Drei Fragen an...

30. Okt. 2023

Drei Fragen an ... Luisa Neubauer

Klimaaktivistin, Fridays for Future

Bild
Bild: Porträt von Luisa Neubauer

1. Mit Sultan Ahmed Al Jaber steht ein Ölkonzernchef an der Spitze des Weltklimagipfels im November/Dezember. Was bedeutet das für die COP28? 

Wenn die Klimaregeln von der Fossilindustrie festgelegt werden, dann bekommen wir keine gerechte und effiziente Energiewende. Das haben wir in Deutschland in den 2000er Jahren erlebt, und das droht uns jetzt global, wenn wir ständig Kompromisse zugunsten fossiler Profite eingehen. Ob Al Jaber das große Ganze im Blick hat? Wir haben keinen Anlass, ihm zu vertrauen. Umso härter müssen wir dafür kämpfen, dass die Regeln wissenschaftlich fundiert sind und in den demokratischen Institutionen der COP gemacht werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie fossil unterwandert werden.

 

2. Was macht Sie zuversichtlich, dass die Welt in Dubai beim Thema Klimagerechtigkeit vorankommt? 

Zuversicht allein bringt dir erstmal nichts. Es geht darum, aus dieser Zuversicht für uns als Zivilgesellschaft Handlungsmotivation zu schöpfen, um die Dinge zum Besseren zu wenden. Zunächst einmal sprechen die dystopischen Klima-Szenarien dieses Sommers für sich selbst und verändern den Kontext der Konferenz. Was uns Mut macht: Wir erleben, dass die Zivilgesellschaft jedes Jahr strategi-scher und besser vernetzt agiert. Das hilft enorm, um Schritt zu halten mit den fossilen Konzernen, die das seit Jahrzehnten machen. Es ist aber kein Grund, sich auf einer Art blinder Zuversicht auszuruhen.

 

3. Welche Ergebnisse muss der Gipfel aus Ihrer Sicht bringen, damit er ein Erfolg wird? 

Ein Erfolg wäre es schon, wenn 
wir uns auf ein globales Erneuerbaren-Ziel einigen könnten. Oder wenn die Staaten in den besonders betroffenen Regionen an Einfluss gewännen. Letztlich geht es darum, das Pariser Abkommen vor fossilen Unterwanderungen zu schützen; es darf keine Finanzierung für neue fossile Projekte geben. Und gerade da ist Berlins Bilanz verheerend. Unter Olaf Scholz hat sich Deutschland als ein Land etabliert, das weltweit für den Ausbau fossiler Energien sorgt und den Gas-Hype mit vor-
antreibt. Das bringt uns in eine schwierige Verhandlungsposition, wenn wir Druck auf andere ausüben wollen, sich an Klimaziele zu halten.

Bibliografische Angaben

Internationale Politik 6, November/Dezember, 2023, S.8

Teilen

Themen und Regionen