Drei Fragen an...

29. Apr. 2024

Drei Fragen an ... Volker Perthes

UN-Sonderbeauftragter für Sudan und Leiter von UNITAMS (2021–2023)

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Bild: Porträt Volker Perthes
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1. Der Machtkampf im Sudan hat sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet. Was sind die schlimmsten Auswirkungen? 

Die beiden kriegführenden Parteien haben immer mehr neue Kämpfer auf ethnischer und Stammesgrundlage mobilisiert: Das zerstört die Fundamente staatlichen und gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Zukunft.

Aktuell schlimmste Folge ist die humanitäre Katastrophe: 6,5 Mio. Binnenvertriebene und über 1,9 Mio. Flüchtlinge; akuter Hunger, der heute schon 18 Mio. Menschen betrifft, und eine drohende Hungersnot, die im Herbst ein Höchstmaß erreichen dürfte, weil kriegsbedingt nicht gesät und geerntet wird, Transportwege unterbrochen sind. Zudem wächst eine Generation von Kindern heran, die nicht mehr zur Schule geht.

2. Ende Februar lief die UN-Mission UNITAMS aus – woran scheiterte sie?

UNITAMS wurde als Unterstützungsmission für den Übergang zu demokratischer Regierungsführung und nachhaltigem Frieden eingerichtet. Schon der Militärputsch 2021, der von der Sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces gemeinsam ausgeführt wurde, beendete die Transition. UNITAMS konnte Verhandlungen zwischen Militärs und Zivilisten unterstützen, zur Deeskalation beitragen und warnen. Aber keine politische Mission kann zwei Armeen davon abhalten, Krieg zu führen. Und solange die Kriegsparteien genügend Ressourcen und externe Unterstützung haben, um den Krieg fortzusetzen, haben solche Bemühungen wenig Chancen.

3. Welche Rolle können die Nachbarstaaten und die internationale Gemeinschaft spielen?

Humanitäre Hilfe ist notwendig; die generöse Bereitschaft auch armer Nachbarstaaten wie Tschad oder Südsudan, Flüchtlinge aufzunehmen, ist bemerkenswert. Nicht hilfreich sind konkurrierende Initiativen, Pläne und Verhandlungsformate der Nachbar- und Regionalstaaten, regionaler Organisationen und anderer internationaler Akteure. Ein gemeinsames Vorgehen der regionalen und internationalen Gemeinschaft zur Kriegsbeendigung müsste 
auch darauf abzielen, die ­Ressourcen auszutrocknen, ­die 
den Krieg weiter befeuern. Hier gilt: keine Rüstungslieferungen in den Sudan, keine Goldimporte mehr aus dem Sudan – sie finanzieren den Krieg. 

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Bibliografische Angaben

Internationale Politik 3, Mai/Juni 2024, S. 8

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