Keine Atempause - Afghanistan und das Virus
Ein Fotoessay
Auch in Afghanistan breitet sich COVID-19 immer weiter aus. Das fragile Gesundheitssystem und eine nur bedingt handlungs- und zahlungsfähige Regierung haben dem Virus nicht viel entgegenzusetzen. Die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie stellen das Land vor enorme Herausforderungen. Hoffnung darauf, dass wenigstens ein humanitärer Waffenstillstand zwischen der Armee und den Taliban den Menschen eine notwendige Atempause verschaffen könnte, gibt es wenig. Im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung Afghanistan waren die Fotografen Mohammad Aref Karim in Herat und Mariam Alimi in Kabul unterwegs - afghanischer Alltag in Zeiten der Pandemie.
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Eine Gruppe junger Ärztinnen im Bezirkskrankenhaus Ghoryan in Herat nahe der iranischen Grenze. Hunderttausende Afghaninnen und Afghanen sind seit Februar 2020 aus dem schwer betroffenen Nachbarland zurückgekehrt, und hatten Herat zum ersten COVID-19 Hotspot des Landes gemacht.
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Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes bereitet die Desinfektion des Krankenhauses in Ghoryan vor. Erst Anfang April hatte die Regierung ein neues COVID-19 Krankenhaus in Herat mit 100 Betten errichten lassen, doch noch fehlt es überall an Personal und Ausrüstung.
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In den vergangenen Wochen haben Regierung und Provinzverwaltung in Herat versucht, Kontrollmaßnahmen zu erhöhen. Eine Mitarbeiterin des Gesundheitsministeriums misst die Temperatur einer Familie auf dem Weg nach Herat.
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Kontrollmaßnahmen sollen dafür sorgen, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die offizielle Zahl von durchgeführten COVID-19 Tests in Afghanistan lag Anfang Mai 2020 bei etwa 13,800, mehr als ein Drittel davon ist positiv ausgefallen.
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Trotz COVID-19 Pandemie gehen die Kämpfe zwischen Regierung und Taliban weiter. Mehr als 67,000 Menschen sind wie diese Familie seit Jahresbeginn durch die Gewalt vertrieben worden und nun besonders gefährdet.
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Um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, wurden auch in Herat zahlreiche Läden in der Innenstadt geschlossen. Sind die Polizisten weg und ausreichend Kundschaft vorhanden, öffnen einige aber auch schnell wieder.
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Ein Ladenbesitzer und sein Sohn essen gemeinsam zu Mittag. Im Bazar von Karukh, nordöstlich von Herat sind die Geschäfte zwar noch auf, allerdings bleiben aufgrund der steigenden Preise und der Ausgangssperren die Kunden aus.
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Trotz Ausgangssperren und Warnungen der Behörden fehlen doch die Kapazitäten, diese effektiv durchzusetzen. So geht das Marktgeschehen in der Herater Einkaufsstraße Darb-e-Qandahar scheinbar fast unbehelligt weiter.
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Dieser Bauer in Guzara, südlich von Herat, kann sein Land weiterhin bestellen. Doch die erschwerten Reisebedingungen und Einschränkungen halten ihn und seine Familie davon ab, ihre Ernte auf dem Markt in der Stadt anzubieten und zu verkaufen.
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Auf dem Heimweg nach Karukh beklagt diese Gruppe Afghan_innen, die enormen Preissteigerungen für Lebensmittel auf dem Markt in Herat. Grenzschließungen und gesunkene Importe aus Zentral- und Südasien haben zum Preisanstieg ebenso beigetragen wie Korruption und Misswirtschaft.
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Hunderte Gläubige beten normalerweise gemeinsam in der Großen Moschee von Herat, gerade jetzt im Fastenmonat Ramadan. Obwohl es noch kein landesweites Verbot von Moscheebesuchen gibt, bemühen sich Regierung, Moscheen und Besucher darum, Abstandsregeln einzuhalten und die Zahl der Anwesenden zu begrenzen.
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Das 2014 eröffnete afghanisch-japanische Krankenhaus in Kabul ist auf übertragbare Krankheiten spezialisiert und in diesen Tagen zentrale Anlaufstelle für COVID-19 Patienten. Dieser Mann ist gekommen, um sein Testergebnis zu erfahren.
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Diese Frau ist vom anderen Ende Kabuls angereist und hofft nun auch, getestet werden zu können. Viele Patienten warten tagelang auf Ergebnisse, auch weil Berichten zufolge einflussreiche Regierungsbeamte Tests lieber im eigenen Büro durchführen lassen.
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Die Liste der COVID-19 Fälle, die diese beiden Ärzte in Augenschein nehmen, ist in den letzten Wochen deutlich länger geworden, die Kapazitäten zu testen oder gar zu behandeln sind weiterhin unterentwickelt.
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Nizamudin Jalil ist Chef der Kabuler Krankenhäuser. Um eine bessere Versorgung der Patienten sicherstellen zu können, will er das Personal um 180 Ärzte, Schwestern und Pfleger aufstocken lassen.
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Die 22-jährige Gulaghi hat den Verdacht, sich bei ihrer Arbeit am Kabuler Flughafen mit dem Virus infiziert zu haben. An ihre Zeit im Krankenhaus denkt sie nicht gerne zurück, Patienten würden dort systematisch vernachlässigt.
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Alltag in engen Quartieren und ein angeschlagenes Immunsystem: Armeeangehörige sind einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Der 25-jährige Offizier Shah Aqha aus der nördlichen Sar-e-Pul Provinz wartet in Quarantäne auf sein Testergebnis.
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Viele Patienten kritisieren, dass sie medizinisches Personal nie zu Gesicht bekämen und Essen nur durch Fenstergitter gereicht werden. Ein Grund: die geringen Eigenschutzmöglichkeiten - einige Ärzte sind bereits an COVID-19 verstorben.
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Der chronische Personalmangel hinterlässt Spuren. Seit drei Monaten hat Krankenpfleger Juma Khan wegen des Ansteckungsrisikos und der hohen Arbeitsbelastung seine Familie nicht mehr sehen können.
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Fast 130 Menschen sind bisher nach offiziellen Angaben in Afghanistan an den Folgen einer COVID-19 Infizierung gestorben. Sollte es nicht gelingen, die weitere Ausbreitung zu verhindern, wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer auf bis zu 100.000 Menschen steigen könnte.
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In der Millionenstadt Kabul ist das Leben seit dem 29. März an einigen Stellen sichtbar zum Erliegen gekommen. Der Bazar am Ufer des Flusses lockt hier normalerweise tausende Passanten an.
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Wer ohne Sondergenehmigung oder triftigen Grund im Kabuler Straßenverkehr unterwegs ist, muss damit rechnen, von der Polizei angehalten, kontrolliert und zurückgeschickt zu werden.
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Der 35-jährige Ahmad lebt - ebenso wie seine achtköpfige Familie davon, dass Passanten in Kabul zu ihm kommen, um Schuhe putzen oder reparieren zu lassen. Nun hat er schon tagelang keinen Kunden mehr zu Gesicht bekommen.
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Der 39-jährige Mohammad Agha hat eine große Familie zu versorgen, was ihm als Tagelöhner mit einem Einkommen von bis zu 2 Euro am Tag bisher auch einigermaßen gelang. Ohne Aufträge ist er nun sicher: "wenn meine Familie und ich nicht an COVID-19 sterben, dann sicher an den Folgen der Armut."
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Der achtjährige Ahmad ist einer von hunderttausenden afghanischen Kindern, die zum Einkommen der Familie beitragen oder dieses gar allein erwirtschaften müssen. Er will trotz Ausgangssperre in Kabul weiterhin auf der Straße Schokolade verkaufen, um Brot für seine Familie kaufen zu können.
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Die Einschränkungen sind für viele Einwohner Kabuls auch eine enorme psychologische Belastung. In der Hoffnung auf bessere Zeiten und um sein Zuhause zu verschönern, hat Fawad Blumen gekauft.
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Der 45-jährige Muhammad sitzt auf dem Bürgersteig in Herat und wartet auf Kundschaft. Seit dem Ausbruch der Pandemie und den Ausgangsbeschränkungen gibt es kaum noch Kunden für den Schuhputzer und seine Situation hat sich deutlich verschlechtert.
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Der 55-jährige Abdul Zahir lebt mit sieben Familienmitgliedern am Rande der Stadt Herat. Er kann nur mit Prothesen gehen und verkaufte bis zu Beginn der Pandemie auf der Straße Getränke und Telefonkarten, um seine Familie zu versorgen.
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Angesichts steigender Lebensmittelpreise und ausbleibender Kundschaft droht der Familie nun der soziale Abstieg. Vereinzelt haben Vermieter in Kabul und Herat begonnen, auf prompte Mietzahlungen zu verzichten, eine gesetzliche Regelung gibt es nicht.
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Eine Mutter mit drei kleinen Kindern ist auf Almosen vor einem Restaurant in Herat angewiesen. Zuvor verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Haushaltshilfe, seit Beginn der Ausgangssperre ist dies unmöglich.
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Bereits vor der Pandemie lebte mehr als die Hälfte der afghanischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, ihr Anteil könnte nun auf mehr als zwei Drittel steigen. Auch viele Frauen verlassen weiterhin das Haus auf der Suche nach Nahrungsmitteln und Almosen.
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Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums, lokaler Behörden und Freiwillige versuchen durch gezielte Desinfektion von Rikschas, Bussen und Straßen, eine weitere Ausbreitung im Straßenverkehr in Herat zu verhindern.
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In einigen Städten helfen Freiwillige und NGOs an allen Ecken und Enden aus. Gerade junge Menschen wie Fatima Karimi sammeln Spenden, verteilen trotz eigener Risiken Lebensmittel oder Schutzmasken an Tagelöhner oder Straßenkinder.
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Auch in Afghanistan versuchen Regierung, Internationale Organisationen und Zivilgesellschaft, durch Aufklärung eine weitere Ausbreitung zu verhindern. 40 mobile antibakterielle Waschbecken sollen den Einwohnern Kabuls unter anderem helfen, Hygienevorschriften einzuhalten.
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Bibliografische Angaben
Internationale Politik, Online exklusiv, Mai 2020
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Magdalena Kirchner