Drei Fragen an...

27. Juni 2022

Drei Fragen an ... David Beasley

Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP)

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Bild: Porträt von David Beasley

1. Infolge des Ukraine-Krieges steigen die Preise für Nahrungsmittel. Wo sind die schlimmsten Auswirkungen zu befürchten?

Nachdem die weltweiten Lebensmittelpreise im Februar ihr Allzeithoch erreicht hatten, stiegen sie im März aufgrund des Krieges nochmal um weitere 12 Prozent. Das WFP schätzt, dass die Zahl der akut Hungerleidenden als direkte Folge des Krieges um 47 Millionen auf 323 Millionen oder mehr ansteigen wird. Das trifft vor allem Länder in Subsahara-Afrika und im Nahen sowie Mittleren Osten, die stark von günstigen Importen abhängig sind, sich kaum von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt haben und gleichzeitig mit Konflikten und der Klimakrise kämpfen.



2. Was muss die internationale Gemeinschaft jetzt tun?

Die Ukraine produziert Nahrungsmittel für 400 Millionen Menschen weltweit. Weil die Häfen blockiert sind, fällt das Land für den Weltmarkt aus. Die Schwarzmeerhäfen sind ein Drehkreuz für den Welthandel mit Nahrungsmitteln und müssen wieder geöffnet werden. Uns bleiben nur Wochen, um eine globale Hungerkatastrophe abzuwenden. Frieden ist das oberste Ziel! Gleichzeitig muss die internationale Gemeinschaft globalen Handel für Nahrung, Treibstoff und Düngemittel aufrechterhalten. Das WFP ist auch im Jemen, in Afghanistan und am Horn von Afrika. Die Not ist so groß wie nie und wir brauchen dringend zusätzliche Finanzmittel, um die globale Notlage zu bewältigen.

 

3. Welche Veränderungen brauchen wir, um Ernährungs­sicherheit zu gewährleisten?

Weizen, Mais und Reis machen 42 Prozent der weltweit konsumierten Kalorien aus, doch die Produktion konzentriert sich auf wenige Länder. Wollen wir Hunger langfristig beenden, müssen wir diese Abhängigkeiten auflösen und Ernährungssysteme klimagerecht umbauen. Mittel- und langfristig müssen wir armen Ländern helfen, Nahrungsmittel eigenständig regional anzubauen. Zum Beispiel durch die Rückbesinnung auf traditionelle und dürreresistente Nutzpflanzen. Angesichts der vielen Krisen ist Hungerbekämpfung nicht nur ein humanitärer Imperativ, sondern Stellschraube für Klima- und Artenschutz, Friedensförderung und Gerechtigkeit.

 

Bibliografische Angaben

Internationale Politik 4, Juli/August 2022, S. 8

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