Schlusspunkt

01. Nov. 2020

Zuverlässige Partner

Ein Schlusspunkt

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Bild: Karrkatur: Eine Leiche mit Hammer und Sichel im Rücken
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Auch das oft beschauliche Berlin schafft es immer wieder, Drehort bekannter Blockbuster zu sein. Ein Beispiel hierfür ist „Die Bourne Verschwörung“ mit Matt Damon. Tatsächlich zeigen die jüngsten Ereignisse rund um den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny wieder einmal, dass die Fiktion aus den Filmen und die Realität oft gar nicht so weit voneinander entfernt sind.

Im vergangenen Jah war es der Tiergarten-Mord, nun die Behandlung eines Anschlagsopfers. Die Suche nach zuverlässigen Partnern im Osten gestaltet sich so schwierig. Eine gute Ehe sollte eben nicht wie bei Mr. & Mrs. Smith im Film sein.



Auch wenn die Urheberschaft der Vorfälle oft nicht sofort einwandfrei nachgewiesen werden kann, spricht bei den meisten dieser Attentate vieles für die russische Regierung als Drahtzieher. Staatliches Handeln, welches gegenüber der eigenen Opposition dem Motto folgt: „Wenn es blutet, können wir es töten“, führt aber schnell zu einer scharfen Verurteilung durch die internationale Öffentlichkeit. Sobald auch noch die sonst zurückhaltende Kanzlerin deutliche Worte findet, hilft selbst pathetisch anmutende Empörung wenig, um den Schaden abzuwenden. Umso befremdlicher ist es dann, wenn Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag direkt zum Gegenschlag gegen westliche Geheimdienste ausholen. Schlussendlich gilt immer noch: „Dumm ist der, der Dummes tut.“ Dieses Mal sind das nicht BND und CIA.



Um alle Zweifel aus der Welt zu räumen, müsste der Kreml die offenen Fragen der internationalen Gemeinschaft beantworten. Hiermit würde die russische Regierung aber vermutlich direkt ihren eigenen Abspann starten. Daher wird es summa summarum für viele wieder deutlich, dass wir uns bei der Suche nach zuverlässigen Partnern weiterhin in Richtung Westen orientieren müssen. Auch wenn Trump vielleicht nicht der Partner ist, den man sich wünscht, sind die USA immer noch der Partner, den wir brauchen. Putin sollte nun realisieren, dass Nord Stream 2 immer noch kein Angebot ist, das man nicht ablehnen kann. Er ist eben nicht der Pate, und solange in Berlin Filme weiterhin zur Realität werden, auch kein zuverlässiger Partner.



Anthony Müller arbeitete an der BAKS und studiert an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.

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Bibliografische Angaben

Internationale Politik 6, November/Dezember 2020, S. 128

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