Nach Jahren der Krise wächst Russlands Wirtschaft wieder. Doch die Wachstumsraten bleiben überschaubar, und der Lebensstandard der Bevölkerung sinkt seit Jahren. Weniger Staat, mehr Wettbewerb, weniger Klientelismus, mehr Gerechtigkeit, weniger Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten: Die Liste der Reformen, die Russlands Wirtschaft braucht, ist lang. Ist das System Putin dazu in der Lage? Antworten u.a. von Anders Åslund (Atlantic Council) und Michael Harms (Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft).

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Kumpel-Kapitalismus
Warum das System Putin Innovationsfreude und Unternehmertum lähmt
In seiner ersten Amtszeit gelang Wladimir Putin eine bemerkenswerte Konsolidierung der russischen Wirtschaft. Danach baute Russlands Präsident die Ökonomie aber zielstrebig zum Teil seines „Systems“ um, das neben der Kontrolle von Sicherheitsdiensten, Gerichten und Staatskonzernen auf dem Abgreifen enormer Vermögenswerte basiert.
„Eine Art kaltes Australien“
Russlands künftige Rolle in der Weltwirtschaft: Michael Harms im Gespräch
Weniger Staat, mehr Wettbewerb, freier Mittelstand, unabhängige Gerichte, Export-Diversifizierung: Die Liste der Wirtschaftsreformen, die Russland braucht, ist lang. Dann wäre einiges möglich, erklärt der Geschäftsführer des Ostausschuss – Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft im IP-Interview. Auch, dass Russland Deutschland bis 2050 wirtschaftlich überholt.
Freidenker als Lenker
Wer sind Russlands Systemliberale?
Russlands Wirtschaft stagniert, der Staatskapitalismus verheißt nur mäßiges Wachstum. Damit wächst die Bedeutung der so genannten Systemliberalen: Sie gehören zur russischen Elite, vertreten aber die Werte der freien Marktwirtschaft und wollen ihr Land modernisieren. Wie groß ist ihr Potenzial, Einfluss auf die Regierung zu nehmen? Drei Porträts.
Der russische Traum
Im Schatten von Energieriesen wie Gazprom und Rosneft hat sich in Russland eine aufstrebende IT-Wirtschaft entwickelt. Die Branche erzielt Exporterlöse in Milliardenhöhe und bietet jungen Russen Aufstiegsmöglichkeiten. Doch die Erfolge sind bedroht – durch Abwanderung und durch staatliche Einflussnahme.
Kleines Wirtschaftslexikon Russland
Schöner Schein
Der wirtschaftliche Ertrag der Fußball-WM ist gering, der Prestigegewinn umso größer
Mit den Olympischen Winterspielen, dem Confed-Cup und der Fußballweltmeisterschaft hat Russland gleich drei Großveranstaltungen hintereinander erlebt. Wirtschaftlich zahlt sich das nicht aus, von Nebeneffekten für die Infrastruktur abgesehen. Doch der Kreml hofft auf Prestigegewinne im Ausland – und patriotische Shows fürs heimische Publikum.
Trübe Aussichten
In Sachen Erdölförderung ist Russland Weltspitze, auch beim Erdgas spielt es ganz oben mit. Dennoch: Der Energiesektor ist in einem schlechten Zustand. Die vom Kreml geschaffenen Großkonzerne arbeiten ineffizient, für die Förderung schwer zugänglicher Vorkommen fehlt aufgrund der Sanktionen die Hochtechnologie. Besserung ist nicht in Sicht.