IP Special

04. Nov. 2022

Die nachhaltigen Neun

Good Practice- Beispiele aus Deutschland und aller Welt

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Ein frühlingshaft grüner Wald
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1. Bürgerenergie in Friesland

Der Sammelbegriff „Bürgerenergie“ steht für verschiedene Formate, mit deren Hilfe die Energiewende über demokratisch-partizipative, lokal verankerte Projekte gefördert und so eine Antwort auf das bekannte „Akzeptanzproblem“ gegeben wird. Ein Beispiel ist die 324-Einwohner-Gemeinde Reußenköge in Schleswig-Holstein. Hier ist einer der welweit größten Windparks in Bürgerhand entstanden. Über 80 Windkraftanlagen erzeugen mehr als 750 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom pro Jahr. Der Bürgerwindpark wird gemeinschaftlich von der Gesellschaft BWP Reußenköge GmbH & Co. KG betrieben, an der fast alle Einwohner der Gemeinde mit Eigenkapital ­beteiligt sind.

2. Elektrofähre „Ellen“

Erst kürzlich brach sie ihren eigenen Weltrekord: Mit einer einzigen Batterieladung fuhr „Ellen“ 92 Kilometer am Stück über die Ostsee. „Ellen“ – das ist eine vollständig elektrisch betriebene Passagierfähre aus Dänemark, die zwischen den beiden süddänischen Inseln Als und Ærø verkehrt. Seit ihrer Inbetriebnahme 2019 ist sie die Elektrofähre mit der weltweit größten Reichweite. Im Vergleich zu Fähren, die mit fossiler Energie betrieben werden, spart diese Elektrofähre pro Jahr rund 2000 Tonnen Kohlendioxid.

3. Grüne Suchmaschine   

Als Start-up-Unternehmen von dem Betriebswirt Christian Kroll gegründet, ist die Online-Suchmaschine Ecosia heute eine echte Alternative zum Marktgiganten Google – und dabei auch noch nachhaltig. Ecosia verwendet einen Großteil der Einnahmen aus Suchanfragen, um an verschiedenen Orten in der ganzen Welt Bäume zu pflanzen. Konkret unterstützt das Unternehmen lokale Organisationen etwa bei Aufforstungsprojekten. Mit bislang über 156 Millionen gepflanzten Bäumen ist Ecosia ein Vorbild für die Digitalbranche.

4. Lastenräder in Ghana

Mobilität ist ein Schlüsselfaktor im Übergang zu nachhaltigen Gesellschaften. Ein Pilotprojekt der Siemens-Stiftung und des Impact Hub Accra fördert elektrische Lastenfahrräder als Beitrag zur Verkehrswende in Ghana. In der Hauptstadt Accra und der viertgrößten Stadt Tamale wird die lokale, ressourcenschonende Herstellung der Räder an ein sozialunternehmerisches Modell gebunden, das Klimaschutz und Soziales zusammendenkt. So soll die Elektromobilität besonders Frauen nachhaltige Arbeits- und Ausbildungsperspektiven eröffnen und auch für Geringverdiener erschwinglich sein.

5. Mangrovenpflanzung in Indonesien

Sich dort für den Klimaschutz einzusetzen, wo die Folgen des Klimawandels am deutlichsten zu spüren sind, ist das Ziel des Unternehmens „First Climate“. An vielen Orten in der Welt betreibt die Firma Projekte für den Klimaschutz, etwa in ­Indonesien. Dort werden an den Küsten des Landes Mangrovenwälder gepflanzt. Die Mangrove hilft nicht nur, als eine Art Barriere die Küsten vor Überschwemmungen zu schützen, sondern funktioniert auch als natürliche CO2-Senke.

6. Moore als Klimaschützer

Moore sind natürliche Klimaschützer, denn sie speichern erhebliche Mengen an erdgebundenem Kohlenstoff. Gleichzeitig tragen sie zu Biodiversität und Artenvielfalt bei. Werden die Moore jedoch entwässert, setzt das Treibhausgase frei und zerstört den natürlichen Lebensraum des Moores. Das „Greifswald Moor Centrum“ setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt und die Wiedervernässung von Mooren ein. Es betreibt Forschungsprojekte in Deutschland und weltweit und leistet damit wichtige Aufklärungsarbeit.

7. Schwimmende Schule in Nigeria

Makoko, das „Venedig der Armen“, liegt in der Lagune von Lagos und zählt zu Nigerias bekanntesten Slums. Die rund 100 000 Bewohnerinnen und Bewohner leben größtenteils in Pfahlhütten im Wasser. In dieser Situation gab der einheimische Architekt Kunlé Adeyemi Makoko im Jahr 2013 mit seiner „schwimmenden Schule“ eine Zukunftsperspektive. Die dreistöckige, A-förmige Konstruktion der Schule verbindet soziale und ökologische Aspekte. Adeyemi setzte auf nachhaltige, regionale Baumaterialien und ermöglichte mehr als 100 Kindern Ausbildung und Gemeinschaftserlebnisse.

8. Sonnenenergie in der Arktis

Die ländliche Gemeinde Old Crow liegt im kanadischen Yukon, nördlich des Polarkreises. Aufgrund ihres entlegenen Standorts war sie lange abhängig von eingeflogenem Diesel. 2008 hat die ansässige indigene Bevölkerung, die „Vuntunt Gwitchin First Nation“, eine Initiative für den kommunalen Übergang zu grünen Energiealternativen gestartet. In diesem Rahmen wurde das Projekt einer Solarfarm umgesetzt. Heute stehen über 2000 Solarpanels in der 250-Einwohner-­Gemeinde, und ein weiterer Ausbau ist geplant; die Sonnenenergie spült ganz nebenbei auch noch Geld in die Gemeindekasse.

9. Urban Gardening

Gerade Städte heizen sich mit fortschreitendem Klimawandel immer weiter auf. Mit der Methode des Urban Gardening kann hier zum Teil Abhilfe geschaffen werden: Durch die Begrünung von Städten entstehen zwischen Asphalt und Beton regelrechte grüne Oasen. Forscher der Initiative „­inFarming“ des Fraunhofer-Instituts widmen sich seit zehn Jahren dem Thema „gebäudeintegrierte Landwirtschaft“. Sie versuchen, Wege zu finden, wie Hausfassaden oder Dächer für den Anbau von Pflanzen genutzt werden können. Das dient dann nicht nur der Produktion von Lebensmitteln – es hat positive Auswirkungen auf das Klima, denn Pflanzen reinigen und kühlen die Luft.

 

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Bibliografische Angaben

Internationale Politik Special 6, November 2022, S. 34-37

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Zusammengestellt von Hannah Dorgeist und Alina-Sophie Ober

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