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25. Juni 2021

Ein Rückblick auf bewegte Jahre

Von Frankfurt über Bonn nach Berlin, vom Europa-Archiv zur Internationalen Politik:  Stationen einer Zeitschrift an der Schnittstelle von Wissenschaft und Journalismus.

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Bild: Diverse Cover der IP aus 75 Jahren
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1945

Unmittelbar nach Kriegsende beantragt der 24-jährige Wilhelm Cornides Ende Juni die Registrierung des Verlagsunternehmens „Europa-Archiv“, denn in der amerikanischen Besatzungszone wird nur Verlagen eine Lizenz für die Veröffentlichung einer Zeitschrift erteilt. Im Herbst beziehen Verlag und Redaktion bescheidene Räume in Oberursel bei Frankfurt, und im Juli 1946 erscheint die erste Ausgabe des Europa-Archiv in einer Auflage von 10 000 Stück. Mitarbeiter der ersten Stunde ist Hermann Volle, der 1949 offiziell die Chefredaktion übernimmt.

1952

Die finanziellen Engpässe der Zeitschrift, insbesondere nach der Währungsreform 1948, als die Auflage unter 2000 Stück sinkt, können durch die Gründung des „Instituts für Europäische Politik und Wirtschaft“ in Frankfurt zunächst aufgefangen werden. Mit Gründung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) im Jahr 1955 werden die bisherigen Materialsammlungen der Zeitschrift in deren Bestand überführt.

 

1960

Die Redaktion zieht von Frankfurt nach Bonn, dem Sitz der DGAP. 1966 werden die Räume in der Adenauerallee 131 bezogen, in unmittelbarer Nähe zum Sitz des Bundespräsidenten und zum Auswärtigen Amt. Dort wird die Redaktion bis zum Umzug nach Berlin 1999 bleiben und die „blauen Hefte“ produzieren, die seit 1949 alle 14 Tage erscheinen. Anfang der sechziger Jahre liegt die Auflage bei 3000, wovon etwa ein Drittel an Bezieher im Ausland geht. Neben renommierten in- und ausländischen Wissenschaftlern schreiben auch wichtige Vertreter der Bundesregierung für das Europa-Archiv, unter anderem die Außenminister Heinrich von Brentano und Gerhard Schröder. Die guten Beziehungen zum Auswärtigen Amt werden auch deutlich durch die finanzielle Unterstützung des Dokumententeils der Zeitschrift, der 1961 offiziell beschlossen wird. Dieser sogenannte Druckkostenzuschuss ist für viele Jahre eine wichtige Säule der Finanzierung.

 

 

 

1966

Wilhelm Cornides verstirbt im Alter von nur 45 Jahren. Seine Aufgaben als Herausgeber übernimmt 1967 Wolfgang Wagner, der der DGAP bereits als stellvertretender Geschäftsführender Präsident und Direktor des Forschungsinstituts verbunden ist. Wagner, einer der renommiertesten Bonner Journalisten dieses Jahrzehnts, bleibt 28 Jahre lang ein äußerst verantwortungsvoller Herausgeber.



1986

Nach über 40 Jahren im Dienst des Europa-Archiv übergibt Hermann Volle die Chefredaktion an Jochen Thies. Der ehemalige Redenschreiber von Bundeskanzler Helmut Schmidt übt dieses Amt bis 1992 aus und übergibt es dann an Angelika Volle, Tochter von Hermann Volle. In deren zehnjährige Amtszeit fallen die Umbenennung des Europa-Archiv, wichtige technische Neuerungen sowie der Umzug nach Berlin.

1995

Der erste große Relaunch der Zeitschrift führt zur Umbenennung in Internationale Politik und beinhaltet die Umstellung auf monatliche Erscheinungsweise, die Abschaffung der Rubrik „Zeittafel“, und vor allem wird ein neues Layout präsentiert: Aus dem „blauen“ EA wird die „weiße“ IP. Mit zeitgemäßer technischer Ausstattung kann die Zeitschrift nun bis zur Drucklegung in der Redaktion produziert werden. Der Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld wird als Herausgeber berufen und übernimmt dieses Amt für zehn Jahre.



1999

Infolge des Hauptstadtbeschlusses zieht die Redaktion, zusammen mit der gesamten DGAP, von Bonn nach Berlin. Im nahe dem Tiergarten gelegenen Gebäude der ehemaligen Königlich Jugoslawischen Gesandtschaft richten sich die Redaktionsmitglieder neu ein. Das Berliner Umfeld mit wachsendem Wettbewerb und größerer außenpolitischer Community stellt auch die IP vor neue Herausforderungen.



2000

Nach langjährigen Bemühungen um eine Finanzierung erscheint die erste englischsprachige Ausgabe der IP unter dem Namen Transatlantic Edition. Diese entwickelt sich in den folgenden Jahren weiter zur Global Edition. Eine Zeit lang gibt es auch eine russische und eine chinesische Ausgabe der IP, die die deutschen Botschaften in Moskau und Peking aus IP-Beiträgen zusammenstellen.

2005

Der zweite Relaunch wird verantwortet von Sabine Rosenbladt, seit 2003 Chefredakteurin der IP. Nach einem intensiven Beratungs- und Diskussionsprozess führt sie eine neue Heftstruktur mit weiteren journalistischen Formaten ein und erhöht damit die Zahl der redaktionellen Beiträge signifikant (der Dokumentationsteil wird zunächst online veröffentlicht, bevor er einige Zeit später ganz eingestellt wird). Die IP präsentiert sich mit neuem Layout: Nunmehr sind es die bunten Hefte, die erstmals auch im Handel erhältlich sind. Das Layout wird in den Folgejahren kontinuierlich weiterentwickelt und den veränderten Lesegewohnheiten angepasst – dazu gehören ab 2007 auch Fotos im Heft. Und ab 2005 übernimmt die DGAP die Herausgeberschaft.



2008

Sylke Tempel wird Chefredakteurin; bereits in den Jahren zuvor hatte sie mit ihren umfassenden außenpolitischen Kenntnissen und ihrer journalistischen Kompetenz an der inhaltlichen Weiterentwicklung der IP mitgearbeitet. Ihre zahlreichen Auftritte bei Konferenzen und in den Medien tragen wesentlich dazu bei, dass die IP auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird.

2009

Seit diesem Jahr erscheint die IP alle zwei Monate, zunächst mit der Global Edition als Beilage. Ab 2011 wird ein neues Format produziert, das drei Mal im Jahr der IP beigelegt wird: das IP Länderporträt. Bis 2017 erscheinen 15 Ausgaben, in denen vor allem die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes beleuchtet wird. Zu den porträtierten Ländern gehören die USA, China, Japan, Russland, Brasilien, Indien, Indonesien, die Türkei, Polen und Frankreich. Dieses Format wird weiterentwickelt zur IP Wirtschaft – bis 2020 erscheinen neun Ausgaben zu Südafrika, Argentinien, Spanien, Italien, den Golf-Staaten, Skandinavien und den Visegrád-Ländern sowie erneut zu den USA und China in der Welt.



2011

Das IP-Interview mit Altbundeskanzler Helmut Kohl ist der bis dahin größte Erfolg der Zeitschrift in den Medien. Immer wieder finden IP-Interviews mit führenden Politikerinnen und Politikern große Aufmerksamkeit, unter anderem mit Ursula von der Leyen, Christine Lagarde, Annegret Kramp-Karrenbauer, Heiko Maas und Wolfgang Schäuble.



2015

Mit dem Berlin Policy Journal konzipiert die Redaktion erstmalig ein App-Magazin, das sich funktional von der digitalen Ausgabe des New Yorker inspirieren lässt. Fünf Jahre lang erscheint das BPJ alle zwei Monate mit speziell grafisch gestalteten Covern und englischsprachigen Beiträgen zu aktuellen Fragen deutscher und europäischer Politik. Projekte wie „European Encounters“ und ein monatlicher Podcast gehören zeitweilig auch zum Angebot.



2017

Chefredakteurin Sylke Tempel kommt bei einem Sturm in Berlin ums Leben.

2019

Der seit 2018 amtierende Chefredakteur Martin Bialecki verantwortet den dritten Relaunch der IP. Er führt zu einer klaren Neustrukturierung des Heftes in die vier Bereiche Foyer, Titelthema, Weltspiegel und Positionen. Zugleich werden der Online-Auftritt modernisiert und die Aktivitäten in den sozialen Medien stark ausgeweitet. Im Rahmen des 2020 eingeführten IP-Webtalk diskutiert der Chefredakteur mit einem Autor oder einer Autorin des aktuellen Heftes.



2020

Internationale Politik Quarterly löst – nun als Teil der IP- und DGAP-Webseiten – das Berlin Policy Journal als englischsprachige Ausgabe der IP ab. IPQ erscheint vierteljährlich und fokussiert stärker auf Fragen deutscher und europäischer Außenpolitik. Mit neuen Kolumnen wie „Carbon Critical“, „Pariscope“ und „Berlin Cable“ begleitet es regelmäßig die Klima- sowie die französische und deutsche Außenpolitik.

 

2021

Zusätzlich zu den regelmäßigen IP-Ausgaben produziert die Redaktion Sonderhefte mit Kooperationspartnern, u. a. dem Mercator Kolleg für internationale Aufgaben, der Bertelsmann Stiftung, der Alfred Herrhausen Gesellschaft und den Sylke-Tempel-Fellows. Mit vielen Autorinnen und Autoren bestehen langjährige enge Beziehungen; zugleich ist die Redaktion immer auf der Suche nach neuen Mitwirkenden. Allein 2020 zählt man in der IP nebst IP Specials über 200 Namen.