Titelthema

26. Febr. 2024

Lang lebe der Rohstoff!

Ein nachhaltigerer Umgang mit Ressourcen ist möglich. Zur Verfügung steht eine Vielzahl an Maßnahmen, um den Verbrauch zu reduzieren – doch es hapert an der Umsetzung.

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Bild: Industriekletterer im Windpark Albertshof im Norden Berlins.
In einem Windrad sind eine Vielzahl an Mineralen und Metallen verbaut, die für die Transformation hin zur klimaneutralen Wirtschaft entscheidend sind: Industriekletterer im Windpark Albertshof im Norden Berlins.
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Spricht man über die nachhaltige Nutzung von abiotischen, also nicht nachwachsenden Rohstoffen, so gibt es zwei Perspektiven zu betrachten. Zum einen brauchen wir Minerale und Metalle, um die Infrastruktur der klimaneutralen Wirtschaft zu bauen. Massenmetalle wie Kupfer und Eisen, aber auch Seltene Erden für Windkraftanlagen; Silizium, Aluminium und Silber für Fotovoltaik; Lithium, Grafit und Kobalt für Batterien. 

Ein Offshore-Windrad benötigt rund 15 000 Kilogramm Metalle pro Megawatt (MW), ein Onshore-Windrad rund 10 000 Kilogramm und eine Fotovoltaikanlage immer noch um die 7000 Kilogramm. Der Bedarf an Stahl und Aluminium ist dabei noch nicht mitgerechnet. Zum Vergleich: Ein konventionelles Gaskraftwerk kommt mit vergleichsweise bescheidenen 1160 Kilogramm Metallen pro MW aus.

Die Internationale Energieagentur hat berechnet, dass die Nachfrage nach Rohstoffen für die Transformation der Wirtschaft bis 2040 um mindestens das Vierfache steigen muss, möchte die Weltgemeinschaft ihre Klimaziele erreichen.

Der Metall- und Mineralbedarf für die Transformation der Wirtschaft wird von Klimawandelleugnern gerne als das eigentliche soziale und ökologische Übel dargestellt. Doch auch vernünftige Akteure sorgen sich, dass der Umbau der Wirtschaft an der Versorgung mit den dazu notwendigen Metallen und Mineralen scheitern könnte. 

Da es in der hitzigen Debatte oftmals untergeht, sei angemerkt: Im Vergleich zu einer Wirtschaft, die auf erneuerbaren Energien basiert, bräuchte die fossile Wirtschaft im Jahr 2040 hochgerechnet etwa das 535-Fache an Rohstoffen. Rohstoffe, die ebenfalls abgebaut und transportiert werden müssen, bevor sie dann verbrannt und somit nicht nur unbrauchbar werden, sondern auch noch das Klima aufheizen. 

Dennoch ist die Deckung des Rohstoffbedarfs für den Umbau der Wirtschaft eine Herausforderung. Dies bringt uns zur zweiten Perspektive: Der Abbau und mehr noch die Nutzung von Rohstoffen gehen mit erheblichen Umweltbelastungen einher. Hierzu zählen die Inanspruchnahme und Verschmutzung von Wasser, Boden- und Luftverschmutzung sowie der Verlust von Biodiversität. Der Internationale Ressourcenrat hat berechnet, dass sich über 90 Prozent des Biodiversitätsverlusts und Wasserstresses und etwa die Hälfte der Klimafolgen auf die Gewinnung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen zurückführen lassen. Das Gros des Biodiversitätsverlusts und Wasserstresses ist allerdings auf die Nutzung biotischer, also nachwachsender Rohstoffe, insbesondere aus der Landwirtschaft, zurückzuführen.

Dies verdeutlicht: Ein Umstieg auf biotische Rohstoffe zur materiellen Nutzung, etwa der verstärkte Einsatz von Holz oder Mais, ist kein Allheilmittel, sondern verstärkt oftmals Landnutzungskonkurrenzen und den Druck auf ohnehin belastete Ökosysteme. Dies soll nachwachsende Rohstoffe zur materiellen Nutzung nicht per se diskreditieren: Würde die Tierhaltung zurückgehen, würde ein Teil der Agrarflächen, die aktuell zur Futtermittelproduktion gebraucht werden – in Deutschland etwa 40 Prozent – für den Anbau biotischer Rohstoffe zur materiellen Nutzung frei. Auch heute können kompostierbare Produkte an der richtigen Stelle eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Vermüllung spielen – und natürlich ist es für das Klima besser, mit Holz statt mit Beton zu bauen. 

Im gegenwärtigen Wirtschaftssystem mit den vorherrschenden Produktions- und Konsummustern stehen die Erdsysteme jedoch unter solchem Druck, dass Effizienz- oder Substitutionsmaßnahmen oftmals eher zu einer Verschiebung von Problemen auf andere Ressourcen, in andere Weltregionen oder auf nachfolgende Generationen führen.
 

Eine Bestandsaufnahme 

Deutschland hat im internationalen Vergleich einen hohen Bedarf an Ressourcen: Der Rohstoffkonsum betrug im Jahr 2019 über 1300 Millionen Tonnen oder 16 Tonnen pro Kopf. Dies liegt leicht über dem EU-Durchschnitt (14,8 Tonnen pro Kopf) und deutlich über dem globalen Durchschnitt (12,2 Tonnen pro Kopf).

Von diesen Rohstoffen baut Deutschland nur Minerale und Salze in größeren Mengen selbst ab. Die Importabhängigkeit bei Metallerzen beträgt 99,9 Prozent; die Versorgungslage für zahlreiche Rohstoffe für Schlüsseltechnologien wird als kritisch eingestuft. Für einige dieser Rohstoffe ist Deutschland von einzelnen oder wenigen Lieferländern abhängig, was neben einer erhöhten Instabilität von Lieferketten auch die Gefahr der politischen Erpressbarkeit mit sich bringt.

Trotz der ökologisch wie potenziell auch ökonomisch und politisch besorgnis­erregenden Lage hat Deutschland bisher eine sehr zurückhaltende Ressourcen­politik betrieben. Im Gegensatz zu China und den USA setzte Deutschland fast ausschließlich auf den internationalen Markt. In der Vergangenheit funktionierte das: Die Unternehmen zahlten niedrige Preise auf dem Weltmarkt und die mit dem Abbau von Ressourcen verbundenen Umweltschäden wurden ausgelagert. Kein deutscher Politiker musste sich für unpopuläre heimische Bergbauprojekte einsetzen. 

Berlins Ressourcenpolitik fokussierte sich auf die Förderung der Ressourceneffizienz in Unternehmen. Das deutsche Ressourceneffizienzprogramm, welches alle vier Jahre fortgeschrieben wurde, enthielt auch in seiner letzten Aktualisierung von 2020 kein verbindliches Ziel zur Reduk­tion der Ressourceninanspruchnahme oder des Materialfußabdrucks.

Das wichtigste messbare Ziel des Programms entstammte ursprünglich der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Demnach sollte die Rohstoffproduktivität bis 2020 im Vergleich zu 1994 verdoppelt werden. Doch da die Steigerung der Rohstoffproduktivität nichts über Verbräuche und Umweltauswirkungen aussagt, ist der Indikator aus ökologischer Sicht von begrenztem Wert. Umweltverbände fordern daher Ziele zur absoluten Senkung des Ressourcenverbrauchs.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2021 heißt es: „Wir haben das Ziel der Senkung des primären Rohstoffverbrauchs und geschlossener Stoffkreisläufe“. Details sollten in einer „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ ausgearbeitet werden. Diese Strategie ist in Arbeit, ein quantitatives Ziel für einen nachhaltigen Materialfußabdruck wird noch diskutiert. Dieses wäre allerdings nicht verbindlich, da es sich um kein Gesetz handeln wird.

Die Festlegung eines solchen „nachhaltigen“ Materialfußabdrucks ist jedoch auch wissenschaftlich äußerst komplex und erfordert darüber hinaus normative und politische Abwägungen. Dennoch existieren bereits verschiedene Ansätze zur Festlegung nachhaltiger Materialfußabdrücke, die üblicherweise als Zielkorridore angegeben werden und zwischen abiotischen und biotischen Rohstoffen unterscheiden.

 

Substitution kann dabei helfen, negative Umwelt­effekte und Rohstoffabhängigkeiten zu verringern

 

Aufbauend auf diesen wissenschaftlichen Vorarbeiten hat das Netzwerk Ressourcenwende, ein Zusammenschluss von Zivilgesellschaft und Wissenschaft, die Reduktion der Nutzung von abiotischen Primärrohstoffen auf sechs Tonnen und von biotischen Rohstoffen auf maximal zwei Tonnen pro Person und Jahr gefordert. Dieses Ziel soll auch „versteckte“ Rohstoffentnahmen in den Vorketten beinhalten.

Trotz unterschiedlicher Verwendung von Indikatoren und Annahmen haben alle Berechnungen gemeinsam, dass ein global fairer und generationengerechter Ressourcenverbrauch deutlich unter den heutigen Werten liegen müsste. 
 

Effizienz und Suffizienz

Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und Rohstoffsicherheit zu erhöhen. Dazu zählen die Steigerung der Ressourceneffizienz, das Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft, die Substitution kritischer Rohstoffe sowie Suffizienz, also die Reduktion des Rohstoffkonsums durch die Veränderung sozialer Praktiken.

Zur Erhöhung der Rohstoffsicherheit können darüber hinaus der heimische Abbau verstärkt und die Importe diversifiziert werden. Diese Maßnahmen tragen jedoch nur geringfügig zum nachhaltigeren Umgang mit Rohstoffen bei. Mehr Rohstoffsicherheit kann jedoch als politische Nachhaltigkeit gewertet werden. Spätestens der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine rein marktwirtschaftlich getriebene Rohstoffpolitik, die geopolitische Konkurrenzen ignoriert, als naiv und gefährlich offengelegt. Dies gilt es nun zu korrigieren. 

Bisher wurden die vorhandenen Möglichkeiten allerdings nicht voll ausgeschöpft. Der Fokus der Ressourcenpolitik lag, wie eingangs beschrieben, auf der ­Erhöhung der Ressourceneffizienz in Unternehmen. Effizienzmaßnahmen sind zwar geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen – auf Rohstoffinanspruch­nahme und -konsum hatten sie in Deutschland jedoch keinen reduzierenden Effekt.

Die Substitution von Rohstoffen, also der Ersatz eines Rohstoffs durch einen anderen, kann sowohl die Rohstoffsicherheit erhöhen als auch zu nachhaltigerer Rohstoffnutzung beitragen, sofern der Ersatzrohstoff mit weniger Umweltauswirkungen verbunden ist. Ein Beispiel erfolgreicher Rohstoffsubstitution sind Natrium-Ionen-Batterien. Diese kommen ohne Kobalt, Kupfer und Lithium aus, und die benötigten Schlüsselrohstoffe, Natrium und bio­gene Abfälle, sind in Deutschland reichlich verfügbar.

Substitutionen werden am Markt üblicherweise durch eine Mischung aus hohen Rohstoffpreisen und technischen Entwicklungen – teilweise staatlich gefördert – ­vorangetrieben.

Meist sind Substitutionen jedoch mit Nebeneffekten verbunden. So erhöht die Substitution von Seltenen Erden in Windkraftanlagen den Bedarf an Kupfer. Auch kann sich Substitution zunächst negativ auf die Funktionalität auswirken. 

Anhänger von Suffizienzansätzen kritisieren Überkonsum und „Wegwerfgesellschaft“. Suffizienz könnte einen starken positiven Effekt auf den Umgang mit Rohstoffen haben, deren Einsparmöglichkeiten oft deutlich über das hinausgehen, was mit Effizienzmaßnahmen in einer bereits hochoptimierten Wirtschaft zu erreichen ist. Bisher werden Debatten über Suffizienz überwiegend in der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft geführt. Als ressourcenpolitisches Werkzeug wird Suffizienz nicht eingesetzt. Auch im Koalitionsvertrag findet der Begriff keine Erwähnung.
 

Kreislaufwirtschaft rückt in den Fokus

Ein weiteres wichtiges Werkzeug zur Reduktion des Rohstoffkonsums ist die Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft. Viele Jahre fand das Thema kaum politische Beachtung und wurde oftmals mit Abfallwirtschaft und Recycling gleichgesetzt. In den letzten Jahren wurden Konzepte der Kreislaufwirtschaft wissenschaftlich weiterentwickelt und politisch vor allem durch die EU vorangetrieben, die 2015 das erste Kreislaufwirtschaftspaket und den ersten Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft vorlegte.

Ein modernes Verständnis von Kreislaufwirtschaft umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Produkts: von der Rohstoffgewinnung über das Produkt­design, die Herstellung von Waren und die Nutzungsphase bis zur Nachnutzungsphase, die eine Wiederaufbereitung der Materialien und Recycling, aber auch eine umfunktionierte Nutzung umfassen kann. Einige Konzepte und Definitionen der Kreislaufwirtschaft liefern ein umfassendes nachhaltiges Wirtschaftsmodell und schließen sogar die Energiebereitstellung durch Erneuerbare mit ein. 

Alle Konzepte zielen auf die Reduktion der Rohstoffe, die in die Wirtschaft fließen, eine Verlangsamung des Kreislaufs dank verlängerter oder intensiverer Produkt­nutzung und das Schließen des Kreislaufs am Ende der Produktnutzung ab. Das Recycling von Materialien ist also nur ein Teil einer Kreislaufwirtschaft.
 

Je früher, desto besser

Ein modernes Verständnis von Kreislaufwirtschaft, das uns dabei hilft, den Primärrohstoffbedarf zu senken, muss den Fokus auf Maßnahmen in frühen Produktlebensphasen legen. Bereits das Produktdesign ist entscheidend für den Materialverbrauch in der Herstellung, den Energieverbrauch in der Nutzungsphase und die Reparier- oder Recyclingfähigkeit.

Nach Jahren, in denen sich die Forderung nach der Verschiebung auf frühe Produktlebensphasen nur in unverbindlichen politischen Strategie­dokumenten wiedergefunden hat, konnten sich der Europäische Rat und das EU-Parlament kürzlich auf das „Recht auf Reparatur“ einigen, eine Kernmaßnahme zur Verlangsamung des Kreislaufs. Dieses Recht ermöglicht es Verbraucherinnen und Verbrauchern, von den Herstellern die Reparatur von Produkten in der Garantielaufzeit zu verlangen. Außerdem soll es die Möglichkeit zur privaten Reparatur erleichtern. Nach der förmlichen Annahme soll das „Recht auf Reparatur“ in einer Richtlinie veröffentlicht werden. Dann haben die EU-Mitgliedstaaten 24 Monate Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht zu übersetzen. 

 

In den letzten Jahren wurden Kreislaufwirtschaftskonzepte wissenschaftlich weiterentwickelt und politisch vorangetrieben

 

Noch frühere Maßnahmen im Produktlebenszyklus werden dagegen kaum politisch aufgegriffen. In manchen kreislaufwirtschaftlichen Modellen werden diese Maßnahmen oft als die frühen „R-Strategien“ aufgeführt: Refuse, Rethink, Reduce. Letzteres meint die Reduktion des Rohstoffeinsatzes, beispielsweise durch die ressourcenleichtere Bereitstellung von Dienstleistungen. Eine Studie von EU-Initiativen hat gezeigt, dass die beiden Strategien „Refuse“ und „Rethink“ in keiner der über 20 analysierten Strategien und Gesetze genannt wird. 

Das ist wenig überraschend, da diese Strategien eine Transformation unseres Wirtschaftsmodells verlangen – hin zu einem Modell, das am Bedürfnis ansetzt und nicht an der Optimierung einer bereits bestehenden (Produkt-)Lösung. 

Übertragen auf den Verkehrssektor zielen diese Ansätze zunächst auf die Reduktion des Mobilitätsbedarfs ab, etwa durch mehr Homeoffice und bessere Stadtplanung. Es folgt die Förderung ressourcenleichter Mobilitätsformen wie Fuß- und Radverkehr sowie des öffentlichen Nahverkehrs. An nächster Stelle steht die Intensivierung der Nutzung durch Sharingkonzepte. Erst nachgelagert geht es um den Bau ressourcenleichterer Elektrofahrzeuge, deren Bestandteile sich gut recyceln lassen. 

In der Praxis braucht es für diese Transformation neue Geschäftsmodelle, innovative Stadtplanung, neue Förderarten und andere Gesetze, die nicht nur einen rechtlichen Rahmen schaffen, sondern zusätzlich unerwünschte Nebeneffekte erfolgreich adressieren.

Während also die Logik nicht kompliziert ist, ist die Umsetzung eine Herausforderung – nicht zuletzt, da viele der Maßnahmen zunächst keine Lobby haben. Diese transformativen Ansätze sind jedoch unverzichtbar, möchte Deutschland einen nachhaltigen Materialfußabdruck und seine Klimaziele in den angestrebten Zeiträumen erreichen.
 

Mit gutem Beispiel vorangehen

Deutschland steht also ein ganzer Werkzeugkoffer für einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen zur Verfügung, der bisher allerdings zu wenig genutzt wird. Insbesondere Kreislaufwirtschaftsstrategien, die auf die Erfüllung von Bedürfnissen, wie Wohnen oder Mobilität, und auf neue Lösungsansätze abzielen (Rethink, Refuse, Reduce), bieten ein wesentlich höheres Einsparpotenzial als klassische Effizienzansätze. Sie sollten daher stärker genutzt werden.

 

Eine ehrlichere Debatte über den Stand der Kreislaufwirtschaft in Deutschland wäre wünschenswert

 

Zudem könnte die Forschungsförderung im Bereich Substitution kritischer Rohstoffe weiter ausgebaut werden. Für die erfolgreiche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft muss die Politik den Rahmen schaffen. Marktregelungen müssen so ausgestaltet werden, dass zirkuläre Geschäftsmodelle florieren und zur Normalität werden.

Im Übrigen wäre eine ehrlichere Debatte über die Rohstoffinanspruchnahme und den Stand der Kreislaufwirtschaft in Deutschland wünschenswert, um die notwendigen Änderungen politisch überhaupt angehen zu können. Angesichts der umfangreichen Abfallsammlung, die Bürgerinnen und Bürger nutzen (müssen), ist der Eindruck weitverbreitet, dass Roh­stoffe in Deutschland umfassend recycelt werden und Materialien bereits im Kreislauf geführt werden.

Dieses Missverständnis führt auch dazu, dass ökologisch und ökonomisch wichtige Themen wie nachhaltige Rohstoffnutzung und Rohstoffsicherheit bisher gesamtpolitisch, beispielsweise in Wahlkämpfen, kaum Beachtung fanden.

Ein gutes Leben ist auch mit nachhaltigem Ressourcenverbrauch möglich – dies zeigen nicht nur die zahllosen noch ungenutzten Möglichkeiten, sondern auch die wesentlich niedrigeren Materialfußab­drücke von Ländern mit hohem Lebensstandard wie den Niederlanden, die bereits stärker an der Kreislaufwirtschaft arbeiten. Dazu braucht es aber entschlossenes ­Handeln – und nicht nur gute Theorie.    

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Bibliografische Angaben

Internationale Politik 2, März/April 2024, S. 52-57

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Themen und Regionen

Susanne Langsdorf koordiniert das Themenfeld Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft am Ecologic Institute in Berlin.

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