Botschafter einer Lebensart
Sechs Exportschlager aus einem an Kultur reichen Land
Tango: Sehnsucht, die man tanzen kann
Film: Traumata der Vergangenheit
Fußball: Klamme Clubs, begehrte Spieler
Wein: Mit edlen Tropfen gegen die Teuerung
Polo: 50 000 Dollar für ein Pony-Embryo
Tango: Sehnsucht, die man tanzen kann
Ein musikalisches Genre, ein Tanzstil, eine Lebensweise, ein Stück Sozialgeschichte: Der Tango ist ein Wahrzeichen Argentiniens, vielleicht das wirkungsmächtigste überhaupt. 2009 von der UNESCO in das immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen, hat sich die Tangoszene längst auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt.
Der Tango, wie man ihn heute kennt, entwickelte sich aus einer Mischung der Tänze und Trommelschläge der Candombe-Zeremonien schwarzer Sklaven mit den Milongas, der Musik des Río de la Plata, und den Couplets genannten Liedern, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts in Madrid in Mode waren. Er nahm seinen Ursprung in den Unterschichtsquartieren von Buenos Aires und im benachbarten Montevideo, was die Oberschicht ob der engen Tanzhaltung zunächst in Empörung geraten ließ.
Ab 1870 strömten Einwanderer in großer Zahl nach Argentinien, vor allem Italiener und Spanier sowie Juden, die aus Mitteleuropa geflohen waren. Sie nahmen den Tango auf, machten ihn sich als volkstümliche Kultur zu eigen – und als Ausdruck ihres neuen Selbstverständnisses. Der Tango erzähle „von Trennungsschmerz und Liebesleid, von der verletzenden Gleichgültigkeit der anderen, vom Zauber der Wohnviertel und wahrer Freundschaft“, schreibt Horacio Salas in seinem Buch „Tango – Sehnsucht, die man tanzen kann“.
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts reisten Orchester und Tänzer aus Buenos Aires nach Europa, wo in Paris und bald darauf in London und Berlin die erste Tangobegeisterung entbrannte. Ende 1913 erreichte der Tanz auch New York und Finnland. Heute werden mit dem Tango Geschäfte im Wert von weltweit um die drei Milliarden Dollar gemacht, auf Argentinien entfallen etwa 400 Millionen davon. Die Branche wächst um fast 25 Prozent pro Jahr. Laut einer Erhebung des Tourismusamts von Buenos Aires ist Tango das Produkt der Stadt, von dem Reiseanbieter im Ausland am meisten verkaufen, beispielsweise Unterkünfte in Themenhotels, Konzertkarten oder Abendessen mit Tanzvorführung. Knapp 20 000
Tänzer aus aller Welt kommen pro Jahr in die argentinische Hauptstadt, um ihr Können zu vervollkommnen.
Die Beliebtheit des Tango lockt nicht nur Tänzer aus dem Ausland nach Buenos Aires, sie zieht auch Argentinier in die ganze Welt. Ein argentinisches Tangopaar, das unterrichtet und auftritt, kann, dank des Gütesiegels der Authentizität, in Europa, den USA und Japan ein gutes Einkommen erzielen. Die erste Tangoakademie mit argentinischen Lehrern in Tokio eröffneten 2001 José María Luna und Laura Mangione. „Wir haben einen Platz eingenommen, der leer war“, sagte Luna in einer Fernsehsendung über kleine und mittlere argentinische Wirtschaftsunternehmen. Ein solches leitet er heute selbst: Luna und Mangione betreiben mittlerweile sieben Tanzstudios in mehreren japanischen Städten.
Film: Traumata der Vergangenheit
Argentinien, 1983: Nach dem Ende der Militärdiktatur herrscht Unsicherheit im Land. Arquímedes Puccio allerdings führt seinen Familienbetrieb weiter, als habe sich nichts geändert: Früher ließ Puccio für die Militärs so genannte Dissidenten verschwinden. Dieser Einnahmequelle beraubt, entführt er nun Mitglieder der bürgerlichen Oberschicht, um Lösegeld zu erpressen.
In Argentinien, wo nur knapp 15 Prozent der verkauften Kinokarten einheimischen Produktionen zuzurechnen sind (in Frankreich: 36 Prozent), entwickelte sich Pablo Traperos Film „El Clan“ 2015 mit mehr als 2,6 Millionen Zuschauern zu einem Überraschungserfolg. Im Jahr zuvor hatte „Relatos Salvajes“ (deutscher Titel: „Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“) des Regisseurs Damián Szifron gar 3,4 Millionen Argentinier angezogen – mehr als jeder andere im Land produzierte Film.
Die argentinische Filmindustrie sei derzeit die stärkste Lateinamerikas, schreiben Bernhard Chappuzeau und Christian von Tschilschke in dem von ihnen herausgegebenen Band „Cine argentino contemporáneo“ (2016) – und die mit der größten internationalen Ausstrahlung. Mit 43,4 Millionen Dollar ist die Sparte „Audiovisuelles“ auch der – nach Büchern und sonstigen Veröffentlichungen – zweitgrößte Kulturgut-Exportposten des Landes.
Nach dem Ende der Zensur 1984 hatte in Argentinien eine neue Phase des so genannten neuen Kinos begonnen, des „nuevo cine argentino“. Heute entstehen im Land etwa 200 Filme pro Jahr. Dazu trägt auch die Filmförderung bei, sie speist sich aus einer Steuer in Höhe von 10 Prozent auf Kinokarten und aus Lizenzgebühren der Kabelnetzbetreiber. Dass die Regierung des Präsidenten Mauricio Macri letztere aus dieser Pflicht entlassen will, hat in den vergangenen Monaten zu scharfen Protesten von Filmschaffenden geführt.
Internationale Anerkennung fand der neue argentinische Film zunächst mit „La historia oficial“ („Die offizielle Geschichte“), die Regisseur Luis Puenzo 1986 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film einbrachte. Der Film handelt vom Verschwinden eines Menschen während der Militärdiktatur und steht beispielhaft für das argentinische Kino, das sich – siehe „El Clan“ – bis heute stark mit den Traumata seiner jüngeren Vergangenheit auseinandersetzt.
Zu den im Ausland bekannten Filmemachern zählen auch Daniel Burman („Derecho de familia“, zu Deutsch: „Jede Stewardess kommt in den Himmel“), der als argentinischer Woody Allen gehandelt wird, und Juan José Campanella, dessen „El secreto de sus ojos“ (deutscher Titel: „Vor ihren Augen“) 2010 ebenfalls mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde.
„El secreto de sus ojos“ wurde als US-Kriminaldrama „Secret in Their Eyes“ mit Julia Roberts noch einmal verfilmt – wie auch weitere argentinische Filme als Vorlage für Hollywood-Remakes dienten, etwa „Nine Queens“ für Steven Soderberghs „Criminal“. Nach dem Erfolg von „El Clan“ wird nun spekuliert, welcher US-Schauspieler bald in die Rolle des Arquímedes Puccio schlüpfen könnte.
Fußball: Klamme Clubs, begehrte Spieler
Ein ganz normaler Tag im März: Der FC Barcelona besiegt Celta Vigo mit 5:0, zwei Tore schießt Lionel Messi. Einen Tag später treffen Éver Banega und Mauro Icardi für ihren Club Inter Mailand. An der Spitze der italienischen Liga steht derweil Juventus Turin, wo Paulo Dybala und Gonzalo Higuaín spielen, in der englischen Premier League schießt Sergio Agüero ein Tor für Manchester City, und für das chinesische Team Shanghai Shenhua trifft bei seinem Clubdebüt Carlos Tevez.
Knapp 2000 argentinische Fußballer spielen im Ausland, dazu kommen Dutzende Trainer, die Liga- und Nationalmannschaften führen. Laut dem jährlichen „Football Player Exports“-Bericht der Agentur Euromericas Sport Marketing exportiert Argentinien seit sechs Jahren in Folge mehr Fußballer als jedes andere Land und hat Brasilien als dominierender Kraft des Transfermarkts den Rang abgelaufen. Drei Viertel der argentinischen Fußballer spielen in den fünf wichtigsten europäischen Ligen, in Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien. Für Argentinier mit italienischen oder spanischen Wurzeln ist es recht einfach, die Staatsbürgerschaft dieser Länder zu beantragen – im europäischen Fußball zählen sie dann nicht als Ausländer.
Im vergangenen Jahr sollen Käufer insgesamt 521 Millionen Dollar für argentinische Spieler bezahlt haben. Diese Transfers „haben sich für die argentinischen Vereine zu einem Finanzmotor entwickelt“, schrieb Euromericas-Chef Gerardo Molina anlässlich des Berichts seiner Agentur: „Die Mehrheit von ihnen hat Millionenschulden und handelt kurzfristig: Wenn sie von einem ausländischen Club ein Angebot bekommen, greifen sie zu, weil sie nicht wissen, ob der Spieler später den gleichen Wert haben wird.“
Denn so begehrt Argentiniens Fußballer im Ausland sind – im eigenen Land steckt der Sport in einer schweren Krise. Zum einen ist die organisatorischer Natur. Der Beginn der ersten Liga verzögerte sich im Frühjahr um mehr als einen Monat, weil die Fußballer streikten: Sie wollten die Zahlung ausstehender Gehälter erzwingen. Die Vereine sollen ihren Sportlern fast 20 Millionen Dollar geschuldet haben.
Die argentinischen Clubs sind klamm, ihnen fehlen die Zuwendungen aus dem Programm „Fútbol Para Todos“, mit dem die frühere Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner die Übertragung der Spiele ins öffentliche Fernsehen gebracht und den Vereinen dafür Subventionen in Millionenhöhe gezahlt hatte. Der 2015 gewählte Präsident Mauricio Macri beendete das Programm. Zudem ist der argentinische Fußballverband Afa durch interne Querelen gelähmt, seit 2014 sein Präsident Julio Grondona starb. Selbst Fußballlegende Diego Maradona nannte die Führungsriege des Afa im vergangenen Jahr eine „Mafia“.
Dazu kommt eine spielerische Krise: Noch ist unklar, ob der argentinischen Nationalmannschaft – auch wenn sie derzeit vor der deutschen auf Platz zwei der Weltrangliste des Fußball-Weltverbands Fifa steht – die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland gelingt.
Literatur: Die Verschwundenen
2010, einige Monate vor der Buchmesse in Frankfurt, zu der man Argentinien als Gastland eingeladen hatte, machte das Lateinamerika-Magazin ila Inventur und prüfte, welche ins Deutsche übertragenen Bücher argentinischer Autoren zu diesem Zeitpunkt noch erhältlich waren. Viele Werke waren vergriffen: Es fehlten Titel von Leopoldo Lugones (1874–1938), dem Begründer der phantastischen Literatur, ebenso wie von Jorge Luis Borges’ Dichterfreund Adolfo Bioy Casares (1914–1999) und dessen Ehefrau Silvina Ocampo (1903–1993). Selbst einige Werke der neben Borges anderen beiden großen Autoren des 20. Jahrhunderts, Ernesto Sábato (1911–2011) und Julio Cortázar (1914–1984), waren unauffindbar – von Cortázars umfangreichem übersetzten Werk fehlte immerhin nur „Album für Manuel“.
Bei den verstorbenen Schriftstellern hält sich die deutsche Verlagswelt also an einige Klassiker, an Cortázar und vor allem an Borges (1899–1986), den Übervater der argentinischen Literatur. Wenn es dagegen um das Werk zeitgenössischer argentinischer Autoren geht, so steht hierzulande vor allem ein Thema für eine ganze Generation: Wie den Film hat die Erschütterung durch die Militärdiktatur (1976–1983) auch die Literatur in den vergangenen knapp 35 Jahren nachhaltig beeinflusst.
Ein Bindeglied zwischen den Generationen ist hier die Bestsellerautorin Elsa Osorio (geboren 1952). Ihr Buch „Mein Name ist Luz“ handelt von einer jungen Frau, die als Säugling ihren Eltern geraubt und von Militärs adoptiert wurde. Einige Autoren der jüngeren Generation sind selbst solche Kinder von Verschwundenen, von Menschen, die während der Diktatur ermordet wurden, darunter Félix Bruzzone (geboren 1976). Die Abwesenheit seiner Eltern hat sein Schreiben stark geprägt, in seinen Geschichten im Band „76“ sind die Erzähler immer auch auf der Suche nach ihrer Identität.
Dabei setzen sich auch junge Autoren, die das Trauma der Diktatur nur indirekt berührt, mit dem Verschwinden und der Abwesenheit auseinander. Die 1976 geborene Lola Arias etwa (Foto), Autorin, Dramaturgin und Projektkünstlerin, lässt in ihrem 2010 im Verlag der Autoren auch als Buch erschienenen Stück „Mein Leben danach“ sechs junge Menschen das Leben ihrer Eltern während der Diktatur rekonstruieren. „Zwischen den Welten zu leben, verschafft dir eine gewisse Distanz. Ich konnte ,Mein Leben danach‘ nur schreiben, weil ich nicht mehr in Argentinien lebe“, sagte Arias, die inzwischen viel Zeit in Berlin verbringt.
Andererseits sei sie in Deutschland eine Außenseiterin, die Unbekanntes beobachtet. Arias interessiert sich meist für das Politische im Privaten. So entstand auch die Idee für ihre aktuelle Produktion am Berliner Gorki-Theater: In „Atlas des Kommunismus“ erzählen Menschen Geschichten aus ihrem Leben in der DDR.
Wein: Mit edlen Tropfen gegen die Teuerung
Argentinien ist nach Italien, Frankreich, Spanien und den USA der fünftgrößte Weinproduzent der Welt. Lange stand jedoch die Quantität der Qualität entgegen. Noch Anfang der neunziger Jahre exportierten die argentinischen Winzer einen Großteil ihres Weines in riesigen Tanks. In Europa wurde er als billiger Tafelwein abgefüllt oder verschnitten.
Als die Regierung des Präsidenten Carlos Menem (1989–1999) den Wert des Peso 1:1 an den Dollar koppelte, nutzten die argentinischen Kellereien die Gelegenheit, im Ausland die besten technischen Geräte zu erwerben. Der Inlandsverbrauch, der zu Höchstzeiten bei einem Pro-Kopf-Konsum von 90 Litern im Jahr gelegen hatte, brach zu dieser Zeit ein. Dafür verlegten sich die Weingüter auf Rebsorten und Weine besserer Qualität für den Export.
Argentinien verfügt wie kaum ein anderes Land über ausgezeichnete Lagen für fast alle Traubensorten. Neben lieblichen Weißweinsorten wie Muskateller und Torrontés und herb-säuerlichem Merlot produzieren die argentinischen Winzer vor allem Malbec, eine ursprünglich französische Rotwein-Sorte, die zum Aushängeschild des Landes geworden ist und gut 40 Prozent der Weinexporte ausmacht. Das Zentrum des argentinischen Malbec- und des Weinanbaus überhaupt liegt um die Stadt Mendoza, in den Vorbergen der Anden. Dorthin zieht es auch die Hälfte der eineinhalb Millionen Weintouristen, die im Jahr Argentinien bereisen.
In den vergangenen Jahren haben die Winzer ihre Anstrengungen, die Qualität zu steigern, noch einmal verstärkt. Die Inflation ist schon seit Jahren zweistellig, erreicht teilweise mehr als 30 Prozent und treibt die Herstellungskosten in die Höhe. Als Folge wird der Wettbewerb im niedrigen Preissegment immer härter. „Wir haben unser Portfolio hin zu Premium-Wein verändert“, sagte Maximiliano Hernández Toso, Geschäftsführer der renommierten Bodega Huarpe in Mendoza vor einiger Zeit in einem Interview. „Weil die Qualität des Weins besser ist, verkaufen wir ihn zu höheren Preisen. Nur so können wir überleben.“
Die Strategie scheint aufzugehen: Laut einer Statistik des Deutschen Weininstituts ist der Wert der aus Argentinien nach Deutschland eingeführten Weine 2015 im Vergleich zum Vorjahr bei leicht geringerer Importmenge (6,4 Millionen Liter) um fast 15 Prozent auf 18 Millionen Euro gestiegen.
Polo: 50 000 Dollar für ein Pony-Embryo
Jedes Jahr Mitte November strömen 45 000 Begeisterte in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires, ins Stadion Campo Argentino, im Volksmund „Kathedrale“ genannt, ein weites Feld zwischen einer achtspurigen Schnellstraße und den Wohntürmen des Palermo-Viertels. Sie wollen zum Höhepunkt der Saison: zur Offenen Argentinischen Polo-Meisterschaft.
Weltweit bekannt ist Argentinien für seinen Fußball, die international erfolgreichste Sportart der Nation ist allerdings diese andere: Polo. Von den Briten im 19. Jahrhundert ins Land gebracht, hatten die Argentinier ihre Lehrmeister in dem Sport – bei dem vier Spieler pro Team sich vom Pferderücken aus mit hammerartigen Schlägern eine Holzkugel zuspielen – bald überholt. Seit den frühen 1940er Jahren dominieren argentinische Mannschaften das internationale Feld, von den 30 besten Spielern der offiziellen World Polo Tour-Rangliste sind derzeit 21 Argentinier.
Reiche Patrone, die es – ähnlich wie in der Formel 1 – auch beim Polo gibt, laden die erfolgreichsten Sportler beispielsweise nach England ein, wo sie während der fünfmonatigen Meisterschaft bis zu 300 000 Dollar verdienen können. Zusätzlich locken Werbeeinnahmen: Die Schweizer Uhrenmanufaktur Jaeger-Le Coultre sponserte lange den weltbesten Spieler Adolfo Cambiaso, der wohl bekannteste, Ignacio „Nacho“ Figueras, warb in Magazinen und auf Plakatwänden für das Parfum „Polo“ von Ralph Lauren.
Auch die argentinischen Ponys gelten als die besten ihrer Zunft. Züchter exportieren im Jahr etwa 2500 Tiere. Seit einiger Zeit gewinnt der Handel mit Embryonen an Bedeutung: Diese werden den erfolgreichsten Stuten entnommen und als weniger wertvoll erachteten eingesetzt, die dann die Fohlen austragen – während die biologische Mutter weiter auf höchstem Niveau Polo spielen kann. Ein Embryo siegreicher Abstammung kann bis zu 50 000 Dollar kosten.
Außerhalb Südamerikas war die Polo-Szene lange vor allem auf England und die USA beschränkt. Mittlerweile interessieren sich auch Multimillionäre aus dem Nahen Osten und China dafür. In China soll der Sport schon von der herrschenden Klasse der Tang-Dynastie (618–907) gespielt worden sein. Heute schicken wohlhabende chinesische Eltern ihre Kinder zum Polo-Training, weil sie hoffen, ihnen so die Türen zu den Elite-Universitäten in England und den USA zu öffnen.
In Deutschland, wo man vor einigen Jahren keine 260 Polo-Spieler zählte, ist vom Lebensgefühl des Sports vor allem eines angekommen: die Hemden des Bekleidungsunternehmens La Martina, 1985 in Buenos Aires gegründet. Auf Sylt unterhält die Marke ihr deutsches Hauptgeschäft, landauf, landab sieht man mittlerweile Menschen in den kräftig gefärbten Hemden mit dem Logo der zwei Polo-Spieler, die ihre Schläger kreuzen.
Sophie Crocoll ist Redakteurin des Wirtschaftsmagazins BILANZ. 2016 war sie als IJP-Stipendiatin in Argentinien.
IP Wirtschaft 2, Juli - Oktober 2017, S. 58 - 63