Drei Fragen an...

27. Febr. 2023

Drei Fragen an … Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Die FDP-Verteidigungspolitikerin zur Zeitenwende, Deutschland als Führungsmacht und persönlichen Auseinandersetzungen

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Bild: Porträt von Marie-Agnes Strack-Zimmermann
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Namensnennung CC BY

Deutschland als Führungsmacht – was bedeutet das für Sie?

Deutschland ist heute, 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, eine stabile Demokratie mit einer starken Wirtschaft. Aus dieser Position heraus sollten wir uns weltweit für Freiheit in Frieden engagieren – gerade auch wegen unserer historischen Verantwortung. Führungsmacht zu sein bedeutet, Impulse zu setzen und eigene Ideen einzubringen, aber auch die Kraft zu haben, diese umzusetzen und vor allem: sich zu trauen, den ersten Schritt zu machen. Viele unserer Partner erwarten das von uns und orientieren sich an dem, was wir tun oder auch an dem, was wir nicht tun.



Was halten Sie für die größte Herausforderung angesichts der Zeitenwende?

Wir brauchen eine starke und schlagkräftige Bundeswehr. Das 100-Milliarden-Sondervermögen bietet die große Chance, sie zu modernisieren. Noch wichtiger aber: Engagierte Frauen und Männer wird die Bundeswehr in Zukunft nur dann für sich gewinnen können, wenn die entsprechende Ausrüstung zur Verfügung steht. Einsatzbereitschaft bedeutet Attraktivität. Zeitenwende heißt nicht nur, Geld in die Hand zu nehmen. Es gehört auch dazu, sich mental der Sicherheitslage bewusst zu werden. Wir werden uns auch als Exportnation fragen müssen, mit wem wir verstärkt Handel treiben wollen und wie wir Abhängigkeiten abbauen können.

 

Wird der politische Streit rauer und persönlicher, wie erleben Sie das?

Das Ringen um die besten Antworten ist eine tägliche Herausforderung. Es ist deutlich einfacher, gegen etwas als für etwas zu streiten; Letzteres bedarf deutlich weniger Argumente. Es ist bedauerlich, dass sich Meinungen oft radikaler und unversöhnlicher gegenüberstehen als noch vor zehn oder 15 Jahren. Offene Ansagen erzeugen Reaktionen, das erlebe ich auch persönlich. Die Anfeindungen haben mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine deutlich zugenommen, weil ich mich klar positioniere. Aber klare Aussagen verhindern Missverständnisse. Demokratie lebt von der gepflegten politischen Auseinandersetzung – vom fairen Streit.

Bibliografische Angaben

Internationale Politik 2, März/April 2023, S. 8

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