Fröhliche Kämpferin
Am 5. Oktober 2017 starb die Chefredakteurin der Internationalen Politik Sylke Tempel bei einem tragischen Unfall in Berlin. Aus Anlass des fünften Jahrestages veröffentlichen wir hier noch einmal die Nachrufe von Thomas Schmid und Constanze Stelzenmüller.
Werben für das westliche Modell: Zum Tod von Sylke Tempel
Dass ausgerechnet ein Sturm sie das Leben kostete – darin liegt eine besonders tragische Pointe. Denn Sylke Tempel war eine Persönlichkeit, von der man glauben musste, dass sie allen Stürmen standhalten würde, dass nichts sie umwerfen kann. Am 5. Oktober wurde sie – als der Sturm Xavier über Norddeutschland fegte – in Berlin von einem umfallenden Baum erschlagen, nur 54 Jahre alt. So überzeugend wie wenige andere hat sie für das Modell der westlichen Demokratien geworben. Gerade auch angesichts der Erfolge von Populisten und Autokraten blieb sie bei der festen Überzeugung, dass Rechtsstaat und offene Gesellschaft am Ende stärker und attraktiver sind. Man müsse freilich etwas dafür tun.
Geboren 1963 in Bayreuth, studierte sie Politische Wissenschaften und Judaistik in München. Früh verband sich das mit einem Interesse an und Sympathie für Israel, sie sprach gut Hebräisch. Ein von dem Historiker Michael Wolffsohn initiiertes Forschungsprojekt, an dem sie teilnahm, prägte fortan ihre wissenschaftlichen und politischen Interessen. Es ging um das „Dreieck“ Israel, Deutschland, USA. Zwei Jahre forschte Sylke Tempel in den USA, sie promovierte 1993 mit einer Arbeit über die Beziehungen der amerikanisch-jüdischen Organisationen zur Bundesrepublik Deutschland. Ab und an schrieb sie in New York für den Aufbau, eine Zeitschrift jüdischer Emigranten aus Deutschland, die im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Leser verloren hat. Sylke Tempel erzählte gerne von der tieftraurigen Skurrilität, die das Aufbau-Milieu auszeichnete.
Im Jahr ihrer Promotion ging Sylke Tempel als Nahost-Korrespondentin zur Woche, schrieb später als freie Autorin für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften. 2008 wurde sie Chefredakteurin der Zeitschrift Internationale Politik (IP), die von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik herausgegeben wird. Ein größeres Publikum lernte sie durch ihre scharfzüngigen Auftritte in vielen TV-Runden kennen, etwa bei „Anne Will“ oder im „Presseclub“ des WDR.
Demokratie macht Spaß, der westliche Geist ist sexy
Wer, immer schon, argwöhnisch auf die USA und eher mit Verständnis auf Russland und Putin blickte oder wer Israel im Verdacht hat, es verhindere einseitig den Frieden im Nahen Osten, der hat gewöhnlich in den politischen Sendungen des deutschen Fernsehens schnell einen guten Stand. Sylke Tempel war eine der wenigen, die sich mit einem dezidierten Gegenprogramm durchzusetzen verstand und sich einen Namen machte. Das lag auch daran, dass sie nie defensiv argumentierte. Demokratie – diese schwache starke Ordnung – ist nicht selbstverständlich, sondern immer von Gefährdungen umlagert. Viele, die sie verteidigen, kommen daher grämlich, verzagt und fast apokalyptisch daher. Nicht so Sylke Tempel. Sie war von robuster, ansteckender Fröhlichkeit. Sie verkörperte: Demokratie macht Spaß, der westliche Geist ist sexy.
Erdogan, Assad, Putin und dann noch, gewissermaßen im eigenen Spielfeld, Trump: Vieles ist aus den Fugen geraten. Sylke Tempel lag es fern, diese Verdüsterung des weltpolitischen Horizonts zu bestreiten. Sie warb nur dafür, sich davon nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Und den Despoten mit Angriffslust und guter Laune zu begegnen. Anfang dieses Jahres schrieb sie in der IP einen Aufsatz mit dem Titel „Der Glanz der Ignoranz“, der sich mit der „Methode Trump“ und damit befasste, wie man ihre weitere Ausbreitung verhindern könne.
Man solle sich doch, schrieb sie, endlich von der Vorstellung lösen, es könne eine vollkommene Gesellschaftsordnung geben. Die unvergleichliche Stärke der Demokratie liege darin, dass sie von der Einsicht ausgeht, dass der Mensch weder gänzlich gut noch gänzlich schlecht, sondern ein fehlerhaftes Wesen sei: „Er irrt, und zwar beständig. Für dieses fehlbare Wesen ist ein System angebracht, das Kontrolle vorsieht und Korrektur erlaubt.“ Nicht perfekt zu sein, sei die Stärke der Demokratie – aber auch ihre Schwäche, die dann zu Tage tritt, wenn die unendlichen Mühen der Konsensbildung gescheut werden. Sylke Tempel verstand es, das alte ABC der Demokratie so zu buchstabieren, dass es ganz frisch wirkte.
Und sie verteidigte lauthals, was für die Populisten ein Synonym für alles Schlechte und Böse ist: das „System“. Es werde, schrieb sie mitfühlend, „weitgehend getragen von Bürokraten, die gerade in den oberen Rängen wenig abgehoben sind, sondern eher niedergedrückt werden von den Tonnen an Aktenmaterial, das sie zu bewältigen haben, und die häufig über ein hohes Maß an Professionalität verfügen“. Beharrlich warb Sylke Tempel für das, was Dolf Sternberger, der Erfinder des Begriffs „Verfassungspatriotismus“, einmal „Staatsfreundschaft“ genannt hatte. Und dass in den westlichen Gesellschaften die Welt des Luxus und der Moden großgeschrieben wird, hielt sie nicht für ungehörig und dekadent, sondern für einen der großen Vorteile unserer Lebensart.
Das vielleicht Beste, was den Deutschen nach 1945 widerfahren ist
Als am Morgen des 9. November 2016 klar wurde, dass Donald Trump die amerikanische Präsidentenwahl gewonnen hatte, fiel auch Sylke Tempel aus dem transatlantischen Nest, in dem sie sich gut aufgehoben hatte. Doch im Unterschied zu manchen Schicksalsgenossen, die nun ihr Weltbild vor dem Einsturz sahen und gleich das Ende der Nachkriegsordnung ankündigten, kam sie rasch wieder auf die Beine. Sie setzte – nicht ohne skeptische Zwischentöne – auf die checks and balances, auf die Selbstheilungskräfte der USA.
„Szenen einer Ehe“: So titelte sie einen Artikel über das neue deutsch-amerikanische Verhältnis. Irgendwie sei man eine Familie gewesen. Es sei nicht immer einfach gewesen – hier die europäische Schwäche, dort die amerikanische Hau-drauf-Methode; und jetzt ein Präsident, dem wir Europäer offensichtlich gleichgültig sind. Was also tun? Heulen, betteln, dem Partner eine Szene machen? Sylke Tempel: „Nicht mit mir. Mit mir nicht. Wir werden schon sehen. Zu schwach? Kein Wumms? Mitgliedschaft im Fitnessstudio schon gebucht. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht auch etwas geschafft bekämen in der Welt. Und wenn der Partner wieder normal wird, umso besser.“
Der letzte Satz ist wichtig. Sylke Tempel gehörte nicht zu jenen, die dem transatlantischen Verhältnis nur aus taktischen Gründen und mit zusammengebissenen Zähnen zustimmten. Sie hielt es für eine gute Sache, für das vielleicht Beste, was den Deutschen nach 1945 widerfahren ist. Und so stimmte sie auch nicht in den Chor jener ein, die endlich die Stunde gekommen sehen, das schwierige transatlantische Band zu kappen und in alteuropäischen Größenwahn zu verfallen.
Die Deutschen, heißt es, haben kein außenpolitisches Talent. Und auch kein nennenswertes außenpolitisches Interesse. Das komme daher, dass sie zu nichts anderem fähig seien, als in der Welt entweder sehr martialisch oder betont kleinlaut aufzutreten. Die Kunst der Diplomatie interessiere sie nicht besonders, und der Außenminister sei nur deswegen regelmäßig so populär, weil er medienwirksam ständig in aller Welt herumkomme. Und nicht, weil er die wunderbare Aufgabe hat, die Interessen seines Landes wirkungsvoll zu vertreten und sie mit den Interessen anderer Staaten kunstvoll zu verknüpfen.
Sylke Tempel hatte einen Sinn für diese Kunst. Sie war entschieden nicht der Meinung, die außenpolitischen Reflexionen müssten die Domäne pensionierter Diplomaten und streberhafter Thinktanker sein. Sie versuchte, die Außenpolitik aus der Langweilerecke herauszuholen und ein breiteres Publikum davon zu überzeugen, dass das Kräftespiel der Nationen und der Staatenbündnisse sicher mindestens so viel Aufmerksamkeit verdient wie die Renten und die Frage nach der Zukunft der CSU.
Sylke Tempel ging jegliche Trauerkloßigkeit ab. Sie hat Streit nicht gesucht, ist aber auch keinem Streit ausgewichen und hat ihn auf ihre mitunter burschikose Art ausgefochten. Es half ihr sehr, dass sie wahrlich nicht auf den Mund gefallen war. Sie ließ sich, um eine zweite eher altdeutsche Wendung zu benutzen, die Butter nicht vom Brot nehmen. Es half ihr, dass sie sehr schnell und verständlich formulieren konnte. Zügig, manchmal zu zügig, entwarf sie steile Thesen. Wenn die Regeln des Anstands verletzt wurden oder Hetze betrieben wurde, konnte sie schneidend scharf werden und einen harten Trennungsstrich ziehen. Ohne dabei ihr einnehmendes Wesen zu verlieren. Herzlich und notfalls auch harzig. Manchen ihrer männlichen Kontrahenten irritierte das beträchtlich. Sie war eine fröhliche, unverzagte Kämpferin. Ihr Fehlen schmerzt.
Von Thomas Schmid
Ein Tod in der „Sisterhood“
Vom Glück, dazugehört zu haben: Ein Single Malt auf eine wunderbare Freundin
Unsere Freunde, heißt es, sind unsere Wahlverwandtschaften. Mit ihrem grausam frühen Tod in Berlin am 5. Oktober hat Sylke Tempel uns allen gezeigt, wie groß, weit gestreut und liebevoll ihr Wahl-Clan ist. Ich zähle mich glücklich, dazugehört zu haben.
Sylke Tempel war die Chefredakteurin der Internationalen Politik, dem Magazin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, und seiner englischsprachigen Schwester, dem Berlin Policy Journal. Ihr Charme, ihre Wärme und Klugheit (neben einer beträchtlichen Bildung, die sie aber nie hervorkehrte) machten sie zu einer gesuchten Beraterin, Moderatorin und Rednerin in Berlin und weit darüber hinaus. Die oberflächlichsten politischen Talkshows wurden interessant, wenn Sylke mit in der Runde war – in einem roten oder orangefarbenen Oberteil, in dem sie (wie sie genau wusste) nur noch heller strahlte.
Sylke war auch eine meiner liebsten und engsten Freundinnen, eine Waffenschwester in all den Kämpfen, die uns wichtig waren: für Deutschlands Bindung an Israel, Europa und den Westen; für die Förderung von Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik; und gegen schlechtes Essen, schlechten Wein, schlechte Texte und ausschließlich mit Männern besetzte Diskussionspanel.
Obgleich durch einen Ozean voneinander getrennt, waren wir dennoch fast jede Woche per Mail, SMS oder Tweet miteinander in Kontakt. Ich zweifelte nicht im geringsten daran, dass wir gemeinsam runzlig (aber stets elegant!) werden würden und bis in unsere Achtziger lachend auf den Seitenbänken der Münchner Sicherheitskonferenz sitzen könnten (Hey: Was die Männer 50 Jahre lang machen konnten, konnten wir auch.) Vorbei.
Zu Sylkes vielen überragenden Eigenschaften gehörten ihr lebhafter Humor und ihr unbestechlicher Geschmack als Autorin und Redakteurin. Ich sehe sie vor mir, wie sie ironisch eine Augenbraue hochzieht (begleitet von diesem wunderbaren Grinsen, das einen ganzen Raum erleuchten konnte), während sie diesen Absatz liest: „Sylke Tempel war am späten Nachmittag auf der Rückfahrt von einem Workshop des Auswärtigen Amtes zu den transatlantischen Beziehungen in der Villa Borsig am Tegeler See, als ein gewaltiger Orkan mit Winden von mehr als 180 Stundenkilometern über Berlin wütete. Er riss zahllose Bäume aus dem Erdreich und schleuderte sie mit der Gewalt eines Presslufthammers wieder zu Boden. Einer dieser Bäume wurde auf ihren Wagen geschmettert und tötete sie sofort. Eine der beiden anderen Insassinnen wurde schwer verletzt. Dr. Tempel hatte gerade die letzten Redigaturen an einem von mehreren Autoren verfassten Manifest zu den transatlantischen Beziehungen in der Ära Trump angebracht.“
„Constanze, Liebe“, hätte sie gesagt, und besagte Augenbraue noch etwas höher gezogen: „Ein bisschen weniger ‚Es war eine dunkle und stürmische Nacht‘ würde es vielleicht auch tun? Und meinst Du nicht auch, dass diese transatlantischen Anspielungen etwas … nun ja: gewichtig daherkommen?“
Autsch. Ja, klar. Aber ich habe das nicht geschrieben, und ich möchte behaupten, dass mir das auch nicht unterlaufen wäre. Das Leben war’s. Und die Geschichten, die es sich ausdenkt, sind manchmal wirklich beschissen. Die beiden anderen Insassinnen des Autos sind auch langjährige Freundinnen.
Begabung für das Glück
Viele, viele Texte, die in Sylkes fast zehnjähriger Amtszeit als Chefredakteurin der Internationalen Politik durch ihre energischen und sorgfältigen Hände gingen, wurden auf magische Weise verwandelt und verbessert. Das Magazin, das vor ihrer Zeit unter Kennern den verdienten Spitznamen „Valium der Republik“ trug, wurde unter ihrer Ägide ein aktuelles, gut geschriebenes und anregendes Blatt. Sylke, die Geschichte, Politikwissenschaften und Judaistik studiert hatte und ein Jahrzehnt als Journalistin in Israel gelebt hatte, erfand dazu das Berlin Policy Journal, um deutsche Außenpolitikdebatten für unsere oft zu Recht irritierten Freunde und Verbündeten in klarem Englisch zugänglich zu machen. Nicht selten führte der Übersetzungsprozess auch zu einer Klärung der in den Texten enthaltenen Gedanken. Es gelang ihr, ihre Autoren dazu zu bringen, mit Begeisterung über Themen zu schreiben, die ihnen bis dahin fremd gewesen waren – in meinem Fall, über Filme und Fernsehserien zum Kalten Krieg.
Wie alle wirklich guten Redakteure war Sylke selbst eine erstklassige Autorin, mit einem bemerkenswert breiten Themenspektrum: von Strategie und Zukunftsszenarien bis hin zu Biografien. Im letzten Kapitel („Abschiede“) ihres Buches über Freya von Moltke, die Ehefrau und spätere Witwe von Helmuth James Graf von Moltke, einem der Verschwörer gegen Hitler, erklärt sie, was Freya nach dem furchtbaren Verlust ihres geliebten Mannes und so vielen engen Freunden die Kraft gab, bis zum reifen Alter von fast 99 Jahren in Vermont zu leben und ihr restliches Leben der Versöhnung zwischen Deutschland und seinen früheren Feinden zu widmen: „Sie hatte eine Begabung für das Glück“ – eine Gabe, die in ihrer tiefen Menschlichkeit wurzelte und dem Bedürfnis, für etwas zu leben, das größer war als sie selbst.
Diejenigen von uns, die das Glück hatten, Sylke zur Freundin zu haben, würden viel von ihr in diesem Porträt von Freya wiedererkennen. Sie hatte einen unbeirrbar festen moralischen und politischen Kompass, wurzelnd in einem diskreten und liberalen Katholizismus. Aber sie empfand selbst jenen gegenüber Empathie, mit denen sie leidenschaftlich stritt (oder die sie missbilligte). Sachverstand, Vernunft und Anstand in allen Dingen waren ihre Markenzeichen; aber wir haben sie mindestens ebenso ins Herz geschlossen für den Elan, mit dem sie sich für die guten Dinge im Leben begeistern konnte.
„Templine“ (wie ihre Freunde sie nannten) hatte eine lobenswerte Schwäche für bittere Schokolade und Single Malt. Ein großer Vorzug meines Umzugs nach Washington war aus ihrer Sicht, dass ich nun „Sherman’s cigaretellos“ für sie aus Amerika schmuggeln konnte. Auf jeder Münchner Sicherheitskonferenz schickten wir uns eine konspiratorische SMS, meistens am Samstagnachmittag: „Sind wir schon genervt genug?“ – und schossen aus dem Saal, und sogleich schräg gegenüber zu Lodenfrey. Abends versammelte sie die „Security Sisterhood“ zu einem informellen und oft ausgelassenen Abendessen bei ihrem Lieblingsitaliener.
Sylke war eine großzügige Mentorin für viele jüngere Frauen, nicht zuletzt in ihrer Rolle als Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von WIIS.de ab 2013 (ein Amt, das sie von mir übernahm). Wir hatten beide in jüngeren Jahren jede Menge Herablassung und Herabsetzungen erfahren, nur weil wir in der stark männerdominierten deutschen Außen- und Sicherheitspolitik unseren Weg gehen wollten. Wir wollten dafür sorgen, dass der nächsten Generation solche bedrückenden, die Luft zum Atmen nehmenden Erfahrungen erspart blieben.
Am meisten haben wir an Sylke ihre intensive Fähigkeit zur Liebe bewundert. Zu ihren Eltern, von denen sie mit herzlicher Zuneigung sprach, und die wir auf der Feier ihres 50. Geburtstags kennenlernen durften. Zu ihren Nichten und Neffen und ihren Patenkindern, die sie mit erziehen half – mit gutem Rat, Skiurlauben und albernen Filmen (die „Minions“ standen besonders hoch im Kurs). Und vor allem anderen zu ihrer Partnerin Judith, die sie hinterlässt.
Ich wünschte, ich hätte die Macht, ein besseres Ende für diese Geschichte zu schreiben: eine Superheldin vielleicht, die vom Himmel fällt und den Baum im Sturz bremst. Tröstlich bei aller Trauer aber ist die Einsicht, dass Sylke auch unsere Geschichten mit geschrieben hat. Sie hinterlässt ein Netzwerk von Freunden, die verbunden sind durch die Erinnerung an sie, und durch ihr Vorbild. Wir werden es so machen müssen wie Freya: dableiben und Gutes tun.
Es gibt weiß Gott Arbeit genug, wie die Wahlen am 24. September gezeigt haben. Zwei Tage später habe ich sie angetweetet: „Wir müssen halt nächstes Mal selber kandidieren.“ Sylkes Antwort: „Liebe, darauf kannst Du wetten.“ Zehn Minuten später: „@ConStelz, wir gründen die Partei der Gutgelaunten.“ Das werden wir jetzt ohne Dich machen müssen, Sylke. Unterdessen hebe ich ein Glas Single Malt auf Dich, wo immer Du bist.
Von Constanze Stelzenmüller
Internationale Politik 6, November-Dezember 2017, S. 4 - 9