Buchkritik

01. Nov. 2018

Buch des Jahres 2018

Was man 2018 gelesen haben sollte

Stefanie Babst

Leiterin des strategischen Analyse- und Planungsteams des NATO-Generalsekretärs

Patrick Leigh Fermor, ein junger Brite, besteigt 1933 einen Dampfer in London. Seine Reise führt ihn nach Deutschland, durch den Balkan und schließlich bis nach Konstantinopel. Seine Schilderungen gewähren wertvolle Einblicke in ein Europa des Umbruchs. Mit ihm zu reisen, ist sprachlich und inhaltlich das reinste Vergnügen – und es öffnet die Augen.

Patrick Leigh Fermor: A Time of Gifts, NYRB Classics 2017

Thomas Bagger

Leiter der Abteilung Ausland, Bundespräsidialamt

Der französische Philosoph und Sinologe argumentiert in seinem kurzen Essay präzise und überzeugend gegen ein abgeschlossenes, identitäres Verständnis nationaler Kultur und verteidigt das „Zwischen“ – ein Lernen, das allein aus Differenz und Offenheit erwächst. Kultur ist Ressource für alle, nicht Eigentum. Hellsichtig und hochaktuell.

François Jullien: Es gibt keine kulturelle Identität, Suhrkamp 2018

Marieluise Beck

Mitgründerin des Zentrum Liberale Moderne

Mit feinen Strichen zeichnet die Autorin den typischen Weg einer jüdischen Familie: vom weißrussischen Dorf ins wohlhabendere Stetl, als hoffnungsvolle Bolschewisten nach Moskau. Doch unter Stalin kehrt der Antisemitismus zurück. Scherbakowas Familiensaga hinterlässt einen tiefen Eindruck. Warmherzig und voller Lebenskraft.

Irina Scherbakowa: Die Hände meines Vaters, Droemer 2017

Ralf Beste

Leiter des Planungsstabs, Auswärtiges Amt

Kinzer erzählt den erbitterten Streit um die Frage, ob die USA als ehemalige Kolonie selbst imperiale Macht werden dürfen. Die Anti-Imperialisten um Mark Twain und Andrew Carnegie verloren diesen Kampf – ihre Nachfahren müssen seitdem mit dem Etikett „Isolationisten“ leben. Das Buch gibt einen tiefen Einblick in die Seele der US-Außenpolitik, gerade zur rechten Zeit eine wertvolle Hilfe zum Verständnis.

Stephen Kinzer: The True Flag, New York, Henry Holt 2017

Thorsten Benner

Direktor des Global Public Policy Institute

“Moneyland” hält der Globalisierungs-Elite kenntnisreich den Spiegel vor. Während westliche Regierungen von „guter Regierungsführung“ faselten, buhlten Helfershelfer aus Finanzbranche, PR & Lobbyismus um die Milliarden der Kleptokraten und Superreichen. Der Kampf gegen politische Korruption, Geldwäsche, Steueroasen und Strohfirmen ist zentrale Voraussetzung für die Rückgewinnung des Vertrauens in Demokratie

Oliver Bullough: Moneyland, Profile Books 2018

Bijan Djir-Sarai

Außenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion

Das Buch skizziert die islamische Revolution im Iran im Jahr 1979 und die Rolle der persischen Monarchie. Das Scheitern des Schahs hat bis heute dramatische Auswirkungen. Andrew Scott Cooper dokumentiert die Komplexität der iranischen Politik und regt zum tiefen Nachdenken darüber an, was die Einschätzung des Westens über die Region angeht.

Andrew Scott Cooper: The Fall of Heaven. The Pahlavis and the Final Days of Imperial Iran, Macmillan 2016

Klaus-Dieter Frankenberger

Leiter Außenpolitik, FAZ

Wolfgang Ischinger zeichnet ein Panorama der Krisen und Konflikte, das düsterer kaum sein könnte. Seine Schlussfolgerung, auch aus dem amerikanischen Rückzug von den großen Bühnen der Welt, ist eindeutig und zwingend: Deutschland und Europa müssen mehr Verantwortung übernehmen. Der Rückzug auf die Tribüne der Weltpolitik ist keine Option mehr.

Wolfgang Ischinger: Welt in Gefahr. Deutschland und Europa in unsicheren Zeiten, ECON 2018

Ulrike Guérot

Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung, Donau-Universität Krems

Es sind die aktuellen Krisenjahre, in denen das großartige Denken Hannah Arendts seine ganze Wirkungsmacht entfaltet. Gibt es einen Zustand für die Welt, in dem alle Menschen zugleich frei von Zwang und Not sein können? Bedeutet die Freiheit von Zwang der einen immer die Not anderer? Eine Frage, die sich auch im heutigen Europa zu stellen lohnt.

Hannah Arendt: Die Freiheit, frei zu sein, dtv 2018

Eric Gujer

Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung

In der Außenpolitik vermag die von Streit gelähmte Große Koalition keine Akzente zu setzen – siehe die Sprachlosigkeit in der Europapolitik. Umso vehementer fordert ein berufener Autor ein stärkeres deutsches Engagement ein: ein kraftvolles Plädoyer für ein Deutschland, das mehr sein will als eine große Schweiz.

Wolfgang Ischinger: Welt in Gefahr. Deutschland und Europa in unsicheren Zeiten, ECON 2018

Emily Haber

Deutsche Botschafterin in den Vereinigten Staaten

Benn Steil beschreibt spannend und plastisch die Genese des Marschallplans und die strategische Klarsicht seiner Autoren. Der Leser bleibt mit der Frage zurück, warum das heutige Amerika für die Europäische Union und die Stärkung gemeinsamer transatlantischer Interessen so wenig Verständnis aufbringt. Es ist schade, dass dieses glänzend geschriebene Buch noch keinen deutschen Verleger gefunden hat.

Benn Steil: The Marshall-Plan. Dawn of the Cold War, Simon & Schuster 2018

Jürgen Hardt

Außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion 

Ein sehr lesbar geschriebenes maritimes Geschichtsbuch, das beschreibt, wie die Globalisierung begann und die Welt schuf, wie wir sie heute kennen. Es ist zugleich ein Plädoyer für ein starkes und offenes Europa. Wer für die Zukunft die richtigen Weichen stellen will, muss mit den Erfolgswegen, Irrpfaden und Sackgassen der Vergangenheit vertraut sein.

Jürgen Elvert: Europa, das Meer und die Welt, DVA 2018

Thomas Kleine-Brockhoff

Vizepräsident und Direktor des Berliner Büros des German Marshall Fund

Obamas Außenpolitik wird in Deutschland häufig als Auftakt zu Trumps vulgärem Nationalismus missverstanden. Rhodes macht klar: Obamas vorsichtige Korrektur von weltpolitischer Überdehnung ist etwas kategorial anderes als Trumps brachialer Ego­trip. Er zitiert Obama, vor der Amtsübergabe an Donald Trump, mit der beunruhigenden Frage: „What if we were wrong?“

Ben Rhodes: The World as It Is. A Memoir of the Obama White House, Random House 2018

Stefan Kornelius

Ressortleiter Außenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung

Ein Weltentstehungs- und Weltuntergangsgemälde, vom menschlichen Gott zum gottgleichen Menschen, die Geschichte des Humanismus und des Liberalismus – und wie sie vielleicht bald zu Ende geht. Harari treibt interdis­ziplinär durch Raum und Zeit, manchmal verwirrend und auch zu kurz gedacht. Aber am Ende zündet er ein gewaltiges Ideenfeuerwerk für alle, die sich in turbulenten Zeiten auf noch mehr Unruhe einrichten.

Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von morgen, C.H. Beck 2017

Jörg Lau

Außenpolitischer Koordinator im Ressort Politik, DIE ZEIT

Der ehemalige portugiesische Europaminister erkundet in diesem geopolitischen Reise-Essay den Kampf um die neue Weltordnung zwischen Europa, Russland und China. Ein Buch, das wie kein anderes die Chancen und Risiken des postatlantischen Zeitalters auslotet.

Bruno Maçães: The Dawn of Eurasia, Penguin Books 2018

Stefan Liebich

Außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Die Linke

Der autobiografische Roman ist erst auf den zweiten Blick außenpolitisch relevant. Wer sich jedoch fragt, wie Marine Le Pen beinahe und Donald Trump tatsächlich Präsident werden konnten, sollte sich der Frage zuwenden, warum rechter Populismus und Nationalismus die etablierten politischen Lager abzulösen drohen – alle überzeugten Demokraten sollten dieses Buch lesen.

Didier Eribon: Rückkehr nach Reims, Suhrkamp Verlag 2016

Hanns W. Maull

Senior Fellow bei MERICS und SWP

Die viel zu früh verstorbene französische Politikwissenschaftlerin zeichnet schonungslos nach, wie die EU seit 1990 zunächst erfolgreich, dann immer deutlicher scheiternd darum bemüht war, ihr Umfeld im Osten und jenseits des Mittelmeers zu befrieden und zu transformieren. Eine Geschichte großer Ambitionen und unzulänglicher Anstrengungen.

Anne Marie Le Gloannec: Continent by Default, Cornell University Press 2018

Hildegard Müller

Vorstand Netz und Infra-struktur, innogy SE

Auf unterhaltsame Weise zeichnet der Roman die Erlebnisse eines jungen Mannes im Dreißigjährigen Krieg nach. Was wie eine Geschichte aus fernen Zeiten klingt, konfrontiert uns mit zeitgenössischen Fragestellungen: Vertreibung, Angst vor dem Fremden und die Suche nach der eigenen Identität. Das Buch gibt uns die Möglichkeit, Lehren für unsere heutigen Konflikte zu ziehen.

Daniel Kehlmann: Tyll, Rowohlt 2017

Nora Müller

Bereichsleiterin Internationale Politik und Leiterin des Hauptstadtbüros der Körber-Stiftung

Mit seinem Essay, in dem er die mittel- und osteuropäischen Staaten als „occident kidnappé“, als von der Sowjetunion „entführten“ Teil der westlichen Wertegemeinschaft beschrieb, stieß Milan Kundera in den 1980er Jahren eine wichtige Debatte an. Angesichts der wachsenden Differenzen zwischen „westlichen“ und „östlichen“ EU-Mitgliedstaaten hat Kunderas Essay neue Brisanz gewonnen.

Milan Kundera: The Tragedy of Central Europe, The New York Review of Books 1984

Michelle Müntefering

Staatsministerin, Auswär-tiges Amt

Achille Mbembes Buch ist eines der wichtigsten Werke des Postkolonialismus und gleichzeitig eine aktuelle Herausforderung, Geschichte und Gesellschaftsentwicklung neu zu denken. 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs muss man den fordernden, kritischen Historiker und Philosophen gelesen und die Entwicklung des afrikanischen Kontinents mit seinen Augen gesehen haben.

Achille Mbembe: Ausgang aus der langen Nacht. Suhrkamp 2016

Almut Möller

Leiterin des Berliner Büros des ECFR

Sands erzählt die Geschichte seiner jüdischen Familie in Lemberg, die nahezu vollständig von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Er verzahnt sie mit dem Leben zweier Fachkollegen, die die Begriffe „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ (Hersch Lauterpacht) und „Genozid“ (Raphael Lemkin) nachhaltig prägten. Eindringlicher lässt sich europäische Geschichte kaum erzählen.

Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg, S. Fischer Verlage 2018

Rolf Mützenich

Stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag

Schnörkellose und perspektivenreiche Untersuchung der gesellschaftlichen und politischen Probleme im Nahen Osten mit all ihren Folgen für die internationale Politik. Journalistisches und analytisches Können gehen hier eine produktive Verbindung ein.

Rainer Hermann: Arabisches Beben, Die wahren Gründe der Krise im Nahen Osten, Klett Cotta 2018

Omid Nouripour

Außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Dieses Buch hebelt historisch akkurat das falsche Geschichtsverständnis des Kremls aus. Alle, die dem populären Irrtum über „Kiew als die Wiege Russlands“ hinterherlaufen und diesen über geltendes Völkerrecht stellen, werden dieses Buch hassen. Alle anderen erhalten einen tiefen Einblick in die komplexe Beziehung zweier ungleicher Brüder.

Andreas Kappeler: Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart, C.H. Beck 2017

Volker Perthes

Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik

Realistisch, aber nicht defätistisch: Allisons historische Analyse der Konflikte zwischen aufsteigenden und etablierten Mächten führt ihn zu beunruhigenden, aber plausiblen Szenarien einer militärischen Konfrontation zwischen den USA und China.

Graham Allison: Destined for War. Can America and China Escape Thucydides’s Trap?, Houghton Mifflin Harcourt 2017

Frank N. Pieke

Direktor des Mercator Institute for China Studies

Der Autorin gelingt es, die innenpolitischen Entwicklungen in der Ära Xi Jinping geschickt mit ­Chinas neuer Außenpolitik zu verknüpfen. Dabei wird deutlich: Eine Trennung zwischen Innen- und Außenpolitik gibt es nicht mehr. Mit aller Härte geht der Staats- und Parteichef gegen politische Gegner vor und beansprucht gleichzeitig eine neue Führungsrolle für China: „Das illiberale China will die Führung in einer liberalen Weltordnung.“

Elizabeth C. Economy: The Third Revolution, Xi Jinping and the New Chinese State, Oxford University Press 2018

Ines Pohl

Chefredakteurin der Deutschen Welle

Ich habe Fritz Sterns „Fünf Deutschland und ein Leben“ wieder aus dem Regal geholt. Ich kenne kein besseres Buch, das mir hilft zu erkennen, was gerade passiert. Und welche Verantwortung ich als Deutsche trage. In seiner tiefgründigen Ruhe ist dieses Werk ein nicht zu überschätzendes Korrektiv in dieser schrillen Zeit der Orientierungslosigkeit.

Fritz Stern: Fünf Deutschland und ein Leben. Erinnerungen, C.H. Beck 2007

Klaus Scharioth

Botschafter a.D., Rektor des Mercator Kollegs für internationale Aufgaben 

Nach „On Tyranny“ legt Timothy Snyder nun eine brillante Hintergrund­analyse der wichtigsten aktuellen politischen Ereignisse in Russland, der Ukraine, Deutschland, Europa und den USA vor. Er betont die fatale Rolle politischer Fiktion und warnt vor Zynismus und Determinismus: Ein Weckruf an uns alle, Verantwortung zu übernehmen und unsere Demokratie, die freie Presse und den Rechtsstaat zu verteidigen.

Timothy Snyder: The Road to Unfreedom, Tim Duggan Books 2018

Nils Schmid

Außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion

Die zwei Harvard-Politologen zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie es in einer Demokratie ganz ohne gewaltsame Machtergreifung zu einem langsamen Abgleiten in den Autoritarismus kommen kann. Eine lesenswerte Analyse zum richtigen Zeitpunkt, da auch viele stabile Demokratien im Westen von illiberalen Entwicklungen erschüttert werden.

Steven Levitsky und Daniel Ziblatt: Wie Demokratien sterben, DVA 2018

Thomas Schmid

Publizist, ehem. Herausgeber der WELT-Gruppe

Die liberale Demokratie steht heute unter populistischem Beschuss, und ihre Verteidiger rufen: Oh Gott, das darf doch nicht sein! Jens Hackes Buch zeichnet minutiös nach, wie gründlich und zukunftsweisend sich viele Liberale der Weimarer Republik mit den Feinden des Liberalismus auseinandergesetzt und Zukunftsentwürfe entwickelt haben. Das Buch lehrt: Hört auf zu jammern, die wirkliche Krise ist der Normalfall der Demokratie!

Jens Hacke: Existenzkrise der Demokratie. Zur politischen Theorie des Liberalismus in der Zwischenkriegszeit, Suhrkamp 2018

Daniela Schwarzer

Direktorin der DGAP

Die ehemalige US-Außenministerin vergleicht das weltweite Wiedererstarken antidemokratischer Kräfte mit dem Faschismus des 20. Jahrhunderts. Ihre stark persönlich geprägte Analyse zeigt auf, wie diesen gefährlichen Tendenzen entgegengewirkt werden kann. Das Buch ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine demokratische Zukunft, geschrieben von einer Frau, die die Geschichte des 20. Jahrhunderts selbst mitgeprägt hat.

Madeleine Albright: Faschismus. Eine Warnung, Dumont 2018

Constanze Stelzenmüller

Robert Bosch Senior Fellow, Center on the United States and Europe, Brookings Institution

Mein Buch des Jahres ist eines, das noch nicht erschienen ist: „The Mirror and the Light“, der dritte Band der Thomas-Cromwell-Trilogie von Hilary Mantel nach (den doppelt Booker-Prize-gekrönten) ersten beiden Bänden „Wolf Hall“ (2009) und „Bring Up the Bodies“ von 2012 (auf Deutsch als „Wölfe“ und „Falken“ erschienen). Mantels elektrisierendes Porträt zeichnet den Schatzkanzler von Heinrich VIII. als den Mann, der England vom Mittelalter in die Moderne trieb. Aber ich fürchte, er stirbt am Ende.

Hilary Mantel: The Mirror and the Light, Fourth Estate 2019.

Jürgen Trittin

Mitglied im Auswärtigen Ausschuss für Bündnis 90/ Die Grünen

Seit der globalen Finanzkrise 2008 grassiert in Europa wieder der (Wirtschafts-)Nationalismus. Das Ergebnis sind starke rechte, zum Teil offen rassistisch auftretende Parteien, die die Europäische Union in den Würgegriff nehmen. „Faschismus. Eine Warnung“ von Madeleine Albright erinnert eindringlich daran, wo das endet. Wir sollten ernst nehmen, was die frühere US-Außenministerin zu sagen hat.

Madeleine Albright: Faschismus. Eine Warnung, Dumont 2018

Ursula von der Leyen

Bundesverteidigungsministerin

Dieses Buch macht klar: Es liegt in unserer Hand, unsere liberale Ordnung zu wahren und zu stärken. Es gibt keinen Automatismus, sondern einen Wettstreit, den wir mit voller Kraft annehmen müssen. Demokratie braucht diesen Wettkampf um das bessere Argument, die Achtung vor den Spielregeln und unseren Institutionen und vor allem: den Respekt vor dem Anderen, seinem Argument und seiner Person. Wie das so wunderbar in unserem Grundgesetz niedergelegt ist: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Steven Levitsky und Daniel Ziblatt: Wie Demokratien sterben, DVA 2018

Almut Wieland-Karimi

Direktorin des Zentrums für internationale Friedensein-sätze in Berlin

Wie gerne würde ich eine Zeitreise machen und an der Seite der klugen, mutigen und extravaganten, im Jahr 1868 geborenen britischen Orientalistin Gertrude Bell die islamische Welt bereisen! Als außenpolitische Beraterin, Spionin und „Nation-Builderin“ gestaltete sie am Ende des Osmanischen Reiches die Neuordnung der arabischen Welt mit. Verblüffend ist die politische Aktualität der Ereignisse. Nachdenklich stimmt das auch damals begrenzte Wissen der Europäer über diesen Teil der Welt. Eine faszinierende Lektüre.

Georgina Howell‚ Queen of the Desert. The Extraordinary Life of Gertrude Bell, Pan Macmillan 2015

Bibliografische Angaben

Internationale Politik 6, November-Dezember 2018, S. 128-135

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