zu Versuchskaninchen, zumal nicht nur der Sport virtuell geworden sei, sondern das halbe Leben. Wer nicht alleine essen mag, kann über eine Videoverbindung einer jungen Dame beim Essen zuschauen. Und natürlich gibt es E-Sex.

Die Kehrseite dieses Fortschritts ist die Internetsucht. 10 Prozent der Jugendlichen sind internetabhängig, weitere 20 Prozent gefährdet, so das Gesundheitsministerium. Betroffen sind fast ausschließlich junge Männer. Zu Beginn waren es die Computerspiele auf den großen Bildschirmen, heute trägt jeder Jugendliche die Versuchung zur Sucht ständig in der Tasche: das Smartphone.

Die Regierung hat die Epidemie inzwischen erkannt, sie stellt sie der Alkoholabhängigkeit gleich. Der Grad der Sucht wird mit der so genannten K-Skala gemessen, die auch inter­national zur Anwendung kommt – K steht für Korea. 140 E-Sucht-Beratungszentren wurden geschaffen und Entzugslager für Jugendliche organisiert, die von der Regierung finanziert werden. Smartphone-freie Internate erfreuen sich eines großen Zulaufs, oft sind sie die letzte Hoffnung der Eltern. Die Computerspiele-Industrie jedoch möchte die Regierung nicht bremsen, schließlich gilt das E-Leben nicht nur als Fortschritt, sondern ist für Süd­korea auch ein Exportfaktor.

Fleiß und Arbeitswut

➞ Die jungen Leute seien faul geworden, hört man heute in Südkorea häufig. Zugegeben: Sie arbeiten „nur“ noch fünf Tage – aber noch immer rekordverdächtig viel. Gut für die Wirtschaft – schlecht für den Inlandstourismus, denn Urlaub fällt meist aus.

Ein Land, „in dem es keine Kapitalisten, keine Protestanten, keine Kaufleute, kein Geld, keine Ressourcen, keinen Schwung, keine erkennbare Geschichte des Handels und keine industrielle Entwicklung“ gebe, ein solches Land habe keine Chance, sich zu entwickeln. So fasst der Historiker Bruce Cumings die Vorurteile des Westens nach dem Korea-Krieg zusammen.

Korrespondenten und Vertreter des IMF schilderten das südliche Korea als „hoffnungslosen Fall“. Zumal die Südkoreaner „faule Tölpel“ seien. Letzteres Vorurteil hatte der Westen von den Japanern übernommen. Zudem stinke es überall nach Kuh- und menschlichem Dung, berichteten die US-Soldaten, die am Korea-Krieg teilnahmen. Die Südkoreaner düngten ihre Reisfelder damit.

Nur zwei Jahrzehnte später begannen amerikanische Unternehmen, ihre Produktion nach Südkorea auszulagern – wie später nach China. Die Arbeiter seien hier fleißiger, disziplinierter, schneller und aufmerksamer als in den USA. Zudem arbeiteten sie sechs Tage pro Woche, nicht nur fünf. Die Unternehmer konnten die Fließbänder 30 Prozent schneller laufen lassen. Damit waren die südkoreanischen Arbeiter 2,5 Mal produktiver als ihre US-Kollegen, dennoch mussten die Fabrikanten ihnen nur 10 Prozent jenes Lohnes zahlen, den ein Amerikaner verlangt hätte.

Der Fleiß der Menschen in Ostasien wird gerne mit dem Konfuzianismus erklärt. Das ist Unsinn. Südkorea war in der Zeit seines raschen Aufschwungs eine finstere Diktatur, die ihre Wirtschaft zentral plante, den Plan jedoch einem beschränkten kapitalistischen Wettbewerb unterwarf und den Menschen an der Basis Bedingungen wie im 19. Jahrhundert zumutete. Jede gewerkschaftliche Regung wurde unterdrückt. Es galten weder Sicherheits- noch Umweltschutz- oder Arbeiterschutznormen, wie sie in den USA üblich waren. Zugleich pumpte Washington Milliarden in das Land, um es dem eigenen, antikommunistischen Lager zu erhalten – und öffnete Südkorea den US-Markt.

Demokratie oder Menschenrechte spielten in Washingtons Überlegungen keine Rolle. Historiker Cumings findet es absurd, Park Chung-hees ­Rigorismus und Dirigismus mit „asiatischen Werten“ erklären zu wollen. Der Konfuzianismus half den „alten Patriarchen, deren einzige Legitimation die Tradition war, höchstens, sich an der Macht zu halten“. Wenn die Leute in Südkorea härter arbeiteten als anderswo, dann war das eine Frage des Überlebens. Und immerhin verbesserte sich ihr Alltag damals jedes Jahr spürbar, zumindest wirtschaftlich.

Heute hört man in Südkorea gelegentlich, die jungen Leute seien faul geworden. Sie arbeiten „nur“ noch fünf Tage, allerdings immer noch mehr Stunden als in den anderen OECD-Ländern. Sie haben zwar Anrecht auf Urlaub, doch viele nehmen ihn nicht, oder nur wenige Tage. Alte Gewohnheiten ändern sich nur langsam; der soziale Druck ist nach wie vor groß. Man geht beispielsweise noch immer nicht nach Hause, bevor der Chef das Büro verlässt. Das hatten die wechselnden Regierungen jahrelang gepredigt. Auch der Fleiß der Schüler und Studenten ist eine Folge von Druck, in diesem Fall des Konkurrenzdrucks und des Drucks der Eltern.

Die Regierung versucht inzwischen, das zu ändern, nicht zuletzt, um den Inlandstourismus als Wirtschaftszweig zu fördern. Die Süd­koreaner sollen mehr Geld ausgeben, um die Wirtschaft anzukurbeln. So sollen sie künftig beispielsweise Skilaufen in Pyeongchang, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2018. Präsidentin Park Geun-hye jedoch blieb die fünf Tage ­Sommerurlaub, die sie sich im Juli nahm, im Blauen Haus, ihrem Amtssitz, um zu arbeiten – wie schon im vorigen Jahr.

Hagwon

➞ Wer in der Seouler U-Bahn um Mitternacht Schüler über ihren Ranzen einschlafen sieht, der weiß, dass Aufnahmeprüfungen anstehen. Der Leistungsdruck macht das Betreiben von Nachhilfeschulen zu einem profitablen Geschäft.

Jeweils am zweiten Donnerstag im November kommt Südkorea für einige Stunden fast zum Erliegen. Eine gute halbe Stunde lang schließen sogar die Flughäfen. Viele Firmen fangen an diesem Morgen später an, um den Verkehr zu beruhigen. Die Primaner des ganzen Landes legen an diesem Vormittag ihre „Suneung“ ab, die nationale Aufnahmeprüfung für die Universitäten. Taxifahrer bringen Schüler, die spät dran sind, umsonst an den Prüfungsort; zuweilen springt sogar die Polizei mit Blaulicht ein.

Das Flugverbot gilt für die Zeit, in der das Hören englischer Vokabeln getestet wird. Im Multiple-Choice-Verfahren werden außerdem Koreanisch und Literatur, Mathematik, Naturwissenschaften, Geografie und Geschichte geprüft. Die Punktzahl aus dem Suneung entscheidet, für welche Universität man sich qualifiziert – und damit über die späteren Berufsaussichten. Einige Chaebols rekrutieren nur Absolventen von Eliteunis, und viele Südkoreaner halten sie noch immer für die besten Arbeitgeber.

Die Schüler haben jahrelang auf diesen Tag hin gebüffelt, sie sind Abend für Abend in die Hagwon geströmt, wie man die Nachhilfeschulen nennt. Oft bis spät in die Nacht, manche seit der Kindergartenzeit. Dort haben Lehrer ihnen endlos Multiplikationsreihen, Vokabeln und später chemische Formeln eingetrichtert. In der U-Bahn von Seoul sieht man noch kurz vor Mitternacht Kinder über ihren Schulranzen einnicken. Der Leistungsdruck in Südkorea ist enorm, die Kosten der Hagwons für Eltern auch.

Im Land gibt es etwa 80 000 Hagwons; das Betreiben dieser Schulen ist ein ausgesprochen profitables Geschäft. Angeblich sollen angesehene Hagwons die Immobilienpreise in ihrer Umgebung anheizen, weil wohlhabende Familien dort wohnen wollen. Der Erziehungsminister hat vor einigen Jahren verfügt, Hagwons müssten spätestens um 22 Uhr schließen. Aber die Regionalverwaltungen halten sich nicht daran, die Sperrstunde ist bei den ehrgeizigen Eltern unpopulär.

Das Leben mancher Mütter dreht sich einzig und allein um die schulische Leistung ihrer Kinder. Das führt dazu, dass die Sozialerziehung zu kurz kommt – und dass Südkorea für seine Wirtschaft zu viele Uni­abgänger und zu wenig Praktiker und Handwerker ausbildet.

Die Wertschätzung der Südkoreaner für Bildung ist freilich viel älter als das Hagwon-System. Sie geht auf Konfuzianismus und Buddhismus zurück. Gemäß der koreanischen Geschichtsschreibung eröffnete im Jahr 372 n. Chr. eine erste öffentliche Schule ihre Tore – für den Yangban, den landlosen Adel. Lehrer waren damals hochangesehen, schon in vormoderner Zeit gingen auch viele Jungen auf den Dörfern in eine Schule. Der Leistungsdruck und ein strenger Wettbewerb wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts über diese Traditionen gestülpt – nach dem Krieg vor allem, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Innovation

➞ Neue Erfindungen und Kreativität von „unten“ – das fand in Südkorea lange Zeit praktisch nicht statt. Mittlerweile hat man umgedacht und fördert den Pioniergeist auch staatlich. Mit Erfolg: Seouls Start-up-Szene blüht.

Innovation kam in Südkorea tradi­tionell von oben, auch noch lange nach den Zeiten der Diktatur. Sie wurde verordnet – und erschöpfte sich oft in der Nachahmung ausländischer Vorbilder. Aber ­Südkorea lernt schnell. Seit einigen Jahren führt die halbstaatliche Exportförderung Besuchern gerne Start-ups vor. Zu Beginn waren das meist neu geschaffene Unterabteilungen großer Elektronikkonzerne oder ausgegliederte Bereiche. Die ersten Internet-Start-ups entstanden nach der sogenannten Asien-Krise 1997/98, als viele Chaebols Abteilungen schließen mussten.

Die Ingenieure hatten gar keine andere Wahl, als selber anzufangen. Da zugleich das Breitbandnetz rasch ausgebaut wurde und überall Internetcafés entstanden – 1997 gab es im ganzen Land etwa 100, fünf Jahre später bereits 25 000 –, wuchs der Markt für koreanischsprachige Online-Games explosionsartig. 80 Prozent der Kunden nutzten die Internetcafés für Unterhaltung, im Wesentlichen für Spiele.

Südkoreanische Unternehmen entwickelten Anwendungen, die später – von Firmen in anderen Ländern erarbeitet – weltweit den Durchbruch schafften: ein Programm für Internettelefonie, Jahre bevor es Skype gab, einen Kurznachrichtendienst à la Whatsapp oder Spracherkennungs-Software. Mit „Naver“ und „Daum“ hat Südkorea auch seine eigenen Suchmaschinen, die älter sind als Google und den Markt bis heute beherrschen. In Südkorea „googelt“ man nicht, der Gigant aus Kalifornien rangiert hier unter ferner liefen.

Doch außer den Spieleentwicklern gelang es kaum einem Start-up, sich über die Grenzen Südkoreas hinaus durchzusetzen. Das mag an mangelnden Sprachkenntnissen gelegen haben, vor allem aber am Geld. Bis vor Kurzem hatten südkoreanische Start-ups große Mühe, Startkapital zu finden; es gibt keine Venture-­Kapitalisten. Deshalb warfen sich viele bei erster Gelegenheit in die schützenden Arme eines Chaebols.

Inzwischen hat nicht nur der Staat erkannt, dass die Kreativität und die Risikobereitschaft nachlassen, je größer ein Unternehmen ist – auch, wenn ein kleines Start-up in einem Konzern aufgeht. Seit einigen Jahren bietet der Staat deshalb Starthilfen und -kapital an, und Venture-­Kapitalisten aus Kalifornien haben Vertretungen in Seoul aufgebaut.

Zudem sind so genannte Inkubatoren entstanden, Institutionen, die Räume und Infrastruktur für Firmengründer bereitstellen und Schulungen anbieten. Unter anderem stehen Seminare mit erfolgreichen Start-up-Unternehmern auf dem Stundenplan. Viele von ihnen residieren in der zuweilen schon als „Start-up-Straße“ bezeichneten Teheran-Ro im Nobelbezirk Gangnam von Seoul. Der spektakulärste Inkubator in Seoul ist freilich der „Google-Campus“. Der globale Branchenführer versucht durch diese Hintertür auch Südkorea zu gewinnen.

Dass manche Neugründungen dennoch Mühe haben, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, hat damit zu tun, dass Eltern nicht verstehen wollen, warum ihre Kinder die Chance auf einen Job bei Samsung oder LG gegen das Risiko eintauschen wollen, selbst ein Unternehmen zu gründen.

In Südkorea adaptiert man Innovationen nach anfänglicher Skepsis meist schneller als anderswo. Ein Beispiel: Bis vor wenigen Jahren zahlte man nur in bar, inzwischen rangeln zahlreiche Start-ups darum, Zahlungen übers Smartphone abzuwickeln. Zur Beschleunigung des Übergangs hat die Regierung beschlossen, bis 2020 alle Münzen abzuschaffen. Allerdings klagen „echte“ Start-ups, kleine neue Firmen, die eine App entwickelt haben, die Großen würden ihre Ideen stehlen und kopieren. Zu den Großen gehören inzwischen auch jene zwei Suchgiganten, die vor 15 Jahren als Kleine begannen, Daum und Naver. Naver wurde 1998 von ehemaligen Samsung-Ingenieuren gegründet.

Nachbar im Norden

➞ Bis Ende der sechziger Jahre war es das wirtschaftlich stärkere Korea, doch heute wäre Nordkoreas Situation mit „prekär“ noch freundlich umschrieben. Der unberechen-bare Nachbar bleibt ein enormes Risiko für Seoul – auch ökonomisch.

Nordkorea beunruhigt die ganze Welt, nur die Südkoreaner beschäftigen sich kaum mehr mit dem isolierten und oft unberechenbaren Regime an ihrer nördlichen Grenze. Seit in Seoul 2008 die Konservativen an die Macht zurückgekehrt sind und die Diktatur in Pjöngjang mit dem 32-jährigen Kim Jong-un in der dritten Generation angekommen ist, finden kaum noch Familienzusammenführungen statt. Und wenn es doch noch geschieht, dann bricht das den über 80-jährigen Koreanern, die ihre Verwandten, zuweilen Geschwister, zum ersten Mal seit 65 Jahren wiedersehen, beinahe das Herz. Für viele Jüngere dagegen, die ihre Großmütter und Onkel begleiten, sind die Familientreffen bloße Pflichtübung. Sie haben kaum mehr Gefühle für das Bruderland, von dem sie auch gar nicht viel wissen.

Südkoreas Gesetze verbieten jeden unautorisierten Kontakt nach Nordkorea unter Strafandrohung, Besuche sowieso. Der Norden würde freie Kontakte erst recht nicht zulassen. Es gibt keine Post und keine Telefonverbindungen zwischen den beiden Koreas. Nach dem Waffenstillstand 1953 wussten viele Menschen Jahrzehnte lang nichts von ihren Angehörigen auf der anderen Seite der Demilitarisierten Zone (DMZ), wie die Waffenstillstandslinie entlang des 38. Breitengrads genannt wird.

Bis Ende der sechziger Jahre war Nordkorea das wirtschaftlich stärkere Land. Zwei Drittel der koreanischen Industrie lagen nach der Grenzziehung im Norden, sie wurde mit Hilfe der Sowjets nach dem Korea-Krieg wieder aufgebaut. Mit militärischer Strenge mobilisierte das Regime Arbeitskräfte. Dazu unterstützten der sowjetische Machtblock und China die Demokratische Volksrepublik Korea, wie das Land offiziell heißt. Es war ein Frontstaat im Kalten Krieg.

Südkorea, durch die Teilung abgeschnitten von seiner früheren industriellen Basis, versank in Korruption, Repression, Stagnation und Chaos. Das wirtschaftliche Ungleichgewicht wuchs in den fünfziger Jahren sogar noch. Südkorea war eines der ärmsten Drittweltländer. Die wachsende Diskrepanz trug zur Dringlichkeit bei, mit der Diktator Park Chung-hee, nachdem er sich im Mai 1961 an die Macht geputscht hatte, die Modernisierung der Wirtschaft vorantrieb. Wenn Nordkorea dem Süden davoneilte, drohte sich das auch auf das militärische Potenzial auszuwirken. Denn 1961 hatte die Sowjetunion den ersten Menschen ins All geschickt sowie die Berlin- und die Kuba-Krise verursacht. Der Westen musste nun wieder auf Südkorea schauen.

Während also Südkoreas Wirtschaft in den folgenden Jahren mit dem „Wunder am Han“ im Schnitt um 9 Prozent jährlich wuchs, geriet die Wirtschaft des Nordens mehr und mehr ins Stocken. 1979 konnte Pjöngjang seine internationalen Schulden nicht mehr begleichen, von der Effizienz seiner Planwirtschaft war nichts mehr übrig. Mit dem Kollaps der Sowjetunion verlor man auch noch die Einbindung in den sowjetischen Wirtschaftsraum. Die staatliche Verteilung, die alle Nordkoreaner gegen Bezugsmarken mit Lebensmitteln versorgte, brach zusammen. Die Infrastruktur, die auch heute noch aus der japanischen Kolonialzeit stammt, wurde immer maroder. 1995 bis 1997 kam es zu einer Hungersnot, der nach Schätzungen ein bis zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen. Aus humanitären Gründen unterstützten Südkorea, die USA, China, Japan und andere Länder den Norden ab 1995 mit Lebensmitteln, Dünger und Energie.

War der Süden in den ersten anderthalb Jahrzehnten nach dem Korea-Krieg das arme Korea, ist heute die südkoreanische Wirtschaft 40 Mal größer als jene des Nordens, das Pro-Kopf-Einkommen beträgt etwa das 18-Fache.

Die Präsidenten Kim Dae-jung (1998–2003) und Roh Moo-hyun (2003–2008), beide ehemalige Menschenrechtler, leiteten mit der so genannten „Sonnenscheinpolitik“ ein Tauwetter zwischen den beiden Koreas ein. 2002 eröffnete Hyundai Asan, eine Nachfolgefirma des demontierten Hyundai-Chaebols, jenseits der DMZ auf dem Gebiet der nordkoreanischen Stadt Keasong einen Industriepark. 123 kleine und mittlere südkoreanische Unternehmen produzierten hier mit 53 000 (billigen) Arbeitskräften aus dem Norden Güter der Leichtindustrie: Schuhe, Kleider und Uhren.

Für Nordkorea wurde der Industriepark Kaesong zur wichtigen Einnahmequelle, der innerkoreanische Handel wuchs auf etwa 2,4 Milliarden Euro jährlich. Seoul hatte viel größere Pläne: Wenn Nordkorea sich dereinst öffne, so die Überlegung, dann würde es für die Dauer einer Generation zum billigen Produktionsstandort – wie es Südkorea einst war, dann China und heute Vietnam. Mit Kaesong hatte Seoul bereits einen Fuß in der Tür.

Kaesong funktionierte mit einer Unterbrechung von April bis August 2013 ziemlich reibungslos. Für Nordkorea war Kaesong nicht nur wirtschaftlich wichtig, die Anlage bot den Arbeitern auch ein Fenster zum Süden. Im Februar 2016 schloss Seoul den Park als Sanktionsmaßnahme, weil Nordkorea mit Atom- und Raketentests gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Auch der Süden hatte von Kaesong profitiert, vor allem der Mittelstand. Die Schließung trug zur derzeit schlechten Stimmung in der südkoreanischen Wirtschaft bei. Noch bedrohlicher ist, dass mit Kaesong das letzte gemeinsame Projekt der Bruderstaaten gescheitert ist. Zumindest vorerst. Das macht Nordkorea unberechenbarer, was wiederum die Wirtschaft des Südens belastet. Der Wechselkurs und die Börse reagieren empfindlich auf jede der Provokationen, mit denen Pjöngjang die Welt immer wieder überrascht.

Olympia

➞ Anders als noch im Sommer 1988 in Seoul muss sich Südkorea bei den Winter-spielen in Pyeongchang 2018 nicht mehr als innovative Industrienation beweisen. Doch werden es wirklich die versprochenen „vernünftigen, wirtschaftlichen Spiele“?

Mit den Olympischen Sommerspielen 1988 versuchte Seoul ein erstes Mal, in der industrialisierten Welt „anzukommen“. Außer Japan, das sich nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg mit den Sommerspielen 1964 in Tokio gleichsam zurückmeldete, war Mexico City 1968 die einzige Stadt eines Entwicklungslands, die das prestigeträchtigste Sportereignis der Welt ausrichtete – und zur Selbstdarstellung eines Regimes nutzte.

Militärdiktator Park Chung-hee war im Oktober 1979 persönlich an der Entscheidung für eine Bewerbung Seouls beteiligt. Drei Wochen später war er tot – ermordet vom Kommandanten seiner Leibwache. Die gewählte Nachfolgeregierung meinte, Südkorea könne sich die Spiele nicht leisten und wollte verzichten. Doch Chun Doo-hwan, der nächste Diktator, der sich im Dezember 1980 an die Macht geputscht hatte, setzte die Kandidatur durch. Kaum hatte Seoul den Zuschlag erhalten, verhängte er das Kriegsrecht.

Zum Chef des Bewerbungskomitees ernannte er Chung Ju-yung, den Gründer des Hyundai-Chaebols. Dessen Sohn Chung Mong-joon, nach Hyundais Zerlegung CEO der Hyundai-Werften, holte einige Jahre danach die Fußball-WM 2002 ins Land. Und der Chef des Hanjin-­Chaebols leitete die Bewerbung und das Organisationskomitee für die Olympischen Winterspiele in Pyeong­chang 2018, bis er diskreditiert und zum Rücktritt gezwungen wurde. Die Chaebols lieben den Sport, und sie gewinnen dabei – fast immer.

Seoul baute drei U-Bahnlinien, richtete 47 neue Buslinien ein und plante eine „Olympia-Brücke“ über den Han-Fluss. Die wurde allerdings erst zwei Jahre nach den Spielen fertig. Dem Ökonomen Pyun Do-young zufolge hat die Vorbereitung der Spiele von 1982 bis 1988 0,4 Prozent zum Bruttosozialprodukt Südkoreas beigetragen und 336 000 Jobs geschaffen. Andere Autoren halten seine Zahlen für übertrieben. Geprägt waren die achtziger Jahre nicht vom wirtschaftlichen Erfolg, sondern vom Protest gegen die Diktatur, von Unruhen und Polizeibrutalität – auch und gerade bei der Vorbereitung auf Olympia.

In Pyeongchang 2018 muss Süd­korea sich nicht mehr als moderne Industrienation beweisen, noch nicht einmal als Wintersportnation. Im Eisschnelllaufen gehören die Süd­koreaner zur Weltspitze. Mit Kim Yuna stellten sie einige Jahr lang die beste Eiskunstläuferin der Welt. Aber dabei handelt es sich um einige wenige Berufsathleten. Selber Wintersport zu treiben, ist vielen Südkoreanern nach wie vor fremd, viele alpine Skianlagen mussten für die Spiele 2018 erst gebaut werden.

„Alpensia“, wo die nordischen Wettbewerbe ausgetragen werden, ist ein Retortendorf, das, wie der Name verrät, eine Skistation in den Alpen nachahmt. In den Wohnhäusern von Yong­pyong, der alpinen Wettkampfstätte, hat KBS, der öffentlich-rechtliche Fernsehsender, eine Seifenoper namens „Winter Sonata“ gedreht, die in ganz Ostasien populär wurde. Wie in Alpensia gibt es auch in Yongpyong keine permanenten Einwohner, nur Tourismuspersonal und Gäste.

Slalomwettkämpfe gibt es hier schon seit den Asian Games 1999, die Biathlon-WM 2009 fand hier im Grünen statt: auf schmalen Kunstschneebändern. Nach ersten Tests der Olympiaabfahrt im vorigen Winter beschwerten sich Skiläufer aus Alpenländern, die Hänge seien zu sanft. Ein Vertreter des US-Skiverbands dagegen lobte Pyeongchang und erklärte, er sei überzeugt, die ganze Region werde von den Spielen profitieren. Sie sollen den Markt für Wintersport öffnen – für Südkorea und auch gleich für das benachbarte China, das die Winterspiele 2022 durchführen wird.

In Pyeongchang übrigens, der Kleinstadt, die den Spielen 2018 den Namen gab, werden keine Wettkämpfe stattfinden. Sie ist nur die regionale Bezirkshaupt­stadt für die Skiwettkämpfe. Das Organisationskomitee arbeitet zu guten Teilen von Seoul aus – wie das für Großereignisse in der südkoreanischen Provinz üblich ist.

Die Regierung hat versprochen, Pyeongchang biete „vernünftige, wirtschaftliche Spiele“ ohne Verschwendung von Steuergeldern. Der arme, wenig entwickelte ­Nordosten des Landes, in dem Pyeongchang liegt, erhält eine Anbindung an das Superschnellzugnetz. Darauf hätte die Provinz Gangwon an der innerkoreanischen Grenze sonst lange warten müssen. Doch es gibt auch dieses Mal Geschichten der Zerstörung: Ein 500 Jahre alter, für die Anwohner heiliger Wald wurde für Skipisten abgeholzt. Und was soll Gangneung, eine verschlafene Kleinstadt an der Küste ohne Eislaufclub, mit vier Eisstadien? Das größte Wirtschaftsproblem der Region, die Landflucht, hat auch das Versprechen Olympia nicht aufhalten können.

Schönheitsindustrie

➞ Wenn Väter ihren Töchtern zum Abitur eine Lidkorrektur schenken und Touristen ein Pauschalpaket aus Schönheits-OP, Shopping und Sightseeing buchen, dann sind wir in Südkorea. Das Geschäft mit dem Aussehen boomt nach wie vor.

Schminke, Salben, plastische Chirurgie: Südkorea ist in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten zum Mekka der Schönheit geworden. Ein Viertel aller weltweiten Schönheits-OPs finden hier statt. Allein in Seoul gibt es 500 Kliniken, ein zweites Zentrum ist die Ferieninsel Jeju. Jährlich werden in Südkorea 650 000 Operationen durchgeführt, die Kliniken setzen damit vier Milliarden Euro um. Die Hälfte der Patientinnen und Patienten – etwa 15 Prozent sind Männer – sind Südkoreaner, die meisten anderen Touristinnen aus China, Hongkong, Taiwan, Indonesien, Vietnam und Singapur. Viele fliegen per Pauschalpaket nach Jeju, Schönheits-OP, Shopping und ­Sightseeing inbegriffen. Die Mehrwertsteuer für die Nasen-OP erlässt ihnen die südkoreanische Regierung.

Der häufigste Eingriff ist die Lidkorrektur, weit mehr als die Hälfte der jungen Südkoreanerinnen lässt sich eine zweite Lidfalte modellieren, damit das Auge größer erscheint. Das gilt überall in Asien als schön. Bis vor einigen Jahren verschwiegen junge Frauen die Eingriffe, dann begannen sie, darüber zu reden. Heute sei eine Schönheits-OP so normal, dass niemand mehr darüber spreche, erzählt eine junge Frau in Seoul. „Harmloser als ein Zahnarztbesuch.“ Die Lidkorrektur gilt als typisches Geschenk des Vaters zum Abitur. Viele Südkoreanerinnen glauben, ein verbessertes – vor allem: normiertes – Aussehen wirke sich positiv auf die Berufschancen aus.

Dem Aussehen eines Menschen wird in den Gesellschaften Ostasiens generell mehr Bedeutung zugemessen als in Europa. Der Psychologe Suh Eun-kook, Professor an der Yonsei-Universität in Seoul, hat Probanden in den USA und Südkorea Bewerbungsunterlagen vorgelegt, sie sollten einen Mitarbeiter auswählen. Nach ihren Kriterien gefragt, sagten die Südkoreaner, sie hätten die Leute aufgrund ihrer Fotos ausgewählt, die Amerikaner aufgrund des Anschreibens.

Dabei gehe es den Südkoreanern gar nicht um Schönheit an sich, glaubt der Psychologe Suh, „sondern um Konkurrenz; in dieser, fast würde ich sagen, eifersüchtigten Gesellschaft“ wolle jeder haben, was der Nachbar hat – „und auf keinen Fall zu kurz kommen.“ Doppelte Augenlider sind somit ein Statussymbol – wie ein großes Auto oder das neueste Smartphone. Im Westen kämen die Klienten zum Schönheitschirurgen mit dem Wunsch, eine kleinere Nase zu bekommen, in Südkorea mit dem Foto eines Filmstars: So wollen sie aussehen.

Werften in der Krise

➞ Mit über 40 Prozent Marktanteil ist die südkoreanische Schiffbauindustrie die größte der Welt. Doch heute gehen die Geschäfte nicht mehr ganz so gut. Einst Motor des Aufschwungs, sind die Werften zum Klotz am Bein geworden.

Der Zeitpunkt war mit Bedacht gewählt: Am Neujahrstag 1973 kündigte Südkoreas Militärdiktator Park Chung-hee, der Vater der heutigen Präsidentin, ein Programm zum Aufbau einer Schwer- und Chemieindustrie an. Mit Schwerindustrie meinte Park vor allem Schiffswerften. Internationale Experten reagierten mit Spott. Doch das Fundament für die erste Werft war bereits gelegt. Heute ist die südkoreanische Werftindustrie mit mehr als 40 Prozent Marktanteil die größte der Welt. Allerdings muss sie sich inzwischen gegen die aufstrebende, billigere Konkurrenz wehren, vor allem aus China.

Wenn Park den Vorstoß in eine neue Branche anging, hatte er das zuvor stets mit den Chefs der großen Chaebols abgestimmt. Dafür genossen die Chaebol-Chefs alle möglichen Privilegien, sie durften die Institutionen der staatlichen Bürokratie nutzen – oder nach Bedarf umgehen – und hatten direkten Zugang zum Blauen Haus, dem Amtssitz der Staatspräsidenten. Schon 1964 hatten Park und seine Junta zusammen mit den Industriellen festgelegt, auf welche Export­industrien Südkorea setzen sollte

1971, also bereits zwei Jahre vor Parks Ankündigung, erinnerte sich Hyundai-Gründer Chung Ju-yung später, sei er – bereits ein erfolgreicher Bauunternehmer und Autobauer – von Park nach Europa geschickt worden. Er wusste ja, wie man in neue Branchen expandiert: Als er Zement für seine großen Bauprojekte brauchte, baute er eine Zementfabrik, für Röhren eine Röhrenfabrik. Und weil er keine vernünftige Unterbringungsmöglichkeit für die Geschäftsleute hatte, die seine Werke in Ulsan im Südosten der Koreanischen Halbinsel besuchten, baute er kurzentschlossen ein Hotel – aus dem ein kleines Tourismusunternehmen wurde. Vom Schiffbau dagegen hatte er keine Ahnung.

Mit einem Bruder reiste Chung nun in die Schweiz, nach Paris, nach London, in die USA. Die beiden suchten Kredite für den Aufbau einer Werft – und Aufträge. Zunächst ohne Glück: Weder in den USA noch in Europa schien etwas zu holen zu sein, Banker in Frankreich und der Schweiz hätten sie gar ausgelacht, so Chung. In der Barclays Bank in London hätte man ihnen immerhin zugehört, machte einen Kredit aber von einem Auftrag abhängig. Ein griechischer Reeder war schließlich bereit, das Risiko einzugehen und bestellte zwei Öltanker.

Zehn Jahre später verlangte die Vereinigung amerikanischer Werften Sanktionen gegen Südkoreas Werft­industrie, weil sie den Amerikanern alle Aufträge vor der Nase wegschnappe. Heute ist Hyundais Werft in Ulsan die größte der Welt und Hyundai der größte Schiffbauer. Auch auf Platz zwei und drei finden sich Südkoreaner: Daewoo und Samsung. Doch alle südkoreanischen Schiffbauer, einschließlich der „Großen Drei“, sind hoch verschuldet oder bereits Pleite gegangen. Im Schiffbau herrscht weltweit Überkapazität, die Frachtpreise für Container sind eingebrochen. Hanjin, die größte südkoreanische Reederei, musste im September Bank­rott anmelden. Auch die Nachfrage nach Ölplattformen, ein wichtiger Geschäftsbereich für große Werften, hat wegen des niedrigen Ölpreises massiv nachgelassen.

Damit sind Südkoreas Werften, einst Motoren des Aufschwungs, zum Klotz am Bein geworden. Sie müssen restrukturiert werden und Kapazitäten abbauen. Aber vor allem die drei Mega-Werften zögern. Damit gefährden sie sich nicht nur selber, sondern auch ihre Gläubiger, vor allem südkoreanische Banken. Nach Schätzungen schulden sie ihnen 70 Billionen Won, etwa 50 Milliarden Euro. Auch deshalb kündigte die Regierung von Präsidentin Park Geun-hye, die allerdings ganz anders als ihr Vater keine effektiven Druckmittel auf die Chaebols mehr hat, an, ihr Finanzministerium wolle die drei großen Werften zwingen, bis 2018 ihre Kapazitäten um 20 Prozent und ihre Belegschaften um 30 Prozent zu verringern.

Zeitbombe Demografie

➞ Die Südkoreaner verlassen ihre Dörfer und ziehen in die Stadt; ganze Provinzen werden entvölkert. Zusammen mit der dramatisch gesunkenen Geburtenrate ergibt das ein Bild, das nur wenig Anlass zur Hoffnung bietet.

Von den 50 Millionen Einwohnern Südkoreas lebt fast die Hälfte im Großraum Seoul. Damit ist das Land eines der zentralisiertesten der Welt – und noch ziehen immer mehr Menschen in die Hauptstadtregion. Junge Leute hoffen, in Seoul bessere Stellen zu finden, Eltern behaupten, die Schulen seien hier besser und es sei leichter für ihre Kinder, Freunde zu finden. Außerdem fehlt es auf dem Land an Hagwons, den Nachhilfeschulen, welche die Schüler auf die Aufnahmeprüfungen an Universitäten vorbereiten sollen.

In allen Teilen Südkoreas wird die Provinz nach und nach entvölkert. Zwar versucht die Regierung, diese Entwicklung zu bremsen. Aber sie tut es eher halbherzig. Der Versuch, eine neue Hauptstadt in Sejong zu bauen, das mit dem Superschnellzug etwa eine Stunde entfernt von Seoul liegt, ist gescheitert. Die hypermoderne Stadt wurde zwar gebaut, aber die Ministerien drückten sich vor einem Umzug.

Im Dorf Jungmaeub im schon immer dünn besiedelten Hinterland der Ostküste ist die Landflucht so weit fortgeschritten, dass im März die Grundschule dichtmachen musste. Am Ende wurden hier nur noch zwei Schüler unterrichtet, ein Fünft- und ein Sechstklässler. Vor 40 Jahren besuchten 250 Kinder die Grundschule von Jungmaeub, 1995 noch 100, im Jahr 2005 noch 50. Der Hausmeister Jeon Won-kyo hielt bis zum letzten Tag alle Klassenzimmer bereit, obwohl er wusste, dass sie nie mehr gebraucht würden. Dieses Dorf ist keine Ausnahme. In den vergangenen 15 Jahren haben bereits 3600 Landschulen dichtgemacht. Nach der Schule schlossen dann der Dorfladen, die Bankfiliale, Post und Polizeiposten. Ohne Schule gibt es keine Zukunft.

In Geundok, einem größeren Dorf an der Küste, gibt es Sandstrände für Touristen, Fischerei und sogar etwas Industrie. Doch auch hier verliert die Schule Schüler. In den siebziger Jahren führte sie vier Klassen pro Jahrgang, vor 20 Jahren zum letzten Mal zwei. Jetzt sitzen in der sechsten Klasse noch 16 Kinder, in der ersten noch sieben. Die Lehrer versuchen, den Eltern den Wegzug in die Stadt auszureden: Aber auf dem Dorf glauben die Leute, in der Kreisstadt sei alles besser. Aus der Kreisstadt wollen die Menschen dann in die Provinzhauptstadt. Und von dort nach Seoul. Das ist auch eine Frage des Prestiges.

Schuld an der Misere ist freilich nicht nur die Landflucht. 1965 hatte eine Südkoreanerin im Durchschnitt 6,3 Kinder, heute noch 1,25. Dafür gibt es Gründe: Es ist teuer geworden, Kinder zu haben. Und viele junge Südkoreanerinnen mögen in dieser noch immer patriarchalisch geprägten Gesellschaft gar nicht heiraten. Einen Mann auf dem Land schon gar nicht. Viele Bauern holen sich ihre Ehefrauen deshalb aus Vietnam, Indonesien oder von den Philippinen.

Zurück bleiben die Alten. Im Dorf Jungmaeub versorgen sich viele noch selbst, das Problem der Überalterung ist für Südkorea noch neu. Aber die Alten werden immer älter. In wenigen Jahren werden auf den Dörfern 70-Jährige die 90-Jährigen pflegen müssen – und überfordert sein.

In Wirtschaftszahlen gemessen sind die aussterbenden Dörfer fast zu vernachlässigen. Aber ihr Beitrag zum Sozialgefüge der Gesellschaft und auch zur Wirtschaft können die Parameter der Ökonomie allein nicht beziffern. Und damit kann auch nicht ermessen werden, wie groß der Schaden ist, den die Landflucht anrichtet.

Die Südkoreaner sind sich ihrer demografischen Zeitbombe durchaus bewusst, sie ist Thema von Filmen und Romanen. Vor einigen Jahren brach der Dokumentarfilm „Wonang Sori“ („Klang der Kuhglocken“, im internationalen Verleih „Old Partner“) alle Rekorde. Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt der Regisseur Lee Chung-ryol die Fürsorge eines 80-jährigen Bauern für seinen 40 Jahre alten Ochsen. Derweil vernachlässigt der Bauer seine Frau.

In den Großstädten sahen die Südkoreaner den Film als Hymne auf die verlorene Vergangenheit auf dem Lande – und erkannten sich in den Kindern das alten Paares wieder, die zu Chuseok, dem südkoreanischen Erntefest, aus der Stadt kommen, aber es kaum abwarten können, wieder gehen zu dürfen. Erst recht ein schlechtes Gewissen machte den jungen Städtern der Roman „Als Mutter verschwand“ von Sin Kyong-suk, in dem eine alte Bäuerin im U-Bahn-Laby­rinth der Hauptstadt verloren geht, als sie ihre erwachsenen Kinder in Seoul besucht. In Südkorea hat man erkannt, dass das Land in eine Demografiefalle gerät. Manche warnen, aber keiner kennt einen Ausweg. Die Regierung schon gar nicht.

Bibliografische Angaben

IP Länderporträt 3, November 2016 - Februar 2017, S. 28-47

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