IP Special

01. Nov. 2021

Fachbücher und Climate Fiction

Die Literatur zur Klimadebatte ist breit und vielfältig – ein Überblick.

Von Tim Hofmann und Kaya Milobara

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Bild: Bücher auf einem Schreibtisch
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Der leichte Zugang

Sven Plöger: Zieht euch warm an, es wird heiß! Frankfurt am Main: Westend 2020.

320 Seiten, 19,95 €



Deutschlands bekanntester Meteorologe bietet in seinem neuen Buch eine verständliche Einführung in zentrale Aspekte des Klimawandels. Eine Lektüre, die unterhaltsam und aufschlussreich zugleich ist und dem Leser obendrein ein wertvolles Repertoire an Argumenten für die Diskussion mit Klimaskeptikern an die Hand gibt.

 

Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung. Berlin: Ullstein 2020.

208 Seiten, 17,99 €



Wozu brauchen wir eine blütenbestäubende Mini-Drohne, wenn wir doch die echte Biene haben? Für Maja Göpel ist das ein Paradefall für die menschliche Anmaßung gegenüber der Natur. An diesem und anderen anschaulichen Beispielen zeigt die Transformationsforscherin, warum ein radikales Überdenken des Zusammenspiels von Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft notwendig ist.

 

Eckart von Hirschhausen: Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben. München: dtv 2021.

528 Seiten, 24 €



Im Gespräch mit Wissenschaftlern und Naturschützern beleuchtet Eckart von Hirschhausen sachkundig die globalen Krisen unserer Zeit. Er zeigt auf, wie eng das Klima der Welt mit der Gesundheit des Einzelnen verknüpft ist. Der Zugang zum Wissen wird durch den humorvollen Ton des Kabarettisten und Moderatoren erleichtert.



Das Fachbuch

Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie. München: C.H. Beck 2019.

144 Seiten, 9,95 €

Ein Klassiker: Kompakt und verständlich präsentieren Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber in neunter Auflage den Stand der Klimawissenschaft. Auf 144 Seiten spannen die renommierten Klimaforscher den Bogen von der Kreidezeit bis zum heutigen Holozän, von den Ursachen bis zu den Folgen der Erderwärmung, von multilateralen Verträgen bis zu Koalitionen von Freiwilligen, und zeigen, wie letztlich alles miteinander zusammenhängt.  

 

Deutschland und der Klimawandel

Nick Reimer und Toralf Staud: Deutschland 2050. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2021.

384 Seiten, 18 €



Hitzesommer und zuletzt die Hochwasserkatastrophe haben gezeigt, dass der Klimawandel auch unser Leben in Deutschland unmittelbar verändern wird. Anhand anschaulicher Beispiele beschreiben die Autoren, wie Deutschland in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts ohne Klimaschutz aussehen könnte: von der Ausbreitung des Borkenkäfers über öffentliche Kühlhäuser und eine veränderte Urlaubsplanung bis hin zu verheerenden Wetterextremen.

 

Bernhard Pötter: Die Grüne Null. Der Kampf um Deutschlands Zukunft ohne Kohle, Öl und Gas. München: Piper 2021.

288 Seiten, 20 €



Die „Schwarze Null“ ist in Deutschland vorerst Geschichte, doch wie steht es um das Erreichen der „Grünen Null“, also der Klimaneutralität? Dieser Frage geht der Journalist Bernhard Pötter in seinem Buch nach. Dabei liefert der Autor eine fundierte Gegenwartsanalyse der deutschen Klima­ambitionen mit all ihren Implikationen für Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.



Zwischen Dystopie und nüchterner Realität

Kim Stanley Robinson: The Ministry for the Future. London: Orbit 2020.

563 Seiten, 26 €



Cli-Fi-Autor Robinson entführt seine Leserschaft in eine düstere Zukunft. In einer Welt, die schon bald nicht mehr bewohnbar sein könnte, gründen die Vereinten Nationen das Ministry for Future. Ein Krisenstab, der die Artenvielfalt erhalten und für künftige Generationen kämpfen soll. Robinson erzählt aus verschiedenen Perspektiven und durchaus hoffnungsvoll vom Kampf gegen den Klimawandel. Dabei nimmt er sich stets die Zeit, naturwissenschaftliche Phänomene kompetent zu erläutern.

 

Jenny Offill: Wetter. München: Piper Verlag 2021.

222 Seiten, 20 €



Jenny Offill illustriert das derzeitige politische Klima in den USA am Beispiel der jungen New Yorkerin Lizzie Benson. Im Auftrag ihrer Mentorin Sylvia Liller beantwortet Benson die Fanpost des alarmistischen Podcasts „Hölle und Hochwasser“. Anhand der Gedanken ihrer Protagonistin fängt Offill die Stimmungen und Befindlichkeiten einer ganzen Gesellschaft ein.

 

Charlotte McConaghy: Zugvögel. S. Fischer Verlag 2020.

400 Seiten, 22 €



In ihrem berührenden Debütroman zeichnet Charlotte McConaghy eine nicht allzu ferne Zukunft, in der Klimawandel und Artensterben weiter vorangeschritten sind. Als Passagierin auf einem Fischkutter begleitet die Ornithologin Franny den womöglich letzten 30 000 Kilometer langen Zugweg der Küstenseeschwalben in die Antarktis.



Das politische Buch

Ayana Elizabeth Johnson und Katharine K. Wilkinson: All We Can Save. New York: Penguin Random

House 2020.

448 Seiten, 26,99 €



Ayana Elizabeth Johnson und Katharine Wilkinson haben mit „All We Can Save“ eine außergewöhnliche Mischung inspirierender Essays verschiedener Frauen aus der Umweltbewegung zusammengestellt. Zahlreiche Expertinnen, darunter Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen und Landwirtinnen, rufen uns zu einer nuancierteren, lösungsorientierteren und lauteren öffentlichen Debatte über die Klimakrise auf – denn noch gibt es etwas zu retten.

 

Naomi Klein: Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann.Hamburg: Hoffmann und Campe 2019.

352 Seiten, 24 €



Waldbrände in British Columbia, ein verheerender Hurrikan in Puerto Rico, das Sterben des Great Barrier Reefs: Naomi Klein nimmt in dieser Essay-Sammlung das vergangene, aus einer klimapolitischen Perspektive verlorene Jahrzehnt zum Anlass, ihre Vision einer grüneren und gerechteren Welt zu teilen. Keinesfalls resigniert, sondern energisch bewirbt sie in ihrem neuesten Werk einen Green New Deal, der aktiven Klimaschutz mit sozioökonomischem Wandel vereint.

 

Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac: Die Zukunft in unserer Hand. Wie wir die Klimakrise überleben. München: C.H. Beck 2021.

216 Seiten, 22 €



Wenn die Macher des Pariser Klimaabkommens ein neues Buch veröffentlichen, ist das durchaus ein Ereignis. Das jüngste Werk von Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac bündelt die zehn drängendsten Maßnahmen zum Schutz des Weltklimas und zeigt uns eine Welt auf, in der modernes Leben und effektiver Klimaschutz miteinander versöhnt sind.



Das etwas andere Klimabuch

Elizabeth Kolbert: Wir Klimawandler. Wie der Mensch die Natur der Zukunft erschafft. Berlin: Suhrkamp 2021.

240 Seiten, 25 €



Die US-Journalistin und Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Kolbert dokumentiert in ihrem neuen Werk eindrucksvoll, wie riskant und letztlich unberechenbar der Versuch des Menschen ist, die Natur zu beherrschen. Jeder Eingriff in unser fragiles Ökosystem zieht neue Klimakonsequenzen nach sich. Vor diesem Hintergrund wirft Kolbert am Beispiel des viel diskutierten Geoengineering auch einen Blick in die Natur der Zukunft.

 

Andri Snær Magnason: Wasser und Zeit. Eine Geschichte unserer Zukunft. Berlin: Inselverlag 2020.

304 Seiten, 24 €



Wo eindeutige Statistiken und ernüchternde Daten zu CO2-Emissionen oder steigenden Temperaturen die Menschen nicht zum Umdenken bewegen, da können Geschichten vielleicht mehr bewirken. Der Isländer Andri Snær Magnason webt das Schmelzen der heimischen Gletscher in seine Familiengeschichte ein. Mit „Wasser und Zeit“ schafft er eine gelungene Mischung aus Anschauung und Information.



Luisa Neubauer und Bernd Ulrich: Noch haben wir die Wahl. Berlin: Tropen Verlag 2021.

237 Seiten, 18 €



Ein Gespräch zwischen zwei Generationen: Der Vizechefredakteur der ZEIT Bernd Ulrich und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer sprechen über die Klimakrise in all ihren Facetten. Es wird offen, kontrovers und manchmal provokativ diskutiert, im Kern ist man sich aber einig: Wir müssen endlich effektiv und gemeinsam handeln, um das Schlimmste abzuwenden.

Bibliografische Angaben

Internationale Politik Special 6, November 2021, S. 76-79

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