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01. Juni 2007

Kein Weltkrieg um Wohlstand

... sondern das Gegenteil: Vom Freihandel profitieren alle

Angesichts des rasanten Aufstiegs von Ländern wie China und Indien wird gern von einem drohenden „Weltwirtschaftskrieg“ gesprochen. Doch Außenhandel ist kein Nullsummenspiel. Vielmehr kann die internationale Arbeitsteilung mit den für sie entwickelten institutionellen Regeln dazu beitragen, dass Kriege unwahrscheinlicher werden.

Kriege haben die Menschen in der Vergangenheit aus vielen Gründen geführt – aus Machtgelüsten, Dominanzstreben, Großmannsucht, Eroberungswillen, pathologischen Irreleitungen, ideologischen Motiven, nationalistischem Begehren, gekränkter Ehre oder – wie im Kampf um Troja – um eine schöne Frau. Dagegen hat die Wirtschaftswissenschaft Außenhandel und die gesamte internationale Arbeitsteilung stets als einen Ansatz betrachtet, mit dem Kriege unwahrscheinlicher gemacht werden können. Denn der Austausch von Gütern, die Wanderung von Arbeitskräften, der Strom von Kapital, die Verbreitung von Technologien und der mit all dem einhergehende Kontakt von Individuen verschiedener Länder bringen wechselseitige Vorteile und eröffnen die Chance der Verständigung. Sie können damit die Grundlage für eine eher friedliche Welt bieten. In Populärpublikationen1 wird allerdings eine andere Story erzählt.

Die grundlegende These der Ökonomen lautet: Alle Länder erzielen durch die internationale Arbeitsteilung erhebliche Wohlfahrtsgewinne. Sie spezialisieren sich auf die Produktion derjenigen Güter, für die sie Ausstattungsvorteile bei ihren Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Technologie haben und die sich im Ausland besonderer Wertschätzung erfreuen. So kann ein Schwellenland wie China durch die Produktion vor allem arbeitsintensiver Güter sein Wachstum stimulieren. Gleichzeitig haben die Industrieländer Vorteile, indem sie die arbeitsintensiv hergestellten Güter der Schwellenländer preiswert importieren und im Gegenzug hochwertige kapitalintensiv erzeugte Konsum- und Investitionsgüter dorthin exportieren. Der Konsumraum der beteiligten Volkswirtschaften wird dadurch größer als ihr Produktionsraum.

Handel kann alle Boote heben

In diesem Heckscher-Ohlin-Paradigma der internationalen Arbeitsteilung erzielt ein einzelnes Land unter statischen Bedingungen im Handel dadurch Gewinne, dass sein Exportsektor expandiert und der heimische Sektor, der die Importsubstitute herstellt, die Produktion zurückfährt. Diese Anpassung wird unter dynamischen Bedingungen von einem Volumeneffekt in ihrer positiven Wirkung verstärkt. Denn die kräftige wirtschaftliche Expansion in den aufstrebenden Volkswirtschaften sorgt Jahr für Jahr für einen willkommenen zusätzlichen Nachfrageimpuls für die Exporte der Industrieländer. Außenhandel ist also kein Nullsummenspiel, bei dem das eine Land gewinnt und das andere verliert. Es ist ein Positivsummenspiel, bei dem alle Seiten Vorteile haben.

Allerdings kann man auf dieses Heckscher-Ohlin-Paradigma allein heute keine politischen Empfehlungen mehr aufbauen. Denn der Ansatz erklärt nur den Handel mit verschiedenen Gütern, also zwischen verschiedenen Sektoren, den intersektoralen Handel – bekannt durch das Lehrbuchbeispiel portugiesischer Wein gegen englisches Tuch von David Ricardo aus dem Jahr 1817. Heute geht es bei dem Austausch von Gütern etwa um deutsche Maschinen gegen chinesische Textilien, arabisches Erdöl oder amerikanische Software.

Im Gegensatz zu diesem intersektoralen Handel ist der Austausch zwischen den Industrieländern, auf den etwa 70 Prozent des Weltgüterhandels entfallen, weitgehend ein Handel mit ähnlichen Produkten. Es ist ein Austausch von Gütern, die im gleichen Sektor produziert werden. Japanische Nissans gehen nach Deutschland, BMWs nach Japan. Auch Austauschverflechtungen durch Zwischenprodukte zählen dazu. 75 Prozent des deutschen Handels gehören zu dieser Kategorie des intrasektoralen Handels, der darauf beruht, dass die Menschen Vielfalt lieben und dass bei der Produktion in den einzelnen Ländern Größenvorteile mit sinkenden Kosten wahrgenommen werden können. Für die USA liegt dieser Wert bei 62 Prozent, für Japan bei 46 Prozent.2 Der intrasektorale Handel nimmt mit steigendem Wohlstand zu, weil die Menschen mit zunehmendem Einkommen mehr Optionen für Vielfalt haben wollen. Besonders wichtig: Bei diesem Handel muss ein Sektor bei uns nicht schrumpfen, wenn der gleiche Sektor in Asien expandiert. Der gleiche Sektor kann gleichzeitig in verschiedenen Volkswirtschaften zur gleichen Zeit expandieren, Handel kann alle Boote heben. Zwar läuft dieser intrasektorale Handel heute noch weitgehend zwischen den Industrienationen ab, aber mit steigendem Einkommen werden die Schwellenländer zunehmend am intrasektoralen Handel partizipieren. Damit gilt: Außenhandel bringt Wohlstand. Man darf den Satz fortsetzen: Wohlstand macht Kriege unwahrscheinlicher. Güteraustausch ist besser, als wenn sich die Menschen gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Der hier beschriebene Ansatz der Ökonomen stößt in zweierlei Hinsicht auf gravierende Bedenken. In der Politikwissenschaft und bei Nichtregierungsorganisationen ist die Meinung weit verbreitet, dass die Globalisierung die Ungleichheit in der Welt vergrößert hat. Diese Meinung ist falsch, denn der Wohlstand zwischen den Ländern hat sich angeglichen (ob die Einkommensverteilung innerhalb von Volkswirtschaften ungleicher geworden ist, ist eine andere Frage). Viele Volkswirtschaften haben seit 1975 sowohl absolut, und zwar im Bruttosozialprodukt pro Kopf, das in konstanten Preisen berechnet wird, als auch relativ zu den USA – der führenden Wirtschaftsnation – ihre Position verbessert, darunter die bevölkerungsreichen Länder China und Indien. So gelang es China in den letzten 25 Jahren, mit realen Wachstumsraten seines Bruttoinlandsprodukts von jährlich im Durchschnitt knapp zehn Prozent 422 Millionen Menschen aus der Armut (gemessen an einem Einkommen von unter einem Dollar pro Tag) herauszuführen. Gewonnen haben beispielsweise auch Ägypten, Botswana, Chile, Pakistan, Indonesien und Sri Lanka.3 Einige Länder wie Argentinien, Ghana, Kamerun und Mexiko wiederum haben nach dem absoluten Maßstab gewonnen, aber relativ, also im Abstand zu den USA, verloren. Schließlich hat eine Reihe von Ländern südlich der Sahara wie Niger und die Demokratische Republik Kongo absolut und relativ an Wohlstand verloren. Dabei handelt es sich in der Regel um institutionell schwache Volkswirtschaften, die durch Bürgerkriege, innere Zerrüttungen oder diktatorische Regierungsformen gekennzeichnet waren. Das Fazit lautet: Gewichtet man die Einkommensverteilung zwischen den Ländern mit deren Anteilen an der Weltbevölkerung, so haben die Schwellenländer insgesamt seit 1975 eindeutig gewonnen.

Alles schon einmal da gewesen

Gleichzeitig wird von vielen, darunter auch wieder von Nichtregierungsorganisationen, die internationale Arbeitsteilung als Bedrohung für die Industrienationen empfunden, obwohl das im Widerspruch zu der Sorge um die Entwicklungs- und Schwellenländer steht. Denn es können nicht beide gleichzeitig verlieren. Angeführt wird vor allem der herausragende Erfolg Chinas. Allerdings sind solche Bedrohungsszenarien nicht neu. In den sechziger und siebziger Jahren war es Japan, in den siebziger Jahren zusätzlich Südkorea, deren stürmisch steigende Exporte als Angriff auf die europäische und die amerikanische Position gesehen wurden. Die Beschwörungen von damals sind längst vergessen. Chinas Exporte etwa nehmen seit 1978 im Vergleich zu Japans rasantem Exportwachstum seit 1955 nicht stärker zu, wenn man 2005 als einen Ausreißer betrachtet.

Ähnliches gilt im Vergleich zu Korea seit 1965. Also: Alles schon einmal da gewesen. Vor allem zeigt die Erfahrung seit dem Zweiten Weltkrieg, und zwar in Bezug sowohl auf die europäische Integration als auch auf die weltweite Arbeitsteilung, dass Außenhandel den Wohlstand hebt. Dagegen ist die inzwischen aufgegebene Politik der Importsubstitution Lateinamerikas mit der verlorenen Dekade der achtziger Jahre, in der das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Lateinamerika schrumpfte, ein Beleg dafür, dass Protektionismus auf Dauer nichts bringt. Auch die Arbeitsteilung von oben im ehemaligen Comecon ist gescheitert.

Volkswirtschaften gewinnen durch Handel. Aber: Volkswirte haben nie behauptet, dass alle Gruppen der Gesellschaft aus dem Außenhandel Vorteile ziehen. Während etwa in China unqualifizierte Arbeitskräfte gewinnen, geraten sie bei uns unter Druck, wenn wir es nicht schaffen, für sie im Exportbereich und in den nicht vom Außenhandel berührten Sektoren, etwa bei den Dienstleistungen, Jobs zu schaffen. Es muss uns gelingen, die Menschen besser zu qualifizieren. Humankapital und Sachkapital sind bei uns die Faktoren, für welche die internationale Arbeitsteilung Vorteile bringt, weil wir uns auf Produkte spezialisieren, die mit diesen Faktoren erstellt werden. Folglich wird es entscheidend sein, durch Innovationen neue Produkte für den Weltmarkt ausfindig zu machen. Der sektorale Strukturwandel war stets eine notwendige Bedingung einer offenen Volkswirtschaft, auch wenn dieses Erfordernis durch den intrasektoralen Handel an Bedeutung verliert. Leider sind unsere Institutionen dafür nicht fit. Das gilt sowohl für die Arbeitsmärkte als auch für die Regelungen der Universitäten, die doch für die Bildung von Humankapital und das Aufspüren neuen Grundlagenwissens verantwortlich sind.

Dennoch: Interpretiert man die Integration der bevölkerungsreichen Länder China und Indien sowie der postkommunistischen Staaten nach dem Fall der Mauer in die internationale Arbeitsteilung als einen Schock für die Weltwirtschaft, bei dem das Weltarbeitsangebot um mehr als 40 Prozent zunahm, so ist es verblüffend, dass dieser Wandel in den Industrieländern zwar nicht ganz schmerzlos, aber doch ohne große Verwerfungen vor sich gegangen ist. Auch die von vielen geäußerte Befürchtung, der Eintritt des reichlich mit Arbeitskräften ausgestatteten China müsse auf dem Weltkapitalmarkt zu einer relativen Verknappung des Kapitals und zu einem Anstieg der Realzinsen führen, erwies sich als unzutreffend. Die Realzinsen sind im historischen Vergleich sogar erstaunlich niedrig.

Das hier skizzierte Paradigma der internationalen Arbeitsteilung muss sicherlich um viele Facetten erweitert werden. So können Länder „adverse Terms-of-Trade-Schocks“ erleben, in denen sich die Preise ungünstig für ihre Export- und Importprodukte entwickeln. Ein Beispiel ist Bangladesch, das unter dem von China verursachten relativen Preisdruck für arbeitsintensive Produkte leidet. Auch kann man nicht ausschließen, dass dann verarmendes Wachstum in einem Land auftritt, wenn das Land durch seine Produktionsanstrengungen die Preise seiner eigenen Exportgüter selbst demontiert. Die Industrie-nationen müssen mit der von ihnen viel gepriesenen internationalen Arbeitsteilung selbst ernst machen und ihre Märkte vollständig öffnen, etwa im Agrarsektor, wenn die Schwellenländer erfolgreich in die Weltwirtschaft integriert werden sollen. Auf jeden Fall sollten sich Anhänger des Protektionismus an die Erfahrungen der dreißiger Jahre erinnern, als die Welt durch kumulative Abwertungen und Beggar-thy-Neighbour-Politiken in die Bredouille geriet.4 Außerdem sind andere Interdependenzen als der Güteraustausch im Paradigma der internationalen Arbeitsteilung zu berücksichtigen. So stehen Staaten mit ihren wirtschaftspolitischen Instrumenten wie der Steuerpolitik und nationalen Regulierungen im Standortwettbewerb um das mobile Kapital und das mobile technische Wissen. Schließlich können monetäre Störungen wie Währungskrisen die Realwirtschaften erheblich beeinträchtigen.

Die Ressource geht zum besten Wirt

Sicherlich wird die Welt auch in Zukunft Schocks zu erwarten haben. Dabei geraten derzeit besonders natürliche Rohstoffe und die Umwelt ins Visier. Aber auch aus diesen Fragen können die Kriegspessimisten nicht viel Honig saugen. Zwar ist es richtig, dass die Schwellenländer mit ihrem Wachstum eine zunehmende Nachfrage nach natürlichen Rohstoffen entfalten. So hat die langjährige wirtschaftliche Expansion Chinas zusammen mit dem kräftigen Bauboom und dem Aufbau der Exportindustrie die Anteile Chinas an den Weltimporten auf beachtliche Höhen ansteigen lassen.5 Mit einem solchen Nachfrageschub sind ansehnliche Preiseffekte verbunden, mit denen neue Nachfrage alte Nachfrage verdrängt. Glücklicherweise verfügt die Weltwirtschaft mit den Märkten jedoch über institutionelle Vorkehrungen, um über die konkurrierende Verwendung von Ressourcen in friedvoller Weise – also ohne einen Weltkrieg um Rohstoffe – zu entscheiden. Dabei steuern Preise die konkurrierende Verwendung. Die Ressource geht zum besten Wirt. Wie leistungsfähig Märkte im Ressourcenbereich sind, hat sich gezeigt, als Anfang der siebziger Jahre nach dem Übergang der Eigentumsrechte an die Ressourcenländer die Allokation innerhalb der Hierarchie der vertikal integrierten großen Erdölunternehmen – der Sieben Schwestern – effizient durch Spot- und Terminmärkte ersetzt wurde. Auch politisch gestaltete langfristige Lieferverträge zwischen Staaten sind, wie die beiden Ölkrisen zeigen, auf lange Frist nicht attraktiv, wenn Spot- und Terminmärkte Unsicherheit reduzieren. Ferner darf man mit einer großen Elastizität der Weltwirtschaft auf der Nachfrage- und der Angebotsseite rechnen. Auch bei einer Ressource, für die bisher weltweit noch kein Knappheitspreis etabliert ist, lassen sich institutionelle Regelungen finden, bei denen Märkte mit Preisen für Emissionszertifikate eine wichtige Rolle übernehmen können. Dabei werden die Schwellenländer mit ihrem Wachstum den Knappheitspreis für die globale Umweltnutzung nach oben treiben. Allerdings stehen Regelungen, durch die Probleme wie Freifahrerverhalten oder unterschiedliche Präferenzen in Sachen Umweltschutz und Verteilung der Emissionsrechte auf die Staaten der Erde gelöst werden können, noch in weiter Ferne.

Soll das Konfliktpotenzial in der Weltwirtschaft verringert werden, so sind multilaterale Regelmechanismen zu stärken, mit denen sich Staaten in ihrem Verhalten selbst binden, indem sie Souveränität in Teilbereichen abgeben und auf nationale Politikinstrumente teilweise oder ganz verzichten. Dabei handelt es sich um relationale Verträge, durch die sich Partner auf vielen Feldern wiederholt begegnen, so dass sie ein Interesse haben, die Auswirkung eines eventuellen opportunistischen Verhaltens auf ihre Reputation zu beachten. Durch multilaterale Institutionen wie die WTO lässt sich opportunistisches Verhalten von Staaten einschränken. Deshalb ist es wichtig, die noch vorhandenen Chancen zum Abschluss der Doha-Runde zu nutzen. Auch in anderen Feldern, in denen Kooperationsgewinne zu erzielen sind, müssen multilaterale Regelsysteme entwickelt werden. Das gilt besonders, wenn es sich, wie bei globalen Umweltmedien, um globale öffentliche Güter handelt.

Die internationale Arbeitsteilung einschließlich der für sie entwickelten institutionellen Regeln kann dazu beitragen, dass Kriege unwahrscheinlicher werden, indem mögliche Gründe für Kriege relativiert werden und die Bereitschaft zum Krieg herabgesetzt wird, selbst wenn sich Machtbalancen verschieben. Kriege gingen in der Vergangenheit allzu oft mit Fehleinschätzungen der Regierungen vor Beginn der Kriegshandlungen einher. Eine realistischere Einschätzung der Möglichkeiten in Bismarckscher Weise wäre manchmal hilfreich gewesen. Vor dem Hintergrund der hier vorgetragenen Überlegungen ist es deshalb in höchstem Maße bedauerlich, irreführend und maßlos, dass Gabor Steingart in seinem Opus reißerisch mit einer Mischung aus Grusel, Bammel, Furcht und Panik vom „Weltkrieg um Wohlstand“ spricht. Dabei hätte es dem Buch gut getan, wenn er über das altbekannte Lehrbuchbeispiel des Güteraustauschs von portugiesischem Wein gegen englisches Tuch von Ricardo hinausgekommen wäre und mit empirisch gestützten Ansätzen aus der Neuzeit zur Erklärung der internationalen Arbeitsteilung aufgewartet hätte, wie etwa der Tatsache, dass der Welthandel eben nicht vom Ricardo-Typ ist, sondern weitgehend intrasektoralen Handel darstellt.

Angst und bange kann es mir am Kieler Weltwirtschaftsinstitut werden, wenn ich bei Steingart das Wort „Weltwirtschaftskrieg“6 lese, vielleicht auch, weil ich den Krieg als Junge noch erlebt habe und mit diesem Wort nicht so locker und leger umgehen kann wie jemand aus der Generation danach. Angst und bange kann es einem aber auch werden, wenn man Steingarts wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen liest. So empfiehlt er dem Gewerkschaftler: „Er muss sich, kurz gesagt, vom Tarif- zum Handelspolitiker entwickeln.“7 Und er plädiert offen für eine neue Form des Protektionismus: „Nur der Handelspolitiker kann diese Arbeitskraft … bei Bedarf auch vom Verkauf im Inland ausschließen.“8 Ein globales Entsendegesetz für Güter lässt grüßen. Man kann nur hoffen, dass auf solche Vorstellungen weder die Außenhandelspolitik noch die Außenpolitik aufgebaut werden. Sie hätten dann keine zukunftsweisende Orientierung.

Prof. Dr. HORST SIEBERT, geb. 1938, ist emeritierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. Er lehrt am SAIS Bologna Center der John Hopkins University, Italien, und ist Mitglied der Group of Economic Policy Analysis
(GEPA) der Europäischen Kommission.
 

  • 1Zum Beispiel Gabor Steingart: Weltkrieg um Wohlstand. Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden, München 2006.
  • 2Horst Siebert: The World Economy. A Global Analysis,
  • 3Aufl., Abingdon UK und New York 2007, Tabelle 2.1. 3 Horst Siebert (Anm. 2), Schaubild 10.4.
  • 4Ohnehin erfordert eine globalisierte Welt aus ethischer Sicht, dass Gerechtigkeit und Fairness nicht mehr allein national definiert werden.
  • 5Sie betragen 46% für Eisenerz, 36% für Baumwolle, 23% für Kupfererz, 21% bei Zellstoff und Papier, 20% für Gummi, 12% für Plastik und 6,2% bei Rohöl. Zum Vergleich: Der Anteil Chinas an der Weltproduktion bewegt sich bei 5% (Daten für 2005). 1993 benötigte China noch keine Rohölimporte.
  • 6Gabor Steingart (Anm. 1), S. 364
  • 7Ebd.
  • 8Ebd.
Bibliografische Angaben

Internationale Politik 6, Juni 2007, S. 18 - 25.

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